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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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neben ihm saß, setzte seine Befragung fort.
    »Das Wichtigste ist, dass du dich möglichst genau daran erinnerst, wie die Russen ausgesehen haben, Niko.«
    »Ich habe ja versucht, mich zu erinnern   …«
    »Der Mann, der den Mercedes gekauft hat, dieser
Karl Mäyrä
– wenn du ihn mit einem Wort beschreiben müsstest, was würdest du dann sagen?«, fuhr der Ermittler fort.
    »Dunkel.«
    Der Ermittler seufzte. Dann machte er betont ruhig weiter.
    »Aus blauen Augen kann man leicht violette machen, die Haare kann man färben, man kann sich einen Bart stehen lassen oder aus einem Bart einen Schnauzer machen   … Ich meine nicht die physischen Eigenschaften, sondern das Profil. Wenn du mit einem Wort den Charakter beschreiben müsstest. Ich meine, würdest du den Mann zum Beispiel als aggressiv bezeichnen oder als auffahrend oder als gleichgültig? Oder fällt dir etwas anderes ein?«
    Niko schwieg lange. Der Verkehr wurde lebhafter, sobald sie Hämeenlinna passiert hatten. Was für ein Bild hatte der Russe von sich gegeben? Dann fiel Niko sein Aikidolehrer ein, ein Muskelprotz, der Bücher verschlang.
    »Gebildet«, sagte Niko. »Hat bestimmt viel gelesen.«
    Der Ermittler brummte zufrieden und gab einen neuen Qualitätsbegriff in sein Suchprogramm ein, mit dem nach |180| Agenten von GRU und FSB gestochert wurde, die in Skandinavien aktiv waren. Wenig später meldete das Programm ein Resultat. Der Ermittler warf einen Blick auf Niko, der mit der Schläfe an der Fensterscheibe in den Schlaf gesunken war.
     
    Sabalin trat leicht auf die Bremse, denn der VW Touran vor ihm verlangsamte die Geschwindigkeit. Sie waren von der Grenzstation aus nach Norden gefahren und hatten vor einiger Zeit Lesogorsk an der Grenzzone hinter sich gelassen. Der Major vermutete, dass es von hier aus höchstens zehn Kilometer bis zur Grenze nach Finnland waren. Der VW hielt vor einer mit zwei Schranken versperrten Einfahrt an, der Lkw mit Sabalin am Steuer stoppte hinter dem VW.
    Der Major sah auf die Uhr, es war ein Uhr russischer Zeit. Am nordöstlichen Horizont drang hinter dem Nadelwald bereits der erste Schein des Sonnenaufgangs hervor.
    Aus einem Bretterhäuschen kamen zwei stramme Soldaten heraus, die mit Oberst Volkow sprachen. Einen Moment später stieg Volkow aus dem Wagen und ging zu dem Wachhäuschen, wahrscheinlich um zu telefonieren, vermutete Sabalin. Er wusste, dass diese Stützpunkte des GRU in Grenznähe topgeheimes Gebiet waren und man nie einfach so hineinkam. Er sah Volkow aufgeregt in ein altmodisches schwarzes Telefon sprechen. Dabei hielt ein Wachsoldat, der am Tor stehen geblieben war, seine Kalaschnikow unschön nach vorne.
    |181| Sabalin musste an den Jungen denken, der im Lkw eingesperrt war. Sicherlich hatte er die unangenehme Fahrt mit ein paar zusätzlichen blauen Flecken überstanden. An das künftige Schicksal des Jungen wollte Sabalin unter keinen Umständen denken. Das ging ihn nichts an, sein Auftrag bezog sich ausschließlich auf die Aneignung und den Transport des Fluggeräts.
     
    Der Lastwagen hielt an und tuckerte fünf Minuten lang im Leerlauf. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, fuhr langsam ein kurzes Stück und hielt erneut an. Aaro hatte den bittersüßen Geruch seines eigenen Erbrochenen in der Nase und hörte, wie die Verriegelung der Hecktür geöffnet wurde. Die Kabelbinder aus Plastik hatten seine Handgelenke blutig geschürft und durch die Übelkeit war sein ganzer Körper schlaff geworden.
    Er hörte schwere Stiefel auf der Laderampe, außerdem einige russische Wörter. Aaro fehlte die Kraft, um Angst zu haben, er wollte einfach nur ins Freie.
    Die Riegel wurden zur Seite geschoben und die Türen gingen auf. Zwei Männer drangen in den Laderaum ein. Sie schnitten die Schnur, mit der Aaro an der Wand festgebunden war, auf und zogen ihn hoch. Wegen der Übelkeit und weil ihm die Beine eingeschlafen waren, war Aaro nicht fähig, auf eigenen Beinen zu gehen.
    Die Männer schleiften ihn von der Laderampe. Er blinzelte, aber die Augen gewöhnten sich überraschend schnell an das Dämmerlicht des Morgengrauens. Er sah, dass der Lastwagen in eine große Wellblechhalle gefahren |182| worden war. Von dort wurde Aaro ins Freie und direkt weiter durch eine Doppeltür in eine Bretterbaracke getragen.
    Dem Geruch nach zu schließen, hatte die Baracke irgendwann einmal als Schweine- oder Kuhstall gedient, aber Aaro war schon glücklich, festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Soldaten

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