Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Landrover einzuwenden gehabt.
Was auch ganz gut war, denn sie brauchten ihn dringend. Ihr Plan sah vor, zunächst nach Nordwesten zum Highway 65 zu fahren und dann dem Highway 50 weiter nach Norden zu folgen, bis zu einer Stadt namens Al Majma’ah, die in der Nähe der Grenze lag. Anya behauptete, sie würde dort einen Mann kennen, der ihnen den besten Weg zeigen konnte, um unbemerkt über die Grenze in den Irak zu gelangen.
Und wie auch immer das vor sich gehen würde, über eine normale Straße würden sie es nicht schaffen. Sie mussten vermutlich durch die Wüste fahren, mit möglichst großem Abstand zu irgendwelchen Checkpoints oder Grenzstationen.
Am Flughafen hatten sie sich ein Magellan-Satelliten-Navigationssystem besorgt. In der Wüste, wo für sie jeder Orientierungspunkt fehlte, zu navigieren war schon im besten Fall ein Albtraum; daher durften sie keine Zeit mit Umwegen und Kartenstudium verschwenden. Solange sie das Magellan-System hatten, konnten sie sich nicht verirren.
Ihre stilvolle Armani-Kleidung hatten sie abgelegt und gegen Khakihosen, Wanderstiefel, weit geschnittene weiße Hemden, Westen und Sonnenbrillen eingetauscht. Abgesehen von der Notwendigkeit strapazierfähiger Kleidung für eine Reise durch unwegsames Gelände war es für alles andere auch viel zu heiß.
Drake warf seiner Begleiterin einen Blick zu. Sie saß entspannt auf ihrem Sitz, eine Hand am Lenkrad, hatte die Augen hinter einer Piloten-Sonnenbrille verborgen und ihr Haar im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. In dieser Kleidung wirkte sie weit entspannter und natürlicher als in einem Rock oder Kostüm. Er glaubte sogar, den Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen gesehen zu haben, als sie Gas gab, der Motor aufheulte und der Wind durch das offene Fenster an ihrem Haar zupfte.
Sie spürte Drakes Blick, drehte sich zu ihm um, und ihr Lächeln verstärkte sich.
»Danach habe ich mich schon sehr lange gesehnt.«
Trotz seiner Bedenken erwiderte er ihr Lächeln unwillkürlich. Ihr Grinsen wirkte ansteckend, umso mehr, weil sie es so selten zeigte. Anya war eine attraktive Frau, aber das Lächeln verwandelte ihr Gesicht auf eine Art und Weise, die er nicht erklären konnte. Es machte sie wirklich strahlend schön.
Einen Augenblick lang dachte er über die Seele nach, die da unter ihrem eisigen Äußeren lauerte. Er hatte bereits gelegentlich einen kurzen Blick darauf werfen können, jedenfalls glaubte er das. Trotzdem war Anya ein Rätsel für ihn geblieben. Ein faszinierendes Rätsel.
»Ist alles in Ordnung?«
»Ja«, erwiderte er und wandte den Blick ab. »Alles ist gut.«
Zum vielleicht ersten Mal hatte er tatsächlich ein gutes Gefühl, was ihre Situation anging. Sie waren beinahe am Ende ihrer langen Reise angelangt, und die anfänglichen Probleme und Schwierigkeiten lagen hinter ihnen. Schon bald würden sie Typhoon finden, Kontakt mit Munro aufnehmen, und er würde Jessica wiedersehen.
Er schwieg eine Weile und beobachtete einfach nur die Straße vor sich.
»Wissen Sie, als ich meine Fahrprüfung bestanden habe, konnte ich es kaum erwarten, so etwas zu machen«, sagte er, als ihm einfiel, wie sie plötzlich Gas gegeben hatte. »Ich wollte nur draußen sein und fahren, nichts als fahren. Dann hat mein Dad mich eines Abends zur Seite genommen und ist mit mir zu einem Straßenabschnitt irgendwo im Nichts gefahren. Er hat mir gesagt, ich solle richtig Gas geben – so aggressiv und schnell fahren, wie ich konnte. Ich habe wirklich gedacht, er würde einen Witz machen. Aber er beugte sich zu mir, sah mir mit todernster Miene in die Augen – es war diese Art von Blick, der mir eine Heidenangst einflößte, als ich noch klein war – und sagte: ›Ich mache keine Witze. Tu es. Jetzt.‹«
Drake lachte leise bei der Erinnerung. »Ich hatte nichts dagegen. Also fuhr ich los und drückte das Gaspedal bis aufs Bodenblech. Es dauerte etwa zwanzig Sekunden, bis ich aufhörte und langsamer wurde, aber, bei Gott, das waren die besten zwanzig Sekunden meines Lebens. Mein Herz hämmerte so heftig, dass ich es in meinen Ohren hören konnte.
Dann drehte sich mein Dad zu mir herum, immer noch denselben Blick in den Augen, und sagte zu mir: ›Also gut, jetzt hast du es endlich mal erlebt. Wehe, ich erwische dich dabei, wie du es noch einmal versuchst.‹ Er tat, als wäre er verärgert und ernst, aber ich sah den Blick in seinen Augen. Er hätte es niemals zugegeben, aber ich glaube, er war stolz darauf, dieses
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