Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
vertiefen. Daraus wurde allerdings nichts, denn eine Frage ging ihm nicht aus dem Kopf: Sie schickten doch Anatoli nicht etwa zu einem Mann, der gefährlich war? Sie wussten absolut nichts über den Käufer des Mercedes.

|64| 12
    Trotz des schönen Frühsommertags war das Ideapark-Einkaufszentrum voller Menschen. Sabalin fand, dass es hier aussah wie in einer amerikanischen Shopping Mall.
    Er sah einen rundlichen jungen Mann mit Schnurrbart und Adidas-Mütze vor einem Café sitzen. Der junge Mann war wachsam, trommelte mit seinen dicken Fingern auf den Tisch und bemerkte Sabalin sofort, als dieser sich dem Tisch näherte. Dem Major fiel auf, dass unter dem Tisch eine schäbige Stofftasche stand. Diese Computerfreaks kümmerten sich wirklich nicht um ihr Äußeres.
    Die beiden Männer stellten sich gegenseitig mit den Vornamen vor. Sabalin kam sofort zur Sache. »Sind die Geräte in Ordnung?«
    »Na klar«, bestätigte Anatoli und lächelte. »Die Geräte sind immer in Ordnung.«
    »Fährst du auch zum Testgelände?«
    »Das ist eigentlich nicht geplant, mal sehen, was notwendig sein wird. Aber jetzt sollten wir mal kurz über das Auto reden.«
    Der Major verriet mit keiner Miene seine Irritation. War Anatoli doch ein Mann von der internen Aufsicht beim GRU? Er schien etwas von dem missglückten Mercedeskauf |65| zu wissen, vielleicht sogar davon, dass der Wagen in Brand gesetzt worden war. Sabalin beschloss, mit offenen Karten zu spielen. Er wusste, es würde seine Lage nur verschlimmern, wenn er die interne Aufsicht belog.
    »Ich hatte Pech, das ist alles«, sagte er. »Ich habe ein Auto gekauft, so wie es vorgesehen war. Es war billig und von privater Hand. Aber es war in Deutschland gestohlen worden. Ich habe dann beschlossen, möglichst ohne viele Formulare ausfüllen zu müssen, aus der Sache herauszukommen, und habe die Karre in einem Wald angezündet. Aber das weißt du sicher schon.«
    »Das weiß ich sehr gut. Wie hieß der Wald noch schnell?«
    »Oittaa oder so ähnlich. Ich muss allerdings sagen, dass ich ziemlich überrascht bin. Diese jungen finnischen Kriminellen   … die hätten beide eine Kugel in den Kopf verdient.«
    Anatoli zwang sich zu einem verächtlichen Grinsen, wie es der Rolle entsprach. Was war das eigentlich für ein Mann, der über das Töten von Menschen sprach, als wäre es nichts Besonderes, und auch noch in vollem Ernst?
    »Ich geh mal kurz auf die Toilette. Ich würde einen Latte macchiato nehmen«, sagte Anatoli und schnappte sich die Stofftasche. Er ging mit energischem Schritt davon, und sobald er außer Sichtweite war, rannte er zum Ausgang.
    Sabalin kam mit zwei Latte-Gläsern von der Selbstbedienungstheke zurück. Sein Telefon klingelte. Unbekannte finnische Nummer. Schon wieder. Der Major meldete |66| sich und zu seinem Erstaunen war wieder ein junger Russe am anderen Ende der Leitung.
    »Grüß dich, mein Freund! Auch ich bin auf die Schnelle nach Finnland abkommandiert worden.« Es war die gut gelaunte Stimme von Igor Kozlow. »Ich sitze in der Bar vom Hotel Ilves in Tampere. Treffen wir uns hier?«
    »Moment mal«, erwiderte Sabalin scharf. »Ich dachte, mein IT C-Kontakt heißt Anatoli«, sagte er und blickte sich um. Der junge Computerzauberer war im Menschengewimmel des Einkaufszentrums spurlos verschwunden.
    »Welcher Anatoli?«, wunderte sich Igor. »Soweit ich weiß, gibt es auf unserer Seite in Finnland keinen Anatoli.«
    »Ein kleiner Dicker mit Schnurrbart. Wusste, wo ich mich in den letzten Tagen hier im Land aufgehalten habe.«
    Igor schwieg am anderen Ende der Leitung. Der Major stand abrupt auf und sah sich genauer um. Der Kerl, der sich Anatoli genannt hatte, war nirgendwo zu sehen.
    »Okay, ich komme sofort zu dir«, sagte Sabalin ruhig ins Telefon. Es war unnötig, anderen seine Probleme auf die Nase zu binden.
    »Herzlich willkommen. Ich hab’s nicht eilig, hier ist es sehr angenehm«, erklärte Igor. »Hier steht ein Flügel und jemand spielt darauf gerade Rachmaninow.«

|67| 13
    »Es hat nicht aufgenommen? Was soll das heißen, es hat nicht aufgenommen? Warum nicht? Was hast du mit dem MP3 für einen Scheiß gemacht?«
    Nikos Stimme stieg ins Falsett an, als er seinen Cousin am Telefon anschrie, nachdem dieser ihm von seinem kleinen technischen Problem berichtet hatte.
    »Na ja, ich dachte eigentlich schon, dass ich den Aufnahmeknopf gedrückt hätte, aber vielleicht war es nicht fest genug«, erklärte Anatoli.
    »Wir müssen es noch mal machen«,

Weitere Kostenlose Bücher