Mission Sphinx: Thriller
höchst merkwürdig fanden. »Sonst gibt es hier ja nicht viel zu tun, fürchte ich. Manchmal möchte man sich vor lauter Langeweile am liebsten die Kugel geben. Ich gebe Ihnen ein paar Minuten für die Akte, bevor ich ihn wecke, Sir. Einen Übersetzer werden Sie übrigens nicht brauchen. Berger spricht ein ausgezeichnetes Englisch.«
Der Offizier führte sie durch den Flur bis zu einem trostlosen Raum, in dem nur ein Tisch und ein paar Stühle standen. Als er gegangen war, lasen Weaver und Sanson Bergers Akte.
Abgesehen von Namen, Rang und Nummer, was jeder Gefangene angeben mußte, waren noch eine Reihe von Notizen und Erläuterungen von den Verwaltern des Lagers hinzugefügt worden; britische Offiziere und Männer, mit denen sich Berger offensichtlich angefreundet hatte. Er war fünfundzwanzig Jahre alt und hatte Karriere als Nachrichtenoffizier gemacht. Er war verheiratet und Vater einer kleinen Tochter. An der Universität von Dresden hatte er Mathematik studiert. Nachdem er kurz in Rußland gedient hatte, wo er so schwer verwundet worden war, daß man ihm den linken Fuß amputieren mußte, war er vor achtzehn Monaten zu einem Schreibtischposten nach Nordafrika versetzt worden.
Weaver war skeptisch. »Selbst wenn Berger zugibt, über Besheeba und Phönix Bescheid zu wissen, ist es trotzdem unwahrscheinlich, daß er ihre wahre Identität kennt oder sonst irgend etwas über sie weiß. Ein so junger Nachrichtenoffizier hat gewöhnlich keinerlei Zugang zu solcher Art von Information, er führt einfach nur Befehle aus.«
»Vielleicht. Aber er wird in jedem Fall mehr wissen als wir.«
Kurze Zeit später brachten zwei Wachen den Gefangenen.
Berger war groß und blaß und wirkte noch sehr jungenhaft. Er hatte ein angenehmes Gesicht, einen sanften Mund und unruhige, intelligente Augen. Er hinkte deutlich und zog den Fuß nach, offensichtlich eine Prothese. Er trug eine zerlumpte deutsche Uniform, die ihm eine Nummer zu groß war, und sein Haar war ganz durcheinander. Halb verschlafen und ziemlich verwirrt starrte er sie an.
»Hauptmann Manfred Berger?«
Der junge Deutsche blinzelte. »Ja?«
»Ich bin Lieutenant-Colonel Sanson vom britischen Nachrichtendienst. Und das hier ist Lieutenant-Colonel Weaver vom amerikanischen Nachrichtendienst. Sie sprechen Englisch, nicht wahr?«
»Ja. Darf ich fragen, worum es geht?«
»Setzen Sie sich.«
Berger rieb sich die Augen und setzte sich auf einen Stuhl ihnen gegenüber. Ohne Einleitung zeigte Sanson ihm das Memo. »Haben Sie das geschrieben?«
Berger studierte den Zettel, und ein mißtrauischer Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als er den Kopf wieder hob. »Das könnte sein. Aber in einem Krieg sind neun Monate eine Ewigkeit.«
»Haben Sie es geschrieben?« wiederholte Sanson.
»Ich fürchte, ich kann mich nicht mehr so richtig daran erinnern.«
»Ihr Name steht jedenfalls darunter. Hauptmann Manfred Berger.«
Berger zuckte die Achseln. »Ja, das sehe ich. Aber ich habe soviel unterschrieben und habe so viele Agenten durch Ihre Linien schicken müssen, daß ich mich wirklich nicht mehr an jeden erinnern kann.«
»Dieser Agent in Kairo, alias Besheeba, und der andere, Phönix. Was können Sie mir über sie sagen?«
»Ich weiß nichts, über keinen der beiden.«
»Das Memo klingt aber anders, Berger.« Sanson ließ nicht locker. »Offensichtlich wissen Sie, worüber Sie schreiben, also lügen Sie mich jetzt nicht an, verdammt.«
Der Deutsche errötete angesichts dieser Drohung. Er musterte beide Männer. »Darf ich mir eine Bemerkung erlauben?«
»Bitte sehr.«
»Für Deutschland ist der Krieg in Nordafrika vorüber. Welche Agenten wir auch immer hier hatten, ist doch jetzt völlig unwichtig.« Berger sah sie neugierig an. »Trotzdem kommen zwei hohe Offiziere des britischen und amerikanischen Nachrichtendienstes um vier Uhr morgens hierher, um mich zu verhören. Darf ich fragen, warum?«
Sanson ignorierte die Frage. »Ich frage Sie noch einmal… «
»Und wenn ich Sie daran erinnern dürfte, daß ich nach den Richtlinien der Genfer Konvention nur meinen Namen, Rang und meine Nummer nennen muß. Sonst nichts. Sie sind beide Soldaten und wissen das.«
Sanson schlug mit der Faust auf den Tisch. »Die Genfer Konvention ist mir scheißegal, Berger. Beantworten Sie meine Frage, verdammt noch mal.«
Berger schien ein wenig erschrocken angesichts Sansons Feindseligkeit, aber dann sagte er ruhig: »Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen wirklich nicht helfen. Sie
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