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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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sagte Niko und Aaro nickte dazu.
    »Wie bitte?«, erkundigte sich Anatoli.
    »Das Treffen. Wir müssen die Geschichte mit dem Auto aufs Band kriegen.«
    »Der Typ hat nicht besonders sympathisch gewirkt. Das heißt, er war schon höflich und so, aber was er erzählt hat, war eher unangenehm.«
    »Das Ding muss jetzt durchgezogen werden. Aaro und ich kommen nach Tampere. Du rufst den Mann an und vereinbarst ein neues Treffen mit ihm. Sonst springt kein Honorar für dich raus.«
    »Plus das Spritgeld zurück nach Helsinki.«
    |68| Anatoli beendete das Gespräch. Er war bereits zehn Kilometer in Richtung Süden gefahren, als er auf einem Parkplatz den MP 3-Player getestet und gemerkt hatte, dass die Aufnahme fehlte.
    Im selben Moment klingelte sein Handy. Eine neue, völlig unbekannte Nummer erschien auf dem Display. Anatoli meldete sich.
    »Anatoli!« Am Apparat war der Mann, den er gerade getroffen hatte. »Wohin bist du verschwunden?«
    Anatolis Herz setzte einen Schlag aus. Wie hatte der andere seine Telefonnummer herausgefunden? Dann kapierte er, dass sie im Speicher von dessen Handy hängen geblieben sein musste. Er fluchte innerlich, zuerst auf Finnisch und dann auf Russisch.
    »Entschuldigung   … mir ist plötzlich eine ganz dringende Angelegenheit eingefallen. Ich wollte dich gerade anrufen   …«
    »Wir setzen unser Gespräch fort, Anatoli. Könntest du nach Tampere kommen? Neben dem Hotel Ilves steigst du zu mir in den Wagen. Ruf mich an, wenn du am Busbahnhof bist!«
    Einerseits war Anatoli zufrieden, den Mann nicht zu einem zweiten Treffen überreden zu müssen. Andererseits gefiel es ihm überhaupt nicht, dass er noch einmal etwas mit ihm zu tun haben würde.
    Aber das erste Argument wog jetzt schwerer. Er sah nach, wo der Busbahnhof lag, fuhr auf der Autobahn weiter bis zur nächsten Abfahrt und dann in nördlicher Richtung zurück nach Tampere. Er hatte noch fünf Liter |69| Sprit im Tank. Niko und Aaro mussten ihm für dieses Abenteuer ordentlich was bezahlen.
    Der Russe war ihm unheimlich. Aber im belebten Zentrum von Tampere konnte nichts Schlimmes passieren, dachte Anatoli kurz vor der Stadtgrenze.
     
    Der Ford Fiesta, den sich Niko von seiner Mutter geliehen hatte, fuhr auf der Autobahn in Richtung Tampere. Trotz Aaros Hinweisen auf die Geschwindigkeitsbeschränkung hielt Niko die Tachonadel auf knapp unter hundertdreißig. Der alte Motor brüllte, was das Zeug hielt.
    »Bei weniger als zehn Kilometern über dem Limit mischen sie sich nicht ein«, erklärte Niko und trat weiter aufs Gas. »Außerdem muss man für solche Kleinigkeiten höchstens ein Bußgeld zahlen.«
    »Darum geht es nicht«, sagte Aaro. »Sondern um unsere Sicherheit und die Sicherheit der anderen Leute.«
    Niko sah ihn genervt an. Er war der Auffassung, dass Tempolimits nur erfunden worden waren, um die Autofahrer zu ärgern.
    Aaro nahm noch einmal den Kaufvertrag des Mercedes zur Hand. Unterschrieben war er mit dem Namen Karl Mäyrä. Eindeutig ein karelischer oder ingermanländischer Name. Vielleicht war es sogar der richtige Name des Mannes. Ein unheimlicher Gedanke schoss Aaro durch den Kopf. Hatte er nicht irgendwo gelesen, dass Russland schon zu Sowjetzeiten in Finnland Spione eingesetzt hatte, die aufgrund ihrer Herkunft Finnisch konnten? » |70| Sollten wir nicht doch deinen Cousin anrufen und ihn warnen?«, sagte er.
    »Anatoli schafft das schon. Er kann reden. Einmal ist er sogar umsonst in den Nachtbus in Helsinki reingekommen, nur durch Labern, und das will was heißen.«

|71| 14
    Anatoli fuhr mit seinem alten Golf auf den Parkplatz neben dem Busbahnhof von Tampere. Er zog sich einen Parkschein, schloss den Wagen ab und überprüfte noch einmal, ob der MP 3-Player an seinem Gürtel aufnahmebereit war. Sein Herz hämmerte, denn er wusste, dass er sich verdächtig gemacht hatte, als er im Ideapark einfach verschwunden war.
    Der Russe wartete unter der Uhr am Haupteingang des Busbahnhofs. Er blickte auf seine Armbanduhr und schien vor sich hin zu pfeifen. Es hatte den Anschein, als würde er Anatoli erst bemerken, als dieser unmittelbar vor ihm stand.
    »Guten Tag, noch einmal, Anatoli«, sagte er lächelnd. Seine weißen Zähne waren gepflegt, was in Russland keineswegs so üblich war wie in Finnland. »Ich dachte schon, du hast dich im Shoppingparadies verirrt. Hier im Westen planen sie die Einkaufszentren so raffiniert, dass man nicht hinausfindet, sondern ständig an neuen Geschäften vorbeiläuft und immer

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