Mission Sphinx: Thriller
Ahnung. Aber du bist gewarnt, sei also vorsichtig.«
Halder steckte den Umschlag in seine Tasche. »Ich werde es versuchen. Aber tu mir einen Gefallen, Willi.«
»Was immer du willst.«
»Paß auf Paul auf, wenn ich weg bin. Und kümmere dich um ihn, wenn ich nicht zurückkomme. Versprichst du mir das?«
»Natürlich.« Canaris legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Viel Glück, Johann. Viel mehr kann ich nicht sagen. Und komm gesund zurück.«
11
Berlin 15. November 19.05 Uhr Das Konzentrationslager von Ravensbrück war 1939 im Auftrag Heinrich Himmlers auf einem trockengelegten Sumpfgelände gebaut worden. Es war eines der ersten Lager für ausschließlich weibliche Gefangene. Zu den Insassen zählten politische Straftäterinnen, Sinti und Roma, Jüdinnen, Prostituierte, weibliche Kriegsgefangene, alliierte Spione und Mitglieder der Widerstandsbewegung.
Es war dunkel und regnete an dem Abend, als der Mercedes in Potsdam von der Autobahn abbog und in nördlicher Richtung weiterfuhr. Halder saß auf dem Rücksitz und trug einen Trenchcoat aus schwarzem Leder und einen weichen Filzhut. In der Dunkelheit blitzte immer wieder das Flakfeuer auf, und in den nördlichen Vororten Berlins gab es zahllose Brandherde.
»Was für eine scheußliche Nacht«, sagte er zu dem Fahrer.
Der Feldwebel drehte sich um. Hut und Ledermantel seines Passagiers ließen auf einen Mitarbeiter der Gestapo schließen.
»Und es wird noch schlimmer werden, so wie es aussieht. Die Alliierten haben uns die letzten drei Nächte bombardiert.
Gefährliche Zeiten, in denen wir leben.«
Halder kurbelte das Fenster herunter, als der Mercedes die Hauptstraße verließ und nach links abbog. Auf einem Schild stand RAVENSBRÜCK, und auf einem weiteren Schild darunter: DURCHFAHRT VERBOTEN!
Schließlich fuhren sie auf ein schweres Holztor am Ende der Straße zu. Rechts und links sah man einen hohen Stacheldrahtzaun und etwas weiter weg einen Wachturm. Halder lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, und aus einem unerklärlichen Grund klopfte sein Herz wie wild in seiner Brust.
Zwei SS-Männer in Regenmänteln kamen aus dem Häuschen, einer von ihnen mit einem Schäferhund an der Leine. Der Feldwebel gab ihnen die Papiere, und man ließ sie passieren.
Man stellte ihm ein Zimmer in einer zugigen Holzhütte zur Verfügung, ausgestattet mit einem Tisch und ein paar Stühlen.
Halder war allein, und die Wartezeit schien endlos. Nervös trommelte er mit den Fingern auf dem Tisch. Er hatte ein merkwürdiges Gefühl in der Magengrube, eine Mischung aus Angst und Erregung. Endlich öffnete sich die Tür, und zwei weibliche Wachtposten kamen herein. Rachel ging zwischen ihnen. Sie war blaß und trug die häßliche, gestreifte Uniform der Lagerinsassen. Ihr blondes Haar war kurz geschnitten.
»Guten Abend, Rachel.«
Einen Augenblick lang schien sie nicht zu begreifen, wen sie vor sich hatte. »Jack…?« Trotz der Strapazen ihrer Haft war sie immer noch auffallend schön. Die hohen Backenknochen, die großen blauen Augen und die vollen Lippen waren so faszinierend wie früher. Halder spürte plötzlich eine unerträgliche Enge in der Brust. Er schickte die Wachen fort.
»Lassen Sie uns allein.«
Als die Tür hinter ihnen zufiel, stand Rachel schweigend da und starrte ihn an. Er ging langsam auf sie zu und berührte sanft ihre Wange. »Meine arme Rachel, was haben sie mit dir gemacht?«
»Ich - ich kann einfach nicht glauben, daß du es bist. Ich bin so froh, dich zu sehen.«
Die unerwartete Begegnung war offenbar zuviel für Rachel.
Halder sah Tränen in ihren Augen, und dann lag sie in seinen Armen. Er spürte die Wärme ihres Körpers durch den dünnen Stoff der Lageruniform, und eine Weile standen sie einfach nur da, umarmten sich, als ob sie beieinander Trost suchten. »Ist schon gut. Alles ist gut. Bitte, setz dich.«
Er brachte sie zum Tisch, und sie nahmen Platz. »Es ist schon so lange her. Wie geht es dir?«
Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich lebe. Ich nehme an, es könnte schlimmer sein.«
»Bitte entschuldige, aber ich habe gerade erst erfahren, was mit dir und deinen Eltern geschehen ist. Wenn ich das früher gewußt hätte… «
Er sprach nicht weiter und Rachel sagte: »Bist du deswegen hier?«
»Nein, das ist nicht der Grund. Aber ich würde gern mit dir reden.«
»Reden - über was?«
Er legte den Ordner vor sich auf den Tisch, schlug ihn auf und überflog den Inhalt. »Du hast es nicht leicht gehabt, wenn
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