Mission Spyflight
mit der Angst zu tun bekommen …«
»Die Drohung mit der Polizei schien am besten gewirkt zu haben. Aber los jetzt. Wir müssen uns so schnell wie möglich auf Hermes konzentrieren, sonst läuft uns die Zeit davon.«
Igor legte den Gang ein und fuhr los in Richtung Stadt.
»Puh«, sagte Aaro, als sie wieder bei Nikos Auto angekommen waren. Er war erleichtert und erschrocken zugleich. Das Letzte, was er wollte, war vor der Polizei Erklärungen über den Mercedes abzugeben.
»Jetzt aber nichts wie nach Helsinki«, sagte er zu Niko, der zusammen mit ihm den Fiesta erreicht hatte.
Anatoli kam mit rotem Gesicht angehechelt. »Ratet mal, was …«
»Steig erst mal ein. Ich bring dich zu deinem Auto«, sagte Niko und nahm hinterm Steuer Platz.
Anatoli kroch auf die Rückbank und Aaro setzte sich auf den Beifahrersitz. Während Anatoli erklärte, wo sein Auto stand, versuchte Aaro, seine Gedanken der neuen Lage entsprechend zu ordnen.
»Wir stecken noch tiefer in der Tinte als vorher«, sagte |83| er zu Niko, der den Motor startete. »Morgen sitzt uns der Versicherungsdetektiv im Nacken. Und ohne Mäyrä können wir unmöglich den Mann finden, der das Auto angesteckt hat. Aber Mäyrä will uns zur Polizei schleifen. Was an sich ja verständlich ist.«
»In was habt ihr mich da eigentlich reingezogen?«, fragte Anatoli von hinten, noch immer außer Atem, aber vor allem mehr als genervt. »Dieser … dieser Mann hat mich hinter dem Baum mit der Waffe bedroht. Er hatte eine Pistole hinten in der Hose stecken …«
Aaro drehte sich um und starrte Anatoli an. »Was faselst du da? Mit der Waffe bedroht?«
»Ja. Und der andere auch. Er ist ebenfalls Russe. Gut möglich, dass sie das Auto zusammen angesteckt haben. Vielleicht kriegen sie Geld von einer russischen Versicherung.«
Aaro warf einen kurzen Blick auf Niko. Das klang nicht unvernünftig. Mit einem Mal änderte sich die Stimmung.
»Niko, jetzt müssen wir handeln. In dem roten Vectra sitzt unsere einzige Hoffnung, die Angelegenheit zu klären, bevor der Versicherungsdetektiv und die Polizei uns die Hölle heißmachen. Gib Gas, meinst du, wir holen die noch ein?«
Niko beschleunigte abrupt. »Man kann es auf jeden Fall versuchen.«
Sie fuhren in einer engen Kurve nach links, dann führte die Straße steil auf das alte Gebäude der Textilfabrik zu.
»Ich will bei so was nicht dabei sein«, sagte Anatoli von hinten.
|84| »Wir müssen bis morgen wissen, wer den Mercedes abgefackelt hat«, sagte Aaro entschlossen. »Und am besten auch, wo sich der Brandstifter aufhält und wie er aussieht. Niko und ich stecken echt in der Klemme. Und in dem Vectra fährt uns der einzige Ausweg aus dieser Situation davon.«
Rechts unterhalb von ihnen funkelte blau der Pyhäjärvi-See. In den links aufragenden Felsen war ein Schutzbunker hineingesprengt worden. Niko fuhr schnell, aber sicher.
Plötzlich sah Aaro, dass der rote Vectra der Russen an einer Ampel stehen geblieben war. Niko drosselte das Tempo. Ganz langsam krochen sie vorwärts. »Zum Glück sind ziemlich viele Fiestas unterwegs«, sagte Aaro angespannt.
»Äh, Aaro …«, murmelte Anatoli auf dem Rücksitz. »Die Männer sind bewaffnet und wahrscheinlich ziemlich gefährlich.«
»Und Versicherungsdetektive sind im Durchschnitt gefährlicher als gewöhnliche Polizisten«, sagte Aaro und schnallte sich endlich an.
|85| 16
Igor fuhr Richtung Orivesi und überquerte die Autobahn. Gleich würde er auf die Staatsstraße 66 kommen, die in die nördlichen Waldregionen führte.
Auf dem Beifahrersitz blätterte Sabalin in einer DIN-A 4-Mappe . Darin waren Abbildungen vom Vorgänger ihres aktuellen Objekts: dem von den Amerikanern entwickelten Flugzeug namens
V-22 Osprey
, einer senkrecht startenden Kreuzung aus Helikopter und Flugzeug, einem sogenannten VTO L-Flugzeug –
vertical take-off and landing
.
»Die Amis haben Pech mit diesem Testgerät gehabt«, sagte Igor und grinste, während er einen schwedischen Lkw überholte. »Drei Abstürze in fünfzehn Jahren, dreißig Tote.«
»Diese Gefahr besteht bei einem UAV nicht«, sagte Sabalin. UAV war die englische Abkürzung für ein unbemanntes Luftfahrzeug. »Unser Büro meint, Hermes würde in einen großen Lieferwagen passen, was ich allerdings kaum glauben kann.«
Igor wirkte auch skeptisch. »Ich frage mich generell, was mit der Luftfahrttechnik der Europäer los ist. Ihr Ariadne-Raumfahrzeug scheint ständig über dem Dschungel von |86|
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