Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
hatte vorab beschlossen, mit dem Preis fünfzehn Prozent runterzugehen, aber eine halbe Stunde später merkte Aaro, dass er schon zu einem Preisnachlass von zwanzig Prozent bereit war. Andererseits mussten sie das Auto auch so schnell wie möglich loswerden.
    »Was sagst du?«, fragte er Niko, als der Russe die Brille aufsetzte und sich den befristeten deutschen Versicherungsschein ansah.
    »Wir kommen doch noch auf unsere Kosten, wenn der Preis um ein Fünftel runtergeht?«
    »Gerade so. Aber so eine Blamage wird uns kein zweites Mal passieren.«
    »Na, dann von mir aus«, seufzte Niko. »Wir hätten sie   … ich meine
es
sowieso nicht behalten können.«
    Aaro zog den Kaufvertrag hervor, den er in drei Exemplaren ausgedruckt hatte und wo als Verkäufer ein gewisser Erkki Virtanen aus Helsinki eingetragen war. Niko unterschrieb die Verträge auf der heißen Motorhaube.
    Der Russe nickte, kritzelte seine Unterschrift und setzte seinen Namen in Blockbuchstaben darunter: Karl Mäyrä. Sie setzten sich ins Auto und der Russe zählte Niko das Geld in Zweihunderteuroscheinen in die Hand.
    Dann drückte er ihnen die Hand und erkundigte sich |50| höflich, ob er sie irgendwo absetzen könne. Sie lehnten dankend ab und gingen zu Fuß zur U-Bahn -Station.
    Als der Mercedes losfuhr, drehte sich Niko noch einmal nach ihm um und wischte sich etwas Staub aus den Augen. »Es war eine kurze, aber unvergessliche Beziehung.«

|51| 9
    Auf der Straße, die zu dem großen Moor am Rande der Stadt Espoo führte, sprang Major Andrej Sabalin aus dem Mercedes. Er schlug die Tür zu und trat anschließend so heftig dagegen, dass sein Fuß schmerzte.
    Er versuchte, noch einmal anzurufen, und wählte die Nummer des Autoverkäufers, die er aus dem Internet gefischt hatte.
    Niemand meldete sich. Wurde er allmählich alt?
    Ein Geheimdienstmann sollte sich nie in dem Glauben wiegen, dass ein Sachverhalt unverändert bestehen blieb. Aber er, Andrej Sabalin, hatte bis zu diesem Tag von einer Sache geglaubt, dass sie sich nie ändern würde: die finnische Ehrlichkeit. Ein Mann seines Ranges dürfte nicht so simpel denken, aber weil die Verkäufer harmlose Bengel zu sein schienen, hatte er sich auf sein eigenes Theater und das Feilschen um den Preis konzentriert   – und dabei hatten ihn die Warnmechanismen, die er sich in der Ausbildung antrainiert hatte, und sein durch die Erfahrung geformter Instinkt im Stich gelassen.
    Das Auto war gestohlen, hatte ihm der Zollbeamte nach langem Studieren des Fahrzeugscheins gesagt. Es war unmöglich, den Wagen in Finnland anzumelden. Also |52| hatte sich der Major unauffällig entfernt und war hierher in die Moorwälder von Espoo gefahren.
    Er fluchte erneut und nahm den Zehnliterkanister aus dem Kofferraum, den er an einer Tankstelle gekauft hatte. Er öffnete die Motorhaube und schüttete das Benzin über den Motor. Aus der Papierhandtuchrolle von der Tankstelle knüpfte er eine dicke Schnur, befeuchtete sie mit Benzin und steckte sie in den Tank.
    Dann nahm Sabalin seinen Aktenkoffer vom Rücksitz und zündete sich einen Zigarillo an. Ganz ruhig hielt er anschließend die Flamme des Feuerzeugs ans feuchte Ende der Schnur, bis sie Feuer fing, dann sprang er schnell in den Wald.
    Es dauerte sechs Sekunden, bis der Tank entflammte, exakt so lange, wie er berechnet hatte. Sabalin duckte sich und blickte kurz auf den orangefarbenen Feuerball der Benzinexplosion hinter sich. Einen Moment später stand auch der Motorraum in Flammen. Vom brennenden Fahrzeug stieg stinkender, schwarzer Qualm zum Himmel auf.
    Der Major nahm sein GP S-Gerät zur Hand und bewegte sich durch den Wald nach Westen. Bis zu der Ortschaft namens Nupuri waren es nur zwölfhundert Meter und laut Karte war die Ansiedlung groß genug, dass man dort in einen Bus steigen konnte, ohne Aufsehen zu erregen.
    Der Major ging nach Westen, wobei er immer wieder sumpfigen Stellen ausweichen musste.

|53| 10
    Der Fiat-Kleinbus der Firma Patria hielt vor dem großen Hangar in Kuorovesi, gleich neben der Startbahn. In dieser waldreichen Gegend war der Sommer spät dran und ein kühler Wind blähte die dünnen Mäntel der ausländischen Gäste. In der Flugzeughalle wartete ein Dutzend Männer am Kaffeetisch, die einen in Uniformen, die anderen in hellen Sommeranzügen. Unter den Sakkos einiger Männer in Zivil zeichneten sich die Schulterhalfter ihrer Waffen ab.
    Sicherheitschef Kari Sinkko unterhielt sich mit Delby und Johnson, bis der Projektleiter von

Weitere Kostenlose Bücher