Mission Sphinx: Thriller
war wie ein Alptraum.
Es herrschte ein fürchterliches Gedränge; schnell zu laufen war dabei so gut wie unmöglich. So kämpften sie sich durch den Basar und hinterließen ein totales Chaos. Nach zehn Minuten hatten sie das Gewirr der Gassen hinter sich gelassen, die Menschen wurden weniger. Halder verlangsamte seinen Schritt.
Sie waren beide außer Atem. Halder sah sich öfter um, aber niemand schien sie zu verfolgen, doch er wußte, daß dies nicht so bleiben würde.
Gleich darauf wurde sein Verdacht bestätigt. Das schrille Kreischen eines Motorrades kam näher. Er zog Rachel in eine übelriechende Einfahrt hinein. »Beweg dich nicht. Sei absolut still.«
Ein Militärpolizist auf einem Motorrad fuhr in hohem Tempo vorbei und gleich dahinter ein zweiter. Halder wartete, bis sie fort waren, und blickte dann vorsichtig auf die Straße hinaus. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich glaube, im Augenblick sind wir ihnen entkommen. Aber hier können wir nicht bleiben. Nimm meinen Arm, als ob wir einen Spaziergang machen würden.«
Sie bogen in ein weiteres Viertel mit kleinen Gäßchen ein und gingen Richtung Meer. Einige Minuten später standen sie wieder auf der Corniche. Halder sah keine Kontrolle und ging mit Rachel zu einer der Bänke auf der Promenade.
Er sah die Anspannung in ihrem Gesicht. »Wir können nicht lange hierbleiben. Und je länger wir hier im hellen Tageslicht herumlaufen, desto eher werden sie uns erwischen.«
»Was können wir tun?«
»Wie wir gesehen haben, ist es völlig unmöglich, mit dem Zug nach Kairo zu gelangen. Du kannst sicher sein, daß Harry und seine Freunde aber auch alle Ausfahrtstraßen abriegeln werden. Nach Raschid werden wir also auch nicht durchkommen. Sobald es dunkel ist, müssen wir uns aus der Stadt in die Wüste hinausstehlen. Das ist jetzt die einzige Hoffnung, die uns noch bleibt.«
»Wie kommst du auf Raschid?«
»Ach, davon weißt du ja noch gar nichts.« Er erklärte die Sache mit dem Boot. »Das sollte ein Ausweg sein, falls wir in Schwierigkeiten geraten. Aber das nutzt uns nun auch nichts mehr.«
»Aber du hast selbst gesagt, daß es Selbstmord ist, es durch die Wüste zu versuchen.«
»Ich fürchte, wir haben keine Wahl.« Er entfaltete seine Karte. »Wenn wir ein passendes Fahrzeug stehlen können, einen Lastwagen vielleicht, und in der Dunkelheit eine Lücke in der Kette aus Straßensperren finden, dann könnten wir es schaffen.
Sie können unmöglich die ganze Stadt abriegeln. Die Stadtgrenzen sind zu ausgedehnt, sie haben einfach nicht genug Personal. Also muß es irgendwo unbewachte Stellen geben. Wir müssen sie nur finden.«
»Und was tun wir bis dahin?«
»Wir brauchen einen sicheren Ort, wo wir bis heute nacht bleiben können. Dort werden wir unser Vorgehen in Ruhe planen.« Halder stand auf und sah sie an. Sie sah plötzlich sehr verletzlich aus. »Es tut mir leid, Rachel. Es tut mir leid, daß ich dich in diese Situation mit hineingezogen habe.«
»Was - was da im Bahnhof passiert ist - mit Harry - ich kann es immer noch nicht glauben. Ich zittere immer noch innerlich.«
Er streichelte ihr sanft über die Wange, und sein Gesichtsausdruck verriet, daß er versuchte, seine eigenen Gefühle unter Kontrolle zu behalten. »Ich auch. Aber laß uns jetzt nicht darüber reden. Bitte!«
Entlang der Corniche gab es eine endlose Zahl von Hotels, Pensionen und Bordellen. Der Baustil war sehr britisch, spätviktorianisch, aber die meisten Häuser waren heruntergekommen und hätten eine Renovierung dringend nötig gehabt.
Rachel betrachtete die Hotels. »Die Armee wird garantiert alle Hotels und Pensionen durchsuchen. Wir sind nirgendwo sicher.«
Halder zwang sich zu einem mutigen Lächeln. »Das ist wahr.« Das Lächeln verschwand, und sein Gesicht wurde ernst.
»Aber ich habe eine Idee. Es ist ein bißchen gewagt, doch es ist wahrscheinlich unsere einzige Hoffnung. Es könnte funktionieren, wenn wir beide die damit verbundene Peinlichkeit aushalten.«
Es war schwer zu glauben, daß Gabrielle Pirou einmal zu den begehrenswertesten Frauen Marseilles gehört hatte. Sie sah verbraucht aus und versuchte dies unter einer dicken Schicht Rouge und Makeup zu verstecken. Ihre Lippen waren ein Strich aus rotem Lippenstift, der hier und da auf ihre Zähne abgefärbt hatte. Außerdem hinkte sie stark, doch ihre schlanke Figur und ihre sinnlichen, mediterranen Augen erinnerten noch an ihre einstige Schönheit. In all den Jahren hatte es kein
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