Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
verfluchten Job und finden Sie Drake.«
»Das lief ja richtig gut«, bemerkte Keegan, als Dietrich das Gespräch beendet hatte. Nach ihrem langen Flug wirkte er noch zerknitterter und sorgenvoller als gewöhnlich.
Dietrich warf ihm einen scharfen Blick zu, sagte aber nichts.
Laut der Instruktionen, die sie in Langley unmittelbar vor ihrem Abflug bekommen hatten, würde ein Vertreter der saudischen Regierung sie im Ankunftsterminal erwarten. Mehr hatte man ihnen nicht gesagt – keinen Namen, keine Beschreibung, nichts.
Dietrich ließ seinen Blick über ein Meer von Gesichtern schweifen. Alle diese Menschen erwarteten eifrig die Ankunft von Freunden, Familien und Geschäftspartnern. Er hatte nicht die geringste Ahnung, nach wem oder wonach er Ausschau halten musste.
Es war eine typische Regierungsoperation. Andererseits waren das dieselben Leute, die ihm einmal einen FedEx-Umschlag ohne Inhalt und einen Scheck über null Dollar geschickt hatten.
In diesem Moment trat ein großer, schlanker Mann in einem grauen Anzug aus der Menge hervor und kam auf ihn zu. Er war Mitte fünfzig, hatte kurzes, grau meliertes Haar, das er zurückgekämmt trug, und einen sauber gestutzten Bart.
Die dunklen, humorlosen Augen und das harte, ernste Gesicht machten klar, dass dieser Mann nicht vom Tourismusbüro des Landes kam.
»Sie sind das Team, über das ich informiert wurde?«, fragte er ohne Einleitung. Er sprach schnell und abgehackt, was Dietrich an das Stakkato einer Schreibmaschine erinnerte. Der Blick seiner dunklen Augen glitt über die drei Operatives und blieb einen Moment an Frost hängen.
Die wiederum erwiderte seinen wenig freundlichen Blick ebenso hart. Sie hatte einen Fünfzehn-Stunden-Flug hinter sich, und das merkte man ihr an.
»Genau«, antwortete Dietrich.
»Mein Name ist Tariq. Ich repräsentiere den Mabahith.«
Bei der Nennung dieses Namens hob Dietrich beide Brauen. Er hatte die Staatspolizei erwartet oder irgendeine andere Sicherheitsbehörde, aber dieser Mann kam vom General Investigation Directorate. Der Name mochte unschuldig klingen, bezeichnete jedoch eine sehr undurchsichtige und gefährliche Agency, deren Aufgabe darin bestand, politische Dissidenten und Feinde des Königreiches auszumerzen, und zwar mit allen Mitteln. Der Mabahith wurde seit Jahren von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen der politisch sanktionierten Folter bezichtigt und der Einkerkerung von Menschen ohne Prozess. Außerdem wurde er beschuldigt, Exekutionen im Schnellverfahren durchzuführen, Exekutionen, die auf fadenscheinigen oder gefälschten Beweisen beruhten.
»Sie kommen mit mir«, sagte er und deutete auf den weit entfernten Ausgang des Terminals. Das war keine Bitte, sondern ein Befehl. »Ein Wagen wartet bereits auf uns.«
Während Tariq vorausging und sich wie ein Eisbrecher den Weg durch die Menge bahnte, beugte sich Keegan zu Frost hinunter. »Von Konversation versteht er nicht besonders viel, hab ich recht?«
»Bleibt zu hoffen, dass er in Sachen Kooperation mehr draufhat.«
52
Anya redete nicht viel, es sei denn, sie hatte wirklich etwas zu sagen; außerdem schien sie eine generelle Abneigung gegen Small Talk zu hegen. Folglich war ihre Reise in den Nordwesten auf dem Highway 65 von langen Etappen des Schweigens geprägt.
Da es außer dem Dröhnen des Motors und der endlosen Wüste nichts gab, das Drakes Gedanken ablenkte, kehrten sie wie so oft zu seiner Schwester zurück. Immer und immer wieder spielte er das kurze Telefonat im Kopf durch, analysierte jedes Wort, jede Nuance ihres Tonfalls und ihrer Satzmelodie und versuchte, irgendeinen verborgenen Hinweis zu finden, der ihm half, sie aufzuspüren.
Und stets endete es damit, dass er mit leeren Händen dastand.
Es konnte einen wahnsinnig machen, derartig im Ungewissen gelassen zu werden. Sie konnte bereits tot sein. Diese ganze Reise war möglicherweise vollkommen vergeblich, aber es gab keine Möglichkeit, sich darüber Gewissheit zu verschaffen.
Hör auf damit!, befahl er sich. Dieser Gedankengang führte zu nichts. Sie war am Leben; das wusste er, weil er sich schlicht weigerte, irgendeine andere Möglichkeit zu akzeptieren.
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als es einen plötzlichen Knall gab. Sofort zog der Landrover zur Seite, als hätte er einen eigenen Willen. Nur Anyas blitzschneller Reaktion, mit der sie gegensteuerte, war es zu verdanken, dass sie sich nicht überschlugen.
Dann trat sie auf die Bremse, und sie kamen mit
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