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Mission Sphinx: Thriller

Mission Sphinx: Thriller

Titel: Mission Sphinx: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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und suchte die Unterlagen heraus. »Paul Halder, fast drei Jahre alt, von Hamburg aus überführt?«
    »Das ist er.«
    Der Arzt las den Bericht und schüttelte den Kopf. »Es geht ihm nicht gut. Nach der Hautverpflanzung setzt zwar der Heilungsprozeß ein, aber der größte Teil seines Körpers hat Verbrennungen dritten Grades erlitten. Bei solchen Verletzungen kann es sehr lange dauern, bis sie endlich verheilt sind. Und er muß dieses Krankenhaus so bald wie möglich verlassen. Die Bomben der Alliierten sind vor ein paar Tagen in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses gefallen, und das muß ihn schrecklich aufgeregt haben. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was er in Hamburg durchgemacht hat.« Wieder seufzte der Arzt. »Hier steht etwas über die Morphiumdosis, die wir ihm gegen seine Schmerzen verabreichen. Ich nehme an, das ist es, worüber Dr. Weiß mit ihnen sprechen wollte.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wir haben im Augenblick kaum genug Medikamente für unsere Notfälle. Wir werden seine Dosis reduzieren müssen.«
    »Ich bin jeden Tag hier gewesen, seit mein Sohn eingeliefert worden ist«, sagte Halder wütend. »Ich habe gesehen, unter welch schrecklichen Schmerzen er leidet. Wenn Sie das tun, dann wird er noch mehr leiden!«
    »Einer Menge verwundeter Zivilisten ergeht es genauso, Herr Halder, ganz zu schweigen von unseren Truppen. Unsere Fabriken sind von den Bomben zerstört worden - an Medikamenten und medizinischen Produkten herrscht im Augenblick großer Mangel. Die Truppen haben Vorrang, und wir bekommen entsprechend weniger. Und die jüngsten Luftangriffe haben uns an den Rand des Möglichen geführt. Ich kann leider gar nichts tun, fürchte ich.«
    Das Telefon klingelte, und der Arzt nahm ab. »Ja, verdammt noch mal, ich bin ja schon da.« Er knallte den Hörer auf die Gabel. »Hören Sie, es tut mir leid, aber man braucht mich in der Chirurgie.«
    Halder stürmte aus dem Büro und ging auf die Station im zweiten Stock. Es waren viele neue Patienten da und die Station mittlerweile zum Bersten gefüllt, aber er fand das Bett hinter einem Vorhang in der Ecke. Eine erschöpfte Schwester kam ihm mit einer Schale gebrauchter Verbände und Salbe entgegen.
    »Oh, Sie sind es, Herr Halder. Ich habe Pauls Verbände gerade gewechselt. Er schläft jetzt, aber Sie können ruhig hineingehen.«
    Halder schob den Vorhang beiseite und trat neben das Bett.
    Der kleine Junge war von Kopf bis Fuß bandagiert. Seine Haut war an einigen Stellen so schwer verbrannt, daß eine ganze Reihe von Hautverpflanzungen notwendig gewesen waren, besonders an den Beinen, die schwarz wie Kohle ausgesehen hatten. Nur sein Gesicht war unbedeckt, und auch hier war die Haut stellenweise rosa, geschwollen und vernarbt. Seine Augen waren geschlossen, die Wimpern fehlten. Auch sie waren verbrannt. Kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, und selbst im Schlaf war sein Gesicht schmerzverzerrt.
    »Paul, kannst du mich hören?«
    Der Junge gurgelte etwas, aber die Morphiumdosis war sehr hoch und seine Worte vollkommen unverständlich. Es gab einen einzelnen Stuhl neben dem Bett, eine Schüssel mit Wasser und einem feuchten Tuch auf dem Nachttisch. Halder saß lange da, tupfte seinem Sohn mit dem Tuch den Schweiß von der Stirn und starrte sein gequältes Gesicht an. Als er seine bandagierten Hände berührte, stöhnte der Junge selbst im Schlaf. Es war zutiefst erschütternd, ein Kind so entsetzlich leiden zu sehen und nichts daran ändern zu können. Die Verzweiflung überwältigte ihn beinahe, und Halder war den Tränen nahe.
    Eine junge Schwester steckte den Kopf zum Vorhang herein.
    »Sind Sie Major Halder?«
    Er wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ja.«
    »Da ist ein Herr, der Sie sehen möchte. Er wartet unten im Besucherzimmer.«
    Als er hinunterging, sah er Wilhelm Canaris auf einer der Bänke sitzen. Er trug Zivilkleidung: einen schäbigen dunklen Anzug, Mantel und Hut. Er stand auf und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Johann, ich freue mich, dich zu sehen.«
    Halder griff nicht nach Canaris’ Hand, und der Admiral sagte:
    »Ich kann mir vorstellen, daß du nicht gerade begeistert bist, mich zu sehen. Ich nehme an, du hast Schellenberg getroffen?«
    »Ja, und?«
    Canaris zeigte hinaus auf den Garten. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir nach draußen gingen? Ich möchte nicht, daß uns jemand hört.«
    Der Admiral ging voraus und folgte dem Weg, bis sie hinter einer kleinen Baumgruppe angekommen waren. Als sie noch

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