Mission Spyflight
begrüßte die Anwesenden.
»Meine Damen und Herren. Vor sich sehen Sie das Resultat einer siebenjährigen Entwicklungsarbeit. Heute können wir endlich die Navigationseigenschaften von Hermes testen. Wir wissen alle, dass sich seine Leistungsfähigkeit beim Start, während des Flugs und bei der Landung |90| als ausreichend erwiesen hat. Die Last haben wir auf zweiundvierzig Kilo erhöhen können, das heißt, dass er sogar Geräte zur Entnahme und Analyse von Proben transportieren kann, die es ermöglichen, chemische und biologische Partikel in der Luft zu untersuchen. Das Geräuschniveau der Motoren haben wir gegenüber der Vorgängerversion weiter senken können. Bei einer Distanz von über neunzig Metern ist Hermes jetzt nicht mehr zu hören, auch nicht im Landeanflug.«
»Unglaublich«, sagte Rotkirch. »Der frühere Geräuschradius lag bei hundertsechsundzwanzig Metern.«
»Wir haben uns in dem Punkt zusammen mit Hamburg stark ins Zeug gelegt«, erklärte Palosuo geschmeichelt. »Ohne die Sonderzuwendungen durch das Ministerium wären wir nicht so weit gekommen.«
Minister Vähätalo nickte lächelnd. Johnson zog einen Mundwinkel nach oben und konzentrierte sich dann darauf, das VTO L-Flugzeug zu inspizieren. Eine viermal größere Maschine war seit den Achtzigerjahren in den USA entwickelt worden. Sie basierte auf drehbaren Motoren: Beim Start funktionierten die Propeller wie der Rotor eines Hubschraubers, aber während des Flugs dann wie die Propeller eines normalen Flugzeugs.
»Darf ich die Damen und Herren nun ins Freie bitten, um dem fünfzehnten Testflug und dem ersten Navigationstest beizuwohnen«, sagte Palosuo und führte die Gäste aus der Halle hinaus. Die Mechaniker befestigten ein Stahlseil am Zughaken des Fluggeräts und zogen es damit aus der Halle.
|91| Percy Johnson schaute auf die im Kreis geparkten Lkws. Von zwei Ladeflächen wurden die Plastikplanen entfernt, worauf Satellitenschüsseln zum Vorschein kamen. Zusätzlich wurde auf der Ladefläche des dritten Lkw hydraulisch eine fünf Meter lange Antenne ausgefahren. Das Steuerpult für Hermes stand ebenfalls auf einer der Ladeflächen und ein Pulk von Technikern und Ingenieuren in blauen Overalls schwirrte darum herum.
Johnson blickt auf den Waldrand in der Ferne. Er erkannte mitten im Grün das aufblinkende Schutzvisier eines Wachsoldaten in Tarnuniform, der auf den funkelnden, schwarzen See jenseits des Moors schaute. An dessen Ufer standen drei Männer in Gummistiefeln und Tarnanzug, mit Sturmgewehren über der Schulter und Funkgeräten in der Hand. Aus irgendeinem Grund trugen sie rote Mützen.
»An der Organisation ist tatsächlich nichts auszusetzen«, sagte Johnson zu Delby, die neben ihm stand und den Hals reckte, um das Steuermodul auf dem Lkw sehen zu können.
Das Stimmengewirr wurde leiser und verstummte vollkommen, als die Hermes-Motoren zum Starten bereit gemacht wurden.
Sabalin näherte sich im grünen Fjällräven-Funktionsanzug und Goretex-Gummistiefeln dem offenen Gelände. Um den Hals trug er ein Fernglas, in seinem Rucksack steckten ein Vogelbuch, Schreibzeug und eine leistungsstarke digitale Videokamera. Auf der Nase des Majors saß eine runde Brille mit Fenstergläsern.
|92| Entlang des Entwässerungsgrabens kam man leicht voran, trotzdem achtete Sabalin auf jeden Schritt. Er wusste nicht, ob in dem Wald rund um das Testgelände eventuell Kameras und Lauschgeräte installiert waren. Auf jeden Fall ging er davon aus, dass er in dem Outfit eines Vogelbeobachters einen ungefährlichen Eindruck machte.
Plötzlich hörte er links vor sich, in etwa hundert Metern Entfernung, ein Krachen. Sofort ging er hinter einem bemoosten Stein in Deckung. Dort wartete er mit angehaltenem Atem.
Zwei Männer in Tarnanzügen kamen direkt auf ihn zu. Sie trugen hellrote Mützen, an ihren Jacken waren Jagdpfeifen befestigt und sie hatten Gewehre auf den Rücken geschnallt. Der Major musste grinsen: Kein Mensch würde diese Männer für Elchjäger halten. Er blieb in Deckung und wartete ab, bis die beiden, die mit gedämpfter Stimme Finnisch miteinander sprachen, im Dickicht verschwunden waren. Sie redeten über Fußball und schienen nicht sonderlich auf der Hut zu sein.
Sabalin stand auf und sah sich um, dann erstattete er Igor, der beim Vectra auf dem Forstweg wartete, Bericht. Die Männer in den Tarnanzügen waren nicht mehr zu sehen, aber vermutlich gab es noch mehr solcher Wachleute. Sabalin war sich bewusst, dass er
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