Mission Sphinx: Thriller
Frauen lehnten an den Brüstungen von winzigen Baikonen und fächelten sich mit Papierfächern Luft zu. Die meisten waren Ägypterinnen, aber auch einige dunkelhäutige Nubierinnen und Sudanesinnen waren darunter. Sie alle boten den Männern unten auf der Straße ihre körperlichen Reize dar, während die arabischen Zuhälter mit den Kunden verhandelten. »Hallo, mein Freund, gefällt dir das Mädchen? Sehr nett, sehr sauber. Zum Sonderpreis.«
Weaver winkte sie fort. Hin und wieder kam auch er hierher -
wie viele der Offiziere und Soldaten, ob verheiratet oder ledig -, aber er fühlte sich danach immer nur leer. Wenn er ehrlich war, mußte er zugeben, daß er nach mehr als vier Jahren noch immer nicht über Rachel Stern hinweg war. Es schien der eine Moment in seinem Leben gewesen zu sein, wo er wirklich jemanden begehrt hatte und heftig verliebt gewesen war. Alles danach war so viel weniger intensiv gewesen. Er verwarf solche Gedanken und sagte sich, daß er sich freute, Helen Kane zu sehen.
Für einen Offizier oder einen Soldaten war ein Spaziergang durch die Straßen Kairos gleich einem Hindernisrennen.
Abgesehen von den Zuhältern gab es noch kranke alte Männer, Straßenverkäufer und erbarmungswürdige Bettlerinnen mit weinenden Babys, auf deren schmutzigen Gesichtern die Fliegen saßen. Schuhputzjungen liefen neben jedem her, der auch nur halbwegs ausländisch aussah, und boten ihre Dienste an.
Plötzlich schoß ihm die Frage durch den Kopf, welche Chance sie schon hatten, in einer solch chaotischen, überfüllten Stadt einen feindlichen Agenten zu finden.
Fünf Minuten später stand er vor Helen Kanes Tür. Sie hatte eine hübsche Wohnung mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnzimmer und einer winzigen Küche. Ein Wagen mit Getränken und Gläsern stand im Wohnzimmer. Helen trug noch immer die Uniform, als er eintrat.
»Jenny, mit der ich mir die Wohnung hier teile, ist für eine Woche nach Alexandria gefahren.« Jenny sei Sekretärin im amerikanischen Hauptquartier, erklärte sie weiter. »Sie hat einen Captain der Royal Air Force kennengelernt, der ihr gewaltig den Kopf verdreht hat. Bitte bedienen Sie sich bei den Getränken.
Ich wollte mich gerade duschen und umziehen.«
Als sie aus dem Zimmer gegangen war, goß sich Weaver einen Scotch ein. Der stechende Schmerz verdarb ihm langsam die Stimmung, und er nahm zwei Morphiumtabletten, die er mit dem Scotch hinunterspülte. Dann sah er sich in der Wohnung um. Eine Menge Bücher standen in den Regalen, die meisten davon über Ägypten, und ein paar Romane. Eine Fotografie fiel ihm auf, die ebenfalls im Regal stand. Darauf war ein attraktiver Mann in Marineuniform abgebildet. Es war heiß im Zimmer, und als Helen Kane zurückkam, trug sie einen dunkelblauen Rock und eine weiße Bluse. Ihr Haar fiel offen auf ihre Schultern herab. Es war das erste Mal, daß Weaver sie ohne Uniform sah - selbst auf der Party im Shepheards hatte sie Khaki getragen -, und die Veränderung war erstaunlich.
»Was ist denn?« fragte sie.
»Sie sehen so anders aus, das ist alles.«
»Sie meinen, ich sehe nicht mehr aus wie ein Nachrichtenoffizier?«
»Ich meine, Sie sehen - sehr hübsch aus.«
Sie wurde rot. »Danke.« Sie goß sich einen Drink ein und setzte sich neben ihn. »Glauben Sie, daß wir diesen arabischen Spion finden?«
»Das müssen wir, wir wissen ja nicht, was er vorhat. Er hat ja noch das Funkgerät. Damit könnte er mit Berlin in Kontakt treten oder mit einer Zwischenstation, die seine Meldungen weiterleitet.«
Weaver stellte sein Glas hin und sah wieder das Foto im Regal an, aber bevor er fragen konnte, sagte sie: »Peter war mein Freund. Er war auf Kreta stationiert, als die Deutschen die Insel eingenommen haben, vor über zwei Jahren. Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.«
»Das tut mir leid.«
»Ich bin darüber hinweg, aber es hat sehr lange gedauert.«
»Erzählen Sie mir von sich.«
Sie lächelte, und Weaver fragte: »Was ist denn daran so komisch?«
»Daß Sie mir eine so persönliche Frage stellen. Nach all der militärischen Förmlichkeit im Büro muß ich mich erst daran gewöhnen. Aber da gibt es nicht viel zu erzählen, was mich betrifft. Mein Vater hat für eine britische Kanzlei in Kairo gearbeitet und hier meine Mutter getroffen. Wir haben hier gelebt, als ich ein Kind war, und sind später nach England gezogen.«
»Wo ist Ihr Vater jetzt?«
»Er ist gestorben, als ich zwölf Jahre alt war.«
»Und Ihre Mutter?«
»Sie lebt in
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