Mission Sphinx: Thriller
man sich die Berichte ansieht. Seit vier Jahren bist du hier, dein Vater in Dachau. Ich bin sicher, das war schrecklich.«
Einen Augenblick lang antwortete sie nicht, dann funkelten ihre Augen plötzlich vor Zorn. »Für wen arbeitest du, Jack. Für die Gestapo?«
»Nein.«
Sie betrachtete ihn, sah den Hut und den Ledermantel. »Deine Kleidung läßt aber darauf schließen.«
Er schüttelte den Kopf. »Dann war es eine schlechte Wahl, tut mit leid. Ich bin Major bei der Abwehr. Geheimdienst. Ich habe einen Vorschlag für dich, Rachel. Besser gesagt, meine Vorgesetzten haben einen Vorschlag, den ich dir unterbreiten soll. Wie würde es dir gefallen, mit mir zurück nach Ägypten zu gehen?«
Er sah die Verwirrung in ihrem Gesicht. »Hör mir einfach zu.
Ich werde es dir erklären. Möchtest du deinen Vater wiedersehen, und möchtest du, daß ihr beide wieder frei seid?«
Jetzt war sie wirklich durcheinander. »Ja - ja, natürlich.«
»Dann kann ich dir versprechen, daß er aus Dachau entlassen und in ein Privatkrankenhaus verlegt wird, in dem sich hervorragende Ärzte um seine Gesundheit kümmern werden.
Aber das Beste von allem ist, daß ihr beide freigelassen werdet und Deutschland verlassen dürft. Als Gegenleistung mußt du dich nur bereit erklären, an einer geheimen Mission teilzunehmen, eine ziemlich einfache Geschichte. Wir müssen in Kairo an wichtige Informationen gelangen. Du weißt es wahrscheinlich nicht, aber die Stadt ist in der Hand der Alliierten.«
»Ich verstehe nicht. Was für Informationen?«
Halder schüttelte den Kopf. »Das ist Sache des Geheimdienstes und betrifft dich überhaupt nicht. Du mußt zu unserer Tarnung lediglich vorgeben, Mitglied eines Teams von Archäologen zu sein, das wegen des Krieges in Nordafrika festsitzt. So einfach ist das. Ein paar Tage Arbeit, nicht mehr, und dann bist du und dein Vater frei.«
»Auf wessen Wort hin?«
»Auf das Wort Heinrich Himmlers, Reichsführer-SS, und das von Admiral Wilhelm Canaris, Leiter der Abwehr.«
Sie starrte ihn an, als ob er verrückt geworden wäre. Dann lachte sie plötzlich.
»Was ist denn so komisch?« fragte Halder.
»Da würde ich noch eher einen Pakt mit dem Teufel schließen. Du willst, daß ich den Nazis helfe? Wie kann ich ihnen vertrauen nach all dem, was sie mir und meinem Vater angetan haben?«
»Die Antwort ist: Das kannst du nicht. Aber ich würde sagen, wir sitzen im gleichen Boot. Wir stecken beide in der Zwickmühle.«
»Wieso?«
»Das ist eine lange Geschichte, mit der du dich wirklich nicht befassen mußt. Im Augenblick mußt du nur eins tun: dich entscheiden.«
»Und was wird geschehen, wenn ich zustimme?«
»Du wirst entlassen und nach Berlin gebracht, wo du den Rest der Gruppe kennenlernst und exakte Anweisungen erhältst, was man von dir erwartet. Anschließend werden wir nach Ägypten ausgeflogen. Ich müßte lügen, wenn ich dir verschweigen wollte, daß unsere Mission nicht ganz ungefährlich sein wird.
Wenn man dich in einem Gebiet der Alliierten aufgreift, dann wirst du wahrscheinlich als feindliche Spionin erschossen. Aber wenn alles nach Plan verläuft, dann sollten die Risiken minimal sein. Wenn der Einsatz abgeschlossen ist, werden wir wieder nach Deutschland geflogen. Danach werden du und dein Vater freigelassen und innerhalb von vierundzwanzig Stunden auf ein Schiff nach Schweden gebracht.«
»Und wenn ich nicht zustimme?«
Halder stand gemächlich auf und ging zum Fenster. Der Regen lief an der Scheibe hinunter. Er zögerte sehr lange, bevor er sich wieder umdrehte. »Wenn du nicht zustimmst, dann wird man euch beide morgen früh erschießen, so hat man es mir mitgeteilt.«
Sie starrte ihn mit ausdruckslosem Gesicht an, als hätte sie ihre emotionalen Reserven längst verbraucht. Er schüttelte den Kopf, und seine eigene Abscheu war deutlich zu erkennen. »Es tut mir leid, Rachel, ich bin dafür nicht verantwortlich. Ich bin lediglich der Bote, und auch das nicht freiwillig. Aber wenn du mich fragst, ein paar Tage in Ägypten und die Chance auf Freiheit klingen besser als ein Erschießungskommando. Ich weiß, daß du dich fragst, ob diese Versprechen je eingehalten werden. Aber du mußt mir vertrauen, wenn ich dir sage, daß auch ich mich damit begnügen muß, daran zu glauben.«
»Du meinst das wirklich alles ernst, nicht wahr?«
»Ja, sehr ernst. Sicher hast du dich schon gefragt, wo alle diese Extrarationen herkamen und die Lagerärzte, die sich plötzlich um deine
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