Mission Sphinx: Thriller
geflogen ist, in die Luft zu sprengen. Es ist ein wahres Wunder, daß die Bombe nicht explodiert ist.«
»Du lieber Gott.« Canaris wurde blaß. »Das kannst doch nicht dein Ernst sein.«
»O doch, so leid es mir tut. Ist es nicht unglaublich, daß jemand, der einen Eid auf den Führer geschworen hat, sich seinen Tod wünschen könnte? Aber wir werden sie schon finden, mach dir keine Sorgen, selbst wenn wir jeden Soldaten des Heeres, der Marine und der Luftwaffe verhören müssen.«
Schellenberg drehte sich um, steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie an und blies den Rauch zur Decke hinauf.
»Aber nun zur Sache. Die letzten Berichte von meinen SD-Agenten in Persien und im Nahen Osten sind ziemlich interessant. Es sieht ganz so aus, als würden sich die Staatsoberhäupter der Alliierten tatsächlich in Kairo und in Teheran treffen, wie wir ja schon vermutet haben. Und wie du sehr wohl weißt, hat Roosevelt die Entscheidung, wie die bevorstehende Invasion Europas vor sich gehen soll, noch nicht getroffen.«
Canaris zwang sich dazu, die beunruhigende Szene auf dem Hof nicht weiter zu verfolgen. Ein Schauer lief ihm plötzlich über den Rücken, und er seufzte tief, als ob er wüßte, was jetzt kommen würde. »Warum habe ich dieses Gefühl, daß es schon wieder um einen deiner exotischen Pläne geht?«
Schellenberg grinste. »Mein lieber Wilhelm, sie sind die Grundlage meiner Existenz. Was wäre das Leben ohne ein paar raffinierte Intrigen? Dadurch wird es doch erst interessant.«
»Dann erzählst du es mir wohl besser.«
»Sag mir zuerst, was du von Präsident Roosevelt hältst.«
Canaris zog eine Augenbraue in die Höhe. »Was soll das? Ist das eine Fangfrage, um mich zu hängen?« Das Verhältnis der beiden deutschen Geheimdienste war nicht immer ungetrübt, und Canaris hatte den unangenehmen Verdacht, daß man ihm eine Falle stellen wollte.
»Im Gegenteil. Es ist eine einfache Frage, und ich rechne mit einer ehrlichen Antwort.«
Canaris zuckte die Achseln. »Ich muß zugeben, daß ich mich eines bestimmten Respekts für den Mann nicht erwehren kann, obwohl er unser Feind ist. Ein Krüppel, der sein Leben lang unter starken Schmerzen leidet, an den Rollstuhl gefesselt ist und es trotzdem schafft, drei Amtsperioden lang Präsident zu bleiben, verdient meines Erachtens eine gewisse Bewunderung.
Was die Meinung des amerikanischen Volkes angeht, so hat es wahrscheinlich seit Lincoln keinen Präsidenten mehr gegeben, den sie so verehren. Er hat ihre Wirtschaft fast im Alleingang aus der tiefsten Depression herausgerissen, und dafür zollen sie ihm Respekt, auch wenn wir Deutschen ihn hassen, weil er dafür verantwortlich ist, daß Amerika in den Krieg eingetreten ist und unsere Städte in Schutt und Asche legt.«
»Eine ehrliche Einschätzung.« Schellenberg stand auf, kam um den Schreibtisch herum und setzte sich auf die Kante. »Was weißt du über meinen Top-Agenten in Kairo?«
»Ich nehme an, du meist Nachtigall? Nur, daß er angeblich der beste sein soll, den du je hattest.«
Schellenberg lachte und schüttelte den Kopf. »Vergiß Nachtigall, das liegt schon lange zurück. Ich spreche von der Gegenwart.«
»Darüber weiß ich absolut gar nichts, da du die neuesten Informationen stets für dich behältst.«
Schellenberg lächelte. »Aber die Zeiten ändern sich, und jetzt ist es an der Zeit, zusammenzuarbeiten. Im Moment sieht es für uns nicht sehr gut aus. Manche sagen sogar, daß wir den Krieg verlieren werden.«
Canaris hob die Augenbrauen und erwiderte ruhig: »Diese Auffassung würde ich lieber nicht so laut aussprechen, Walter.
Falls du deiner Karriere nicht Lebewohl sagen willst und vermeiden möchtest, daß man deinen Hoden dort unten im Keller eine neue Form verpaßt.«
Schellenberg warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Das mag ich so an dir, Wilhelm. Mein Wohlergehen liegt dir wirklich am Herzen. Aber zurück zum Thema. Wir haben im Augenblick zwei aktive Agenten in Kairo. Der wichtigste ist ein Mann namens Harvey Deacon alias Besheeba. Er ist in Hamburg geboren und achtundvierzig Jahre alt.«
»Ist er Deutscher?«
»Nein, Engländer. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn man bedenkt, daß er die Alliierten mit soviel Inbrunst haßt.«
»Darf ich fragen, warum?«
»Die Briten waren für den Tod seines Vaters verantwortlich.«
»Das ist allerdings ein hübsches Motiv.«
»Genau. Er besitzt einen Nachtclub und ist Geschäftsmann.
Sonst kann ich dir noch
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