Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
von ihnen sie im Mädchenwaschraum in die Ecke gedrängt.
Sie hatte sich auf die einzige Art und Weise zur Wehr gesetzt, die sie kannte. Obwohl sie es nicht gewollt hatte. Sie hatte Gewalt verabscheut, jedenfalls in jüngeren Jahren, aber es gab keine Alternative.
»Verstehe.« Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, ein Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen.
Sie hatte Cherevin noch nie gemocht, und ihre Abneigung war im Laufe der Zeit immer stärker geworden. Etwas an seinem jovialen Lächeln, seinem selbstgefälligen Gesicht, seiner charmanten Fassade flößte ihr Angst ein.
Er erhob sich von seinem Stuhl und ging um seinen Schreibtisch herum. Sie rührte sich nicht, aber sie hörte seine leisen Schritte auf dem Teppich hinter sich.
»Der Vorstand möchte dich in eine Besserungsanstalt für Jugendliche schicken. Sie glauben, du bist zu gefährlich, um hierzubleiben.« Sie hörte, wie er müde seufzte. »Ich bin anderer Meinung, aber ich muss die anderen davon überzeugen können, dass man dir vertrauen kann.«
Sie spürte seine Hand auf ihrer Schulter. Es war fast die Geste eines Vaters, der seiner widerspenstigen Tochter Liebe und Verständnis signalisieren will.
»Kann ich dir vertrauen, Anya?«, erkundigte er sich.
Seine Hand rutschte tiefer, umfasste ihre rechte Brust. Sie erstarrte, während ein Schauer des Ekels und der Angst sie durchströmte. Sie riss die Augen weit auf, und ihr Herz hämmerte wie verrückt.
Als der junge Mann sie in der Dusche bedrängte, hatte sie instinktiv reagiert. Aber jetzt verließen ihre Instinkte sie. Schon vom frühesten Alter an war sie dazu erzogen worden, Autorität zu respektieren, den Regeln zu gehorchen und dem zu folgen, was die Älteren ihr befahlen.
Jetzt jedoch war sie hin- und hergerissen. Cherevin missbrauchte seine Autorität, daran hegte sie nicht den geringsten Zweifel, aber er war nun mal die Autorität hier. Er führte dieses Heim. Hier stand niemand höher als er.
»Steh auf, Anya«, befahl er.
Sie wollte oder konnte nicht protestieren, erhob sich und drehte sich zu ihm herum. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie konnte es nicht verhindern. Am liebsten hätte sie sich übergeben.
Er stand dicht vor ihr. Sein Atem roch nach Zigaretten. Er lächelte sie freundlich an, fast zärtlich, hob die Hand und strich eine Locke blonden Haares aus ihrem Gesicht. Sein Finger fuhr über ihre Wange, glitt dann ihren Kiefer hinunter bis zu ihrem Kinn.
»Ich kann dir deine Zeit hier so leicht machen, wie du möchtest«, flüsterte er. »Aber dafür musst du mir etwas zurückgeben. Wirst du mir geben, was ich von dir will, Anya?«
Dann fühlte sie seine Hände wieder auf ihren Brüsten, spürte, wie er sie streichelte und sie immer fester drückte, bis sie unwillkürlich keuchte.
Sie trat einen Schritt zurück, zitternd und mit Tränen in den Augen.
»Nein. Ich … ich kann nicht«, stammelte sie. »Bitte, ich will nicht …«
Sie verstummte, als er ausholte und ihr mit dem Handrücken ins Gesicht schlug. Der Hieb traf sie vollkommen unerwartet, und sie flog zurück. Der Schwung riss sie um die eigene Achse, sodass sie mit dem Gesicht nach unten auf seinem Schreibtisch landete. Papiere, Aktenordner, Stifte und andere Gegenstände fielen zu Boden.
Immer noch benommen von dem Schlag spürte sie, wie er an ihrer Hose zerrte und versuchte, sie hinunterzureißen. Mit der anderen Hand packte er ihr langes Haar und zog fest daran, riss ihren Kopf zurück.
»Es steht dir nicht zu, dich mir zu verweigern, Anya«, zischte er in ihr Ohr, als ihre Hose nachgab und sie nackt dastand. »Du gehörst jetzt mir. Du wirst tun, was ich dir sage und wann ich es dir sage. Es ist Zeit, dass du das lernst.«
Tränen liefen ihr über das Gesicht, und sie nahm alles nur noch verschwommen wahr. Sie schmeckte das Blut in ihrem Mund, und ihre Ohren klingelten noch von dem Schlag.
Sie wusste, was jetzt kam. Sie wusste zwar nicht, wie es sich anfühlen würde, aber sie spürte bereits den wachsenden Ekel, das Entsetzen und den Hass, weil sie wusste, was er tun würde, und weil sie ihn nicht daran hindern konnte.
Sie hörte das leise Klirren, als er seinen Gürtel öffnete, und spannte sich an, versuchte, sich irgendwie auf das vorzubereiten, was er gleich tun würde. Versuch es einfach nur zu überstehen, dachte sie. Er wird nicht lange brauchen. Sobald es vorbei ist, kann ich hier weg.
Dann sah sie durch den Schleier vor ihren tränenüberströmten Augen etwas auf dem Tisch vor ihr
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