Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
schleuderten ihn in einen Strohhaufen in der Ecke.
    Der Bretterverhau, der jetzt als Kerker diente, war nur fünf mal fünf Meter groß. Die Soldaten verschwanden, schlossen die Türflügel und Aaro hörte den Schlüssel im verrosteten Schloss knirschen. Zusätzlich wurden die Türen mit einem schweren Holzbalken als Querriegel gepanzert, der mit unheilvollen, polternden Schlägen angebracht wurde.
    Aaro atmete tief und ruhig, seine Arme und Beine zitterten leicht vor Schwäche und Angst. Nach allem, was er gesehen hatte, befand er sich in Russland, und diese Tatsache trug nicht gerade dazu bei, seine Stimmung zu heben. Seine einzige Hoffnung bestand darin, dass Niko es geschafft hatte, mit der Polizei zu reden.

|183| 34
    Niko rieb sich die Augen, während er auf die Farbbilder starrte, die über den Monitor des Laptops flimmerten. Es war drei Uhr in der Nacht und das warme Licht der Sommersonne drang durch die staubigen Fenster ins Büro der Sicherheitspolizei in Helsinki. Der SiPo-Beamte klickte ein weiteres Foto an. Es zeigte einen dünnen Mann mit Locken, der blaue, stechende Augen hatte.
    »Der kommt mir auch nicht bekannt vor   … Ist das im Hintergrund das Kaufhaus Stockmann?«
    »Ja. Die meisten Fotos sind heimlich in Helsinki gemacht worden«, sagte der Ermittler, der Jani Hölttä hieß, und klappte den Laptop zu. »Es sieht so aus, als wäre an dieser Geschichte niemand aus der russischen Botschaft oder vom Konsulat dabei.«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, was mit Aaro passiert ist?«, fragte Niko.
    »Leider können wir da noch immer nichts sagen«, gab der Beamte zurück.
    »Ich sollte vielleicht noch eine Sache erwähnen   …«, fing Niko zögernd an.
    Hölttä musterte ihn ungeduldig. »Erzähl alles, was du |184| für wichtig hältst. Auch das kleinste Detail kann die Ermittlungen voranbringen.«
    »Also, das hat eigentlich mehr mit Aaro zu tun. Sein Vater ist Polizist, in Brüssel, in irgendeiner E U-Behörde . So eine Art Sonderermittler.«
    Hölttä stand auf, dabei schrammte der Stuhl über den Fußboden. »Ich muss mal kurz nach oben gehen. Der diensthabende Kollege bringt dir gleich einen Kaffee.«
    Der Ermittler verschwand und Niko hörte seine Schritte im Treppenhaus. Von irgendwoher drang frischer Kaffeeduft in seine Nase. Die leiern einem alle möglichen Informationen aus den Rippen, aber selbst verraten sie nichts, dachte Niko verbittert. Er hatte das Gefühl, als wüsste die Sicherheitspolizei mehr über Aaros Schicksal, als sie zu sagen bereit war.
    Der Beamte, der Nachtdienst hatte, kam mit einem Becher Kaffee in den Vernehmungsraum und stellte ihn vor dem schläfrigen Niko auf den Tisch.
     
    Major Sabalin zeigte den Passierschein vor, den er gerade bekommen hatte, und betrat den großen Flugzeughangar. Sabalin hatte in der Kantine des Stützpunkts eine Suppe zu sich genommen, war anschließend unter der Dusche gewesen und nun bereit zuzuschauen, wie die anderen ihre Arbeit erledigten. Sein Anteil an der Operation war praktisch beendet.
    Ein halbes Dutzend Ingenieure und Techniker in weißen Kitteln liefen um den Hermes-Prototyp herum, der mitten in der Halle aufgestellt worden war. Durch ein |185| Fenster schien die helle Morgensonne herein und brachte die Tarnlackierung des Fluggeräts zum Glänzen.
    Igor war kurz nach eins aus Finnland gekommen und jetzt an der technischen Kontrolle beteiligt. Seine besondere Kompetenz wurde ständig gebraucht und Sabalin registrierte, dass der Mann dieselben Kleider wie am Vortag in Finnland trug. Trotzdem war Igor keine Spur von Müdigkeit anzumerken, sein Gesicht leuchtete vor jungenhafter Spannung.
    Der Major sah zu, wie die Techniker und ihre Helfer Testgeräte und Monitore an den Hermes-Motor anschlossen und wie dann alles mit dem Steuerpult des Zentralrechners im hinteren Teil der Halle verschaltet wurde. Er verzog einen Mundwinkel zu einem leicht spöttischen Lächeln: Was konnten erwachsene Männer doch für eine kindische Begeisterung an den Tag legen, wenn sie ein technisches Gerät vor sich hatten.
    Sabalin beschloss, sich kurz hinzulegen. Er würde seinen iPod mitnehmen und den zweiten Akt von Pucchinis Oper
Tosca
hören, und zwar in der Einspielung mit der charismatischen finnischen Sopranistin Karita Mattila.
     
    Jani Hölttä, der Beamte der Sicherheitspolizei, eilte die Treppe zum Konferenzraum im zweiten Stock hinauf. Ein Teil der Männer dort trug Freizeitkleidung, ein Teil helle Sommeranzüge und gelockerte Krawatten,

Weitere Kostenlose Bücher