Mission Sphinx: Thriller
Ende des Ganges. Niemand wird dich sehen, wenn du gut aufpaßt. Ich wünsche dir eine gute Nacht, Cousin.«
Sie küßten sich, und Tarik war vorsichtig mit der verletzten Wange. Als Hassan allein war, zog er sich aus. Er lag da in der Dunkelheit und hielt sich mit der Hand die schmerzende Wange.
Mit der Zunge fuhr er über die zwei wunden Höhlen im Zahnfleisch, wo einmal Zähne gewesen waren. Er kochte vor Wut und sann auf Rache.
Eines war sicher, ganz gleich, was Deacon gesagt hatte: Der amerikanische Offizier würde teuer bezahlen.
14
Kairo 15. November 15.00 Uhr Weaver ließ den schweren Packen Papier auf den Tisch fallen, zog sich die Jacke aus, krempelte seine Hemdsärmel hoch und machte sich an die Arbeit.
Es waren Akten über Sympathisanten der Achsenmächte, zumindest über die, die im GHQ bekannt waren. Nach der Niederlage des Afrikakorps waren zwar alle bekannten deutschen Spione in Ägypten verhaftet worden, aber es gab noch viele V-Männer, Vertrauensmänner, wie die Deutschen sie nannten.
Weaver hatte die Akten über die bekanntesten Agenten gelesen. 1942 hatte die Abwehr einen Spion auf einem U-Boot nach Nordafrika gebracht und vor der libyschen Küste abgesetzt.
Er hieß John Eppler und war in Alexandria als Kind eines Deutschen und einer Ägypterin geboren. Er hatte ein Funkgerät und einen Koffer voller gefälschter Sterling-Geldscheine, Ein-Pfund- und Fünf-Pfund-Noten, dabei. Ein in Ungarn geborener Forscher, Graf Almasy, führte ihn über l700 Meilen durch die Wüste bis nach Kairo. Dort trat Eppler in der Verkleidung eines reichen jungen Arabers auf und mietete ein luxuriöses Hausboot auf dem Nil, auf dem der Champagner in Strömen floß. Er umgab sich mit einer Gruppe von verführerischen Frauen, die er auf die ahnungslosen Offiziere der Alliierten ansetzte, um strenggeheime Informationen aus ihnen herauszulocken. Daphne du Mauriers Buch Rebecca benutzte er zur Kodierung der Informationen, die er Rommel zukommen ließ, bis man ihn im GHQ schließlich entlarvte, weil sich die gefälschten Banknoten zu ihm zurückverfolgen ließen.
Es gab allerdings sehr viel mehr Sympathisanten als echte Agenten. Unter ihnen gab es Kellner, Barmädchen und Hotelportiers, Bauchtänzerinnen und Taxifahrer, aber ebenso kleinere Diplomaten und neutrale Geschäftsmänner, Offiziere der ägyptischen Armee mit faschistischen Neigungen und sogar hochgestellte Mitglieder der ägyptischen Regierung. Einige waren Nationalisten - moslemische Extremisten oder Patrioten, die die Deutschen unterstützten, um die Briten loszuwerden -, andere waren aus Abenteuerlust oder für Geld für die Deutschen. Auch in der einhunderttausend Mitglieder umfassenden ausländischen Gemeinde in Kairo vermutete man eine ganze Reihe von Sympathisanten. Einige waren Kriegsflüchtlinge oder Vertriebene, die von den Nazis eingeschleust worden waren, oder auch solche, die freiwillig die Deutschen unterstützten.
In der Krise im Frühling und Sommer 1942, als die Briten mit einer Niederlage rechnen mußten, hatten diese etliche Personen interniert, die im Verdacht standen, für die Achsenmächte zu arbeiten. Aber viele der Verdächtigen waren entkommen, weil es entweder nicht genügend Beweise gegen sie gab und man sie daher nicht festhalten konnte, oder weil sie rechtzeitig das Land verlassen hatten, bevor man sie verhaften konnte. Es waren die Akten dieser Leute, die Weaver jetzt einzeln durcharbeitete. Für General Clayton war es einfach, ihn zu beauftragen, den arabischen Agenten ausfindig zu machen. Doch die Suche selbst würde schwierig werden. Wer war er, welche Tarnung benutzte er, wie war die Art und Weise, mit der er vorging? Doch Weaver war fest entschlossen, den Mann zu finden, der versucht hatte, ihn zu töten.
Vier Stunden später hatte er zwar noch immer nicht alle Akten durchgesehen, aber er hatte bereits eine Gruppe von sechs Nazi-Sympathisanten in die engere Wahl gezogen - fünf Ägypter und einen türkischen Geschäftsmann -, deren Beschreibungen alle eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Araber aufwiesen.
Es klopfte an der Tür, und Helen Kane kam herein. Sie trug einen Emaillebecher mit Kaffee. »Ich dachte, Sie könnten den wohl gebrauchen.«
»Danke. Ist Ihr Dienst nicht schon längst vorbei?«
»Ich wollte gerade gehen. Fühlen Sie sich schon besser?«
Weaver hatte die Anweisung der Ärztin auf Bettruhe ignoriert und bezahlte jetzt den Preis dafür: Sein Hals brannte wie Feuer.
»Nicht besonders«, antwortete
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