Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
aufmerksam bleiben musste. Die Finnen neigten zur Gründlichkeit und das hieß, dass sie in den Dateien der Sicherheitspolizei auch sein Bild finden würden, falls sie ihn erwischten   …
     
    |93| Niko umfuhr im ersten Gang sämtliche Schlaglöcher auf der unbefestigten Forststraße, die ständig auf und ab führte. Der alte Motor des Fiesta plagte sich schwer und seufzte jedes Mal vor Erleichterung, wenn er es mit Ach und Krach auf eine Anhöhe geschafft hatte.
    Ebenso tief seufzte Anatoli auf der Rückbank. Die neue Richtung, die sie eingeschlagen hatten, gefiel ihm überhaupt nicht. Er quengelte, dass er noch etwas vorhätte. Er versuchte nämlich, in eine Reality-T V-Serie hineinzukommen und hatte für den Abend eine Besprechung wegen des Casting-Videos vereinbart.
    Aaro studierte die Wanderkarte, die er in Ruovesi am Kiosk gekauft hatte. Darauf konnte man auch die kleinsten Wege in der näheren Umgebung erkennen. Jedenfalls ging Aaro davon aus, dass alle eingezeichnet waren. »In einem halben Kilometer müsste ein Forstweg nach links abgehen, der führt zu einem kleinen Teich, kurz vor dem See«, sagte er zu Niko. »Also an der nächsten Kreuzung.«
    »Das nennst du Kreuzung?«, schnaubte Niko.
    »Wir sind selber schuld, dass wir den Vectra verloren haben. Aber er kann eigentlich nur in diese Richtung abgebogen sein.«
    »Wir sind jetzt schon ein halbes Dutzend von diesen Trampelpfaden abgefahren. Das hier ist der letzte.«
    »Der Meinung bin ich auch«, sagte Anatoli von hinten. »Ich bin kein Freund von Ausflügen aufs Land.«
    »He, da vorne im Schlamm sind frische Reifenspuren zu sehen«, rief Aaro aus und deutete auf den Weg.
    Es waren eindeutig die Reifenspuren eines Pkw in der |94| Schlammpfütze vor ihnen. Niko drosselte das Tempo. Im selben Moment sprang ein Mann mit Tarnanzug, roter Mütze und Gewehr auf den Weg. Von der anderen Seite erschien ein zweiter Mann, der eine schwarze Windjacke mit dazugehöriger Hose und eine dunkle Mütze trug.
    Aaro und Niko sahen sich verdutzt an.
    Niko stoppte den Wagen. Der in der Windjacke kam auf die Fahrerseite und befahl, das Fenster herunterzukurbeln. Niko gehorchte.
    »Was macht ihr hier?«, fragte der Mann scharf.
    Gleichzeitig trat der Mann im Tarnanzug an die Beifahrertür und machte sie auf. »Das hier ist Privatgelände«, schnauzte er. »Betreten verboten.«
    »In Finnland gilt das Jedermannsrecht«, schnaubte Aaro zurück. »Jeder, der will, darf sich im Wald aufhalten, er darf nur nicht bei anderen Leuten auf den Hof. Wo haben Sie denn Ihren Hof?«
    »Werd bloß nicht frech!«, sagte der Mann mit dem Gewehr. »Wir brauchen keinen Hof. Verschwindet!«
    Jetzt wurde auch Niko lebendig und sagte zu dem mit der dunklen Mütze: »Man kann einem Finnen nicht verbieten, sich im Wald aufzuhalten. Wir sind hier nicht in England. Es spielt keine Rolle, ob ihr Landbesitzer oder irgendwelche Bauerntrampel seid.«
    Das Gesicht des Windjackenträgers lief vor Zorn rot an. Aaro begriff, dass sie zu weit gegangen waren. Er hörte, wie Anatoli auf der Rückbank wimmernd Atem holte.
    »Noch mal von vorne. Was habt ihr hier verloren, |95| Jungs?«, fragte der in der Windjacke jetzt mit sanfterer, aber umso gefährlicherer Stimme.
    »Wir machen eine Fahrt ins Blaue«, sagte Aaro.
    »Genau, und außerdem suchen wir Pilze«, fügte Niko hinzu.
    Der in der Windjacke zog einen laminierten Polizeiausweis aus der Innentasche und hielt ihn Niko fünf Zentimeter vor die Nase. Aaro beugte sich zur Seite, um mitlesen zu können: Der Ausweis gehörte Reino Ilmari Huttunen, Ermittler der Sicherheitspolizei.
    »So viel zum Thema Jedermannsrecht. Legt den Rückwärtsgang ein, ein Stück weiter hinten könnt ihr drehen. Das ist nicht die richtige Gegend für eine Fahrt ins Blaue«, sagte der Beamte.
    »Und ihr braucht auch gar nicht wiederzukommen«, ergänzte der im Tarnanzug mit schiefem Grinsen.
    Niko legte den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Nach fünfzig Metern kam eine kleine Verbreiterung, wo sonst gefällte Baumstämme auf Lkws geladen wurden. Dort wendete Niko. Die beiden Männer standen mitten auf dem Weg und sahen zu, wie sich der Fiesta entfernte.
    »Irgendwas stimmt da nicht«, sagte Aaro. »Die Sicherheitspolizei läuft normalerweise nicht bewaffnet durch die Wälder, sie muss eigentlich immer die Kripo um Amtshilfe bitten.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Niko.
    »Hab ich in der Zeitung gelesen. He, da vorne geht ein Weg

Weitere Kostenlose Bücher