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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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mehr Zeug kauft. Aber wir Russen wollen mittlerweile ja auch nichts anderes, wo wir endlich die Freiheit dazu haben.«
    Während er so vertraulich plauderte, packte er Anatoli |72| am Ellbogen und führte ihn freundlich aber bestimmt auf die andere Seite des Busbahnhofs, wo sich ebenfalls ein Parkplatz befand.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Anatoli. Ihm war plötzlich äußerst unangenehm zumute.
    »Wir setzen uns in mein Auto und unterhalten uns dort weiter.«
    Das Gute daran war, dachte Anatoli, dass die Aufnahme im Auto besser gelingen würde als im Lärm des Busbahnhofs.
    Der rote, fast neue Opel Vectra stand am Rand des Parkplatzes hinter einem großen Brückenpfeiler aus Beton. Anatoli blickte sich um. Zu dieser Tageszeit war auf dem Parkplatz kein Mensch zu sehen, auch die Backsteinhäuser nebenan wirkten menschenleer. Unter der Brücke fuhr ein Schiff hindurch, das Touristen zur nahen Anlegestelle am Markt brachte. Anatoli hatte den Eindruck, als hätte der Russe den Stellplatz des Opels sorgfältig ausgewählt: Man konnte ihn von keiner Seite aus einsehen.
    Über ihnen donnerte schwerer Verkehr über die Brücke. Der Russe öffnete eine der hinteren Türen und stieß Anatoli unsanft auf den Rücksitz.
    Dort merkte Anatoli, dass er in den schwarzen Lauf einer Pistole schaute. Im selben Moment riss ihm der Mann den MP 3-Player vom Gürtel und schlug die Tür zu.
    »Herzlich willkommen, Anatoli«, sagte der andere Mann auf dem Rücksitz sanft. Er hatte blondes, gelocktes Haar und einen Schnurrbart sowie scharfe Gesichtszüge. Trotz des freundlichen Tons wirkte die Hand mit der |73| Waffe ausgesprochen bestimmt, weshalb Anatoli es nicht wagte, sich zu bewegen. Er wäre auch gar nicht dazu fähig gewesen. Zum ersten Mal in seinem Leben verstand er, was es hieß, vor Schreck zu erstarren.
    Bis zu den Stimmbändern erstreckte sich die Starre allerdings nicht. Er nahm all sein Selbstvertrauen zusammen, gab sich Mühe, den Überraschten zu spielen, und fragte: »Was ist das denn für ein Empfang? Sehe ich wie ein Verbrecher aus?«
    »Nein«, sagte der Russe auf dem Vordersitz, während er den Wagen startete. »Aber du bist übereifrig im Gebrauch moderner Aufnahmetechnik. Igor, nimm ihm das Handy ab und gib es mir.«
    Igor streckte die Hand aus und zog Anatoli das Handy aus der Lederjacke. Im selben Moment fing das Display an zu blinken und zeigte den Namen NIKO.
     
    »Komisch«, sagte Niko. »Es sieht so aus, als hätte Anatoli sein Handy ausgeschaltet, als er gesehen hat, dass ich ihn anrufe. Irgendwas stimmt da nicht.«
    Aaro überlegte kurz. Sie hatten gerade die Stadt Hämeenlinna passiert und bei Nikos Tempo wären sie in einer halben Stunde in Tampere. Er nahm Nikos Telefon und drückte noch einmal Anatolis Nummer. Jetzt war besetzt.
    »Was ist da los?«, wunderte sich Aaro. »Vielleicht hätten wir ihn nicht noch einmal zu diesem Mäyrä schicken sollen, oder wie er mit richtigem Namen auch heißen mag. Wer weiß, was das für ein Krimineller ist.«
    |74| »Nicht alle Russen sind Kriminelle, Aaro.«
    »Natürlich nicht, aber diesmal riecht es für mich brenzlig.«
    In dem Moment piepte Nikos Handy und Anatolis Name erschien auf dem Display. Niko nahm das Gerät, ließ es aber sofort in den Schoß fallen, weil er einem platt gefahrenen Hasenkadaver auf der Straße auswich. Aaro nahm das Telefon und meldete sich. Niko musste beschleunigen, um zwei hintereinanderfahrende Wohnmobile zu überholen.
    »Aaro hier, was ist los?«
    Zunächst hörte man nichts. Aaro drückte das Handy noch fester ans Ohr. Und jetzt hörte er Anatoli. Aaro kannte Nikos Cousin nicht gut, aber er fand, dass Anatolis Stimme angespannt klang, so als
versuchte
er, normal zu klingen. Wahrscheinlich war er sauer auf Niko und Aaro. »Ich bin’s. Seid ihr auf dem Weg nach Tampere?«
    »Ja, wir sind bald da«, antwortete Aaro. »Eine halbe Stunde noch.«
    »Könnten wir uns dann gleich treffen?«
    »Absolut. Hast du diesen Mäyrä getroffen?«
    »Alles ist in Ordnung.«
    »Und diesmal hast du alles aufgenommen?«
    »Klar doch. Wir sehen uns dann   … oder warte mal kurz   …«
    Anatoli verstummte, aber wenig später sagte er: »Wir treffen uns im Stadtteil Pyynikki, bei der Sportschule Varala. Ruft mich an, wenn ihr in der Nähe seid.«
    Anatoli legte auf und Aaro wandte sich Niko zu. »Warum |75| will er uns bei einer Sportschule treffen? Irgendwas kapiere ich nicht richtig. Und dann diese komische Pause, die er eingelegt hat   … Wo ist

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