Mission Sphinx: Thriller
Stirn - wie immer, wenn er Geld zählte. Er war klein, Anfang Dreißig, untersetzt und trug eine von Schweiß fleckige Leinenjacke. Eine Browning Automatic steckte darunter in einem ledernen Schulterhalfter. Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit waren an diesem Abend kaum zu ertragen, und er wischte sich immer wieder mit dem Taschentuch übers Gesicht.
Auf der anderen Seite des Raums saß ein dünner, barfüßiger ägyptischer Junge, nicht viel älter als zehn, auf einem Haufen von Mehlsäcken. Mit den Händen drehte er zwei Fahrradpedale, so schnell er konnte, die über Ketten und einen komplizierten Umlenkmechanismus zwei große Ventilatoren in Gang hielten,
* Navy, Army, and Air Force Institutes (Marketenderei- und Truppenbetreuungsinstitution); Anm. d. Übers.
die an der Holzdecke angebracht waren. Aber die Luft war zu drückend und ihre Wirkung entsprechend gering.
»Kannst du das nicht schneller, verdammt noch mal?«
schimpfte Salter. Der Junge war schweißgebadet, aber er bemühte sich zu gehorchen. Es klopfte an der Tür. Salter runzelte verärgert die Stirn und zählte weiter seine Banknoten.
»Ich bin beschäftigt. Was ist denn los, zum Teufel?«
Die Tür ging auf, und ein Leibwächter Salters erschien. Er sah ausgesprochen furchterregend aus: groß, breitschultrig und muskulös. Sein Gesicht war über und über mit winzigen Narben bedeckt, die wie Spinnweben aussahen.
»Baldy Reed will dich sprechen, Reggie. Und Deacon ist hier.
Er wartet unten.«
Salter schob das Geld in eine Schublade und schloß sie ab.
»Deacon soll warten. Schick mir erst Baldy. Und dann such Costa unten im Keller und sag ihm, er soll gefälligst seinen Arsch hierher bewegen, aber ein bißchen plötzlich.«
»Ist gut, Boß.«
Nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte, ging Salter quer durch den Raum und zeigte mit dem Daumen auf den Jungen. »Verschwinde. Du bist sowieso völlig nutzlos.«
Das erschöpfte Kind rutschte von den Mehlsäcken herab, aber es war nicht schnell genug. Salter trat den Jungen grob in den Hintern. »Bist du taub, du Trottel? Ich habe gesagt, du sollst verschwinden, und zwar sofort!«
Der Junge rannte verschreckt aus dem Zimmer, und Salter setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Nur kurze Zeit später öffnete sich die Tür wieder, und ein nervös wirkender Mann in der Uniform eines Sergeants der britischen Armee trat ein.
Baldy Reed war nicht älter als fünfundzwanzig, mit einem jungenhaften, schmalen Gesicht, aber als er die Kopfbedeckung abnahm, kam ein fast völlig kahler Schädel zum Vorschein.
Salter stand auf und ging auf ihn zu. Er lächelte ihn an, jetzt ganz charmant, und schüttelte ihm die Hand.
»Schön, dich wiederzusehen, Baldy. Und was hast du diesmal für mich? Hoffentlich etwas Interessantes?«
»Drei Fässer Benzin zu je vierzig Gallonen, ein Dutzend Flaschen vom besten Rotwein und vier Rinderhälften.«
»Und wen hast du umbringen müssen, um das alles zu ergattern?«
Reed lachte. »Man muß schließlich leben. Bist du interessiert?«
»Wieviel?«
»Vierzig Pfund.«
»Du bist ein noch größerer Dieb als ich. »Dreißig, keinen Penny mehr.« Salter grinste. »Aber als Zeichen meines guten Willens geb’ ich dir noch eine Flasche Scotch dazu.«
»Abgemacht. Soll ich es an der gewohnten Stelle abladen?«
»Das wäre nett.« Salter klopfte dem Sergeant fröhlich auf die Schulter und brachte ihn zur Tür. »Aber erst nach Mitternacht, wie immer. Schön, wieder mit dir Geschäfte zu machen, Baldy.«
Seit Reggie Salter aus der 8. Armee desertiert war, ging es ihm besser. Zwar wurde er gesucht, aber er war reich. Als der Nordafrika-Feldzug ernsthaft begonnen hatte, waren Tausende junge Männer aus ihren Einheiten geflohen und hatten sich im Nildelta oder in den Städten versteckt - aus Angst, von einer deutschen Kugel getroffen zu werden. In Salters Fall aber war es nicht die Angst, weshalb er mitten in der Nacht geflohen war, sondern einfach nur gesunder Menschenverstand.
Auf dem Höhepunkt des Krieges schätzte man die Zahl der desertierten alliierten Soldaten und Offiziere in Ägypten auf zwanzigtausend, eine Zahl, zu der sich die Armee nicht gerne bekannte. Die gerisseneren unter den Ausreißern, es mochten ungefähr einhundert sein, hatten sehr lukrative Geschäfte aufgebaut. Mit Hilfe von organisierten Gruppen von Abtrünnigen raubten sie sowohl zivile als auch militärische Lager aus. Zu ihnen gehörte auch Salter, und er war wahrscheinlich der
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