Mission Sphinx: Thriller
sollten wissen, daß junge Nachrichtenoffiziere meines Ranges normalerweise keinen Zugang zu solch geheimer Information haben wie die wahre Identität von Agenten. Diese Information ist ausschließlich Berlin vorbehalten.«
»Normalerweise schon, aber nicht immer, Berger. Und es gibt immer Gerüchte in der Kaserne über die Agenten, die für einen arbeiten. Ganz gleich, wie unwichtig die Information zu sein scheint, es könnte uns helfen. Ich bin sicher, daß Sie irgend etwas über den Einsatz in Kairo wissen. Wie ist Phönix durch die feindlichen Linien dort hingekommen? Ist er gebracht worden oder kam er allein? Wo in Kairo ist er untergekommen?
Wie hat er Besheeba getroffen? Also, antworten Sie mir.«
Berger schwieg, und Sanson öffnete die Akte des Deutschen.
»Als Sie in Tunis verhaftet worden sind, haben Sie Zivilkleidung getragen.«
»Ich habe natürlich versucht, einer Verhaftung zu entgehen…«
»Von einem Soldaten, der sich auf feindlichem Gebiet als Zivilist verkleidet, nimmt man an, daß er Spion ist. Und Spione werden vor ein Erschießungskommando gestellt, Berger. So lautet das Gesetz. Da hilft auch keine Genfer Konvention.«
Der Deutsche wurde blaß. »Ich, ein Spion? Ich nehme an, das sollte ein Witz sein?«
Sanson erwiderte Bergers Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ach ja? Sie sind außerdem Nachrichtenoffizier, ein doppelter Beweis also, wenn man es so sehen will.«
»Ich bin kein Spion«, antwortete Berger nervös. »Und selbst wenn ich irgend etwas über diese Angelegenheit wüßte, was nicht der Fall ist, könnte ich Ihnen nicht helfen.« Er sah die beiden Männer an. Stolz klang in seiner Stimme mit. »Ich bin noch immer ein ehrenhafter deutscher Offizier. Ich würde das Vertrauen, das mein Land in mich gesetzt hat, nie enttäuschen.
Niemals. «
Sanson schob seinen Stuhl ruckartig zurück und stand auf.
»Ich gebe Ihnen fünf Minuten, das alles noch einmal zu überdenken und Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
Danach will ich von Ihnen Antworten hören, und zwar ehrliche, sonst werden Sie die Folgen tragen müssen. An Ihrer Stelle, würde ich auch ernsthaft über das Erschießungskommando nachdenken.«
Sanson ging wütend im Flur auf und ab.
»Sie glauben, er weiß mehr, als er uns erzählt?«
»Da bin ich mir verdammt sicher. Er hat das Memo geschrieben.« Sanson blieb stehen. »Wir sind nicht die Gestapo, aber in Situationen wie dieser muß man manchmal die Regeln vergessen.«
»Wie meinen Sie das?«
Sanson zog einen ledernen Schlagstock aus seiner Tasche.
»Das hier. Und Schlimmeres, wenn es sein muß.«
Weaver sah die eiskalte Entschlossenheit im Gesicht des Engländers. »Einen Gefangenen zu schlagen, wird als Folter angesehen. Das ist illegal, Sanson.«
»Das ist mir im Augenblick scheißegal, Weaver. Auch, daß Berger ein netter Kerl ist. Das hier ist Krieg und nicht Kricket, verdammt noch mal. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.
Wenn wir Zeit hätten, könnte ich die üblichen Spielchen spielen und versuchen, es aus ihm herauszulocken. Aber den Luxus können wir uns jetzt einfach nicht erlauben.«
»Und was schlagen Sie vor?«
»Wenn er sich weiterhin weigert, uns zu sagen, was er weiß, nehmen wir ihn mit zurück nach Kairo und verhören ihn weiter.« Sanson schlug sich mit dem Schlagstock energisch auf die Handfläche. »Aber wie auch immer, wenn Berger etwas weiß, dann werde ich ihn zum Reden bringen, das verspreche ich Ihnen.«
Als sie zurück ins Zimmer kamen, legte Sanson den Schlagstock offen vor sich auf den Tisch. Berger sah ihn ängstlich an.
»Also, haben Sie es sich überlegt?«
Als der Deutsche zögerte, packte Sanson blitzschnell den Schlagstock und versetzte Berger einen raschen, schmerzhaften Schlag ins Gesicht. Der junge Deutsche schrie auf, fiel fast von seinem Stuhl und hielt sich erschrocken den Kiefer. »Ich - ich weiß nichts über den Einsatz in Kairo.«
»Es steht fest, daß Sie das Memo geschrieben haben. Und daher liegt es nahe, daß Sie etwas über die darin erwähnten Personen wissen. Um Ihre Erinnerung etwas aufzufrischen, will ich es Ihnen noch einmal vorlesen.« Sanson nahm das verknitterte Stück Papier aus dem Ordner und las: »Rommel drängt auf mehr Details: Truppenstärke, Waffen und Artilleriebewegungen. Berlin instruiert Phönix, sich sofort nach Kairo zu begeben. Besheeba wird ihn treffen. Er hofft, daß sie gemeinsam mehr Ergebnisse liefern können.«
Sanson sah ihn an. »Es ist die letzte Zeile, die
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