Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
Pyynikki, wo ist Varala?«
    »Am See, nicht weit von Pispala. Ich war da mal bei einem Ichimura-sensei-Aikidolager. In Sportlerkreisen ist das ziemlich bekannt.«
    »Du weißt also, wie man da hinkommt?«
    »Logisch. Von Hatanpää fahren wir über die Satamakatu nach Pyynikki, dort biegen wir links in die Pyynikkikatu ab, fahren an der Textilfabrik vorbei, lassen den See links liegen und wenn wir in der Kurve abbiegen, stehen wir vorm Tor der Sportschule.«
    »Was für ein Gedächtnis! Du brauchst echt kein Navi, Niko.«
    »Steht trotzdem als Nächstes auf meiner Anschaffungsliste.«

|76| 15
    Anatoli saß auf der Rückbank und starrte aus dem Fenster. Der dünne Mann mit den stechenden Augen, der neben ihm saß, hatte seine zusammengefaltete Jacke über die Pistole auf dem Sitz gelegt. Der etwas ältere Russe lenkte den Wagen.
    Anatolis Herz hämmerte zum Zerbersten. Das sommerliche Tampere vor den Wagenfenstern wirkte wie eine falsche Kulisse. Die Menschen sahen so sorglos aus. Es richtete ja auch niemand eine Waffe auf sie.
    Je mehr Anatoli über die Situation nachdachte, umso wütender wurde er auf Niko. Und auf dessen Freund, diesen Aaro. Was hatten die sich eigentlich gedacht? Hatten sie gewusst, wie gefährlich der Mann war? Na, das ja wohl nicht   …
    Jedenfalls würden sie ihren ehemaligen Geschäftspartner bald von einer anderen Seite kennenlernen und Anatoli konnte eine leichte Schadenfreude nicht unterdrücken.
     
    Niko stoppte den blauen Fiesta vor der Einfahrt zur Sportschule Varala. Die Sportschule lag an einer besonders schönen Stelle und war von lichtem Wald umgeben. Das |77| Stahltor war abgeschlossen, ohne Anmeldung kam man nicht hinein.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Niko leicht nervös, während er den Fiesta am Rand der Zufahrtsstraße parkte. »Anatoli hat gesagt, am Tor der Sportschule.«
    Aaro stieg vorsichtig aus. Die Straße zum Park war seltsam still angesichts der Tatsache, dass es von hier nur ein Katzensprung bis ins Stadtzentrum von Tampere war. Im Umkreis von zwanzig Kilometern lebten zweihundertfünfzigtausend Menschen, aber hier hörte man nichts als Vogelgezwitscher.
    Er blickte sich um. Die Sportschule schien in Ferienstimmung zu sein, nichts rührte sich jenseits des Zauns. Das Hauptgebäude wurde renoviert, man hörte von ferne das schrille Geräusch eines Winkelschleifers. Auf der anderen Straßenseite stieg ein steiler Hang an, auch dort rührte sich nichts. Aaro bekam es allmählich mit der Angst zu tun. So ein Sommernachmittag fast mitten in der Stadt konnte gespenstisch menschenleer sein.
    Dann hörte er jemanden rufen, vom Hang her. Aaro schaute nach oben. Etwa dreißig Meter oberhalb der Straße, dort wo der Hang in eine Parkanlage überging, war vor einem fast meterdicken Kiefernstamm ein violettes Hemd zu sehen: Es gehörte Anatoli. Auch seine orangefarbene Mütze konnte man nicht verwechseln. Er winkte mit beiden Armen wie eine kaputte Windmühle.
    »Hey! Kommt hoch!«, rief er.
    Niko schloss den Wagen ab und sie gingen rasch den |78| mit Kiefernnadeln übersäten und mit Heidekraut bewachsenen Hang hinauf.
     
    Sabalins Hand steckte in einem dünnen Handschuh und hielt den Griff der Pistole fest umklammert. Er hatte den Zielwinkel genau gewählt und stand hinter einer dicken Kiefer, knapp zehn Meter schräg hinter dem jungen Mann, der jetzt seinen Freunden zuwinkte.
    Per Kopfhörer empfing Sabalin eine gedämpfte Mitteilung von Igor: »Ich bin durch die Stadt auf die andere Seite des Parks gefahren und nähere mich von der entgegengesetzten Richtung dem Einfahrtstor.«
    Sabalin bestätigte den Empfang der Nachricht. Er hatte mit Igor ausgemacht, dass dieser über einen Umweg zum Eingang der Sportschule fahren und dort dann schnell nach Sabalins Anweisungen agieren sollte. Im ganzen Park gab es keine Stellplätze, jedes Fahrzeug, das am Straßenrand abgestellt wurde, versperrte die Hälfte der Straße.
    Sabalin wagte es, hinter dem Stamm hervorzuspähen und kurz den Hang hinunterzuschauen. Unglaublich! Da kamen die beiden Schwindler, die ihm den gestohlenen deutschen Mercedes angedreht hatten!
    Der Major musste vor Überraschung tief durchatmen. Blitzschnell änderte er seine Taktik. Hier lag gar keine Deckoperation der Finnischen Sicherheitspolizei vor, sondern bloß der Unfug von zwei jungen Kerlen. Er schob seine Sig Sauer ins Halfter unterm Hosenbund am Rücken und machte sich bereit, mit breitem Grinsen hinter dem Baum hervorzutreten.
     
    |79|

Weitere Kostenlose Bücher