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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Sonnenlicht. Niko hatte den Geschmack von Kaffee und einer durchwachten Nacht im Mund. Wie sie es abgemacht hatten, wartete sein Cousin Anatoli bei dem alten Backsteingebäude auf ihn. Der Cousin sah mindestens ebenso müde aus wie Niko.
    »Ich hab kein bisschen gepennt«, sagte Anatoli und zog sein Handy aus der Tasche. »Die ganze Nacht hab ich mit der Band gefeiert, hier sind ein paar Fotos aus dem Backstage-Bereich. Hier spiele ich Luftgitarre. Shit! Das Auto ist in Tampere geblieben, ich hab die Kiste total vergessen!«
    Niko warf im Gehen einen müden Blick auf die Fotos. Die Polizei hatte ihm erlaubt, vorläufig nach Hause zu gehen, aber er musste die ganze Zeit telefonisch erreichbar bleiben. Anatoli bemerkte Nikos Schweigsamkeit und schien wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren.
    »Was ist da oben im Wald von Ruovesi eigentlich passiert?«
    »Ich erklär’s dir irgendwann, wenn ich den Nerv dazu hab. Aber Aaro ist weg.«
    |190| Anatoli blieb verblüfft stehen. »Ist weg? Was meinst du damit?«
    »Das, was ich sage«, blaffte ihn Niko an. »Verschwunden. Weg. Die Sicherheitspolizei und die halbe Regierung sind mit dem Fall beschäftigt. Mir haben sie Schweigepflicht aufgebrummt, unter Androhung einer Haftstrafe. Das war der letzte Befehl des Mannes von der Sicherheitspolizei.«
    Anatoli sah ihn bestürzt an. »Das ist doch nicht dein Ernst? Ein Befehl der
Sicherheitspolizei
? Schweigepflicht?«
    Niko antwortete nicht.
    »Komm, wir essen auf dem Markt was und gehen dann zu mir und ruhen uns aus. Am Nachmittag mach ich die Sauna an, wenn du genug geschlafen hast.«
    »Nein, ich mach mich auf den Weg nach Porvoo. Aber danke.«
    Anatoli blieb verdutzt stehen und sah zu, wie Niko quer über die Esplanade ging, in Richtung Busbahnhof.
    Als Niko gerade die Akademische Buchhandlung passierte, klingelte sein Handy.
    »Hier ist Kommissar Maula von der Einheit ›Luchs‹«, sagte ein Mann, der ziemlich geradlinig klang. »Du kannst nicht wissen, was das ist, weshalb ich es dir erkläre: ›Luchs‹ ist eine gemeinsame Sondereinheit von Zentralkripo und Sicherheitspolizei im Kampf gegen Terrorismus und organisiertes Verbrechen. Wir wollen mit dir über die Vorfälle von Ruovesi reden. Wo bist du?«
    |191| »An der Ecke von Esplanade und Keskuskatu«, sagte Niko müde.
    »Okay. Dann gehst du von da in die Lönnrotinkatu und wartest am Park vor der alten Kirche auf uns. Wir holen dich in einer halben Stunde dort ab. Verstanden?«
    Niko hätte Lust auf eine schnippische Antwort gehabt, sagte aber nur: »Verstanden.«
    Er hatte doch schon längst allen alles gesagt, dachte er, aber er hütete sich, das laut auszusprechen. Das Wichtigste war jetzt, Aaro sicher nach Hause zu bekommen, und dafür war er bereit, alles zu tun.
     
    Igor Kozlow wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er trocknete sich sorgfältig die Hände mit Küchenpapier, nahm einen großen Schluck von seinem Energiegetränk und tippte dann weitere Befehle in den Zentralrechner. Die Morgensonne strahlte die Wellblechhalle und die blau gestrichenen Baracken und Nebengebäude hell an.
    Das technische Personal des GR U-Stützpunktes hatte sich hinter Igor im Halbkreis aufgestellt. Die Steuer- und Kontrollgeräte waren auf zwei Gabelstaplerpaletten platziert worden. Major Sabalin stand am Tor des Hangars, er hatte gerade ein Telefonat mit seiner Mutter beendet und gesellte sich zum tuschelnden Publikum.
    Die Aufmerksamkeit der Techniker richtete sich auf Hermes, den neuesten Beweis für die militärische Stärke des westlichen Europas. Zwei Mechaniker nahmen letzte Überprüfungen an den Richtungsstabilisatoren des Geräts |192| vor und die Achsen des Landegestells wurden noch einmal gefettet. Igor Kozlow war von Stolz erfüllt. Mit dieser Operation würde es in seiner Karriere als ED V-Experte steil nach oben gehen.
    Die Mechaniker traten von Hermes zurück. Igor drückte auf die Enter-Taste, das Publikum hielt den Atem an. Nichts passierte, Hermes sah aus wie ein großes Insekt, das stur am Boden bleiben wollte.
    Dann, ganz langsam, sprang der Motor des Fluggeräts an. Igor beschloss, das Kippen der Aggregate auszuprobieren. Die Propeller klappten nach oben und das Gerät hob ein kleines Stück vom Boden ab.
    Alle Techniker und Soldaten klatschten wie wild in die Hände.
     
    Das Brummen war das gleiche wie im Traum. Er stand auf der offenen Geländestelle im Moor bei Ruovesi und schaute zum Himmel hinauf. Der Motor brummte tief und die Propeller

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