Mission Sphinx: Thriller
konnten sie sich nach Herzenslust vergnügen.
»Bitte kommen Sie doch herein. Es ist sehr voll heute nachmittag, daher bin ich nicht sicher, ob wir Ihnen sofort helfen können.«
Gabrielle brachte sie in ein Wohnzimmer, das - im Gegensatz zu der schwülen Atmosphäre des Salons - sehr fröhlich dekoriert war. Mehrere Vasen mit frischen Blumen standen dort, und an den Wänden hingen geschmackvolle arabische Drucke.
Gabrielle musterte die Frau aufmerksam. Sie war sehr hübsch, trug aber etwas zuviel Makeup für ihren Typ. Gabrielle war stolz auf ihre Menschenkenntnis, und gewöhnlich verrieten ihr die Augen viel über andere Menschen, aber aus diesen wurde sie einfach nicht schlau. Diese Augen waren unergründlich. Der Mann war in der Hinsicht einfacher zu beurteilen. Er machte einen ehrlichen Eindruck und sah trotz seiner Zivilkleidung wie ein Offizier aus.
»Haben Sie keine Hemmungen, Madame Pirou Ihre Wünsche mitzuteilen.« Gabrielle lächelte die beiden freundlich an. Sie wollte, daß sie sich wohl fühlten. »Wir haben für jeden Geschmack etwas. Solange jemand bezahlen kann.«
Es war eher eine vorsichtige Frage als eine Feststellung, und der Mann nickte. »Selbstverständlich.«
»Und womit kann Madame Ihnen dienen?«
Der Mann schien noch immer unsicher zu sein, aber er gab sich große Mühe, es zu verbergen. »Wir würden gern den Abend mit einer ihrer Damen verbringen. In einem separaten Zimmer natürlich.«
»Ah, etwas, was Ihrem Liebesleben ein wenig Würze verleiht, nicht wahr?« Gabrielle sah ihn an. »Aber ein Abend dauert ziemlich lange.«
»Geld ist kein Problem.«
Gabrielle freute sich über die Aussicht auf ein gutes Geschäft.
»Dann bin ich sicher, daß wir Madame und Monsieur behilflich sein können. Eine meiner entzückendsten jungen Damen wird Ihnen gleich zur Verfügung stehen. Sie hat durchaus Erfahrung mit solchen Situationen - sie ist sehr gefühlvoll und wirklich schön. Aber Sie können natürlich auch ein anderes Mädchen wählen, wenn sie Ihnen nicht zusagt.«
»Nein. Ich bin sicher, daß wir mit Ihrer Wahl zufrieden sein werden.«
»Die Dame wird fünf ägyptische Pfund pro Stunde für ihre Dienste berechnen.«
»Wie lange können wir bleiben?«
Gabrielle lachte und winkte ab. »Solange Sie wünschen, chéri
- vorausgesetzt, Sie zahlen im voraus. Wenn Sie jetzt bitte hier entlang kommen würden, dann werde ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen und Ihnen gleich eine Flasche Champagner kommen lassen. Die junge Dame schicke ich in einigen Minuten zu Ihnen, und dann können Sie Ihren Abend ungestört genießen.«
»Wir wären gerne noch eine Weile für uns, Madame. Wenn Sie verstehen…«, wandte Halder ein.
»Oh, oui: Aber sicher, dann wird die junge Dame in etwa einer Stunde zu ihnen kommen?« Gabrielle bemühte sich stets, ihren Gästen alle Wünsche zu erfüllen.
»Ja, vielen Dank.« Halder war zufrieden.
43
Alexandria 15.45 Uhr
Weaver stand allein am Fenster in Myers’ Büro.
Er fühlte sich ganz benommen, als ob er gerade aus einer Betäubung erwachen würde. Sein Mund war trocken, seine Stirn glänzte vor Schweiß. Draußen auf dem Hof stiegen Dutzende von bewaffneten Soldaten in Lastwagen. Myers und ein paar andere Offiziere gaben den Männern Anweisungen. Eine massive Suchaktion lief gerade an, die ganze Stadt sollte durchkämmt werden.
Weaver drehte sich um, setzte sich an den Schreibtisch und legte den Kopf in die Hände. Einen Augenblick lang überwältigte ihn die ganze Situation. Wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, er hätte es niemals geglaubt. Das Paar vor dem Bahnhof waren Jack Halder und Rachel Stern gewesen. Es bestand auch nicht der geringste Zweifel, daß sie es gewesen waren, die am Morgen den Sergeant in El Hauwariya zum Narren gehalten hatten. Für ihn machte das alles überhaupt keinen Sinn. Die ganze Sache war einfach völlig verrückt. Er zitterte, und er stand noch immer unter Schock. Die Toten standen nicht auf und liefen herum, und trotzdem hatte er eine Tote gesehen.
Er hatte Rachel gesehen. Er hatte ein Gesicht gesehen, das er jeden Tag der letzten vier Jahre vor sich gesehen hatte, ein Gesicht, über das er geweint hatte. Zunächst hatte er geglaubt zu träumen oder vielleicht eine Doppelgängerin vor sich zu haben.
Aber als er auch Jack Halder erkannte, wußte er, daß es keine Halluzination war. Weaver zweifelte an seiner geistigen Gesundheit, aber es gab schließlich Zeugen, und sie waren verwundet. Das Ganze war keine
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