Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
verstanden?«
»Ja, verflucht!«, fuhr sie ihn an.
Er beugte sich vor und hakte seinen Harnisch an den Ausleger, der an der Seite des Hubschraubers montiert war.
Drake und Anya stürmten aus dem Schlafzimmer in den Gang hinaus und wären fast mit Hussam zusammengeprallt. Der alte Mann hatte die Augen vor Furcht weit aufgerissen. Der von den Rotorblättern des Hubschraubers angefachte Sturm rüttelte an den Fensterläden, und das Dröhnen der Triebwerke ließ die Bodenbretter vibrieren.
»Sie haben uns gefunden!« Anya musste schreien, um sich in dem Getöse Gehör zu verschaffen. Sie umklammerte ihr AK -47 und hatte sich den Rucksack über die Schulter geschwungen, in den sie alles gestopft hatte, was sie in der Kürze der Zeit in die Finger bekommen hatte. »Wir müssen sofort hier verschwinden!«
Hussam verschwendete keine Zeit mit Fragen. »Kommt!« Er bedeutete ihnen, ihm zu folgen, drehte sich um und stürmte die Treppe hinab.
Er bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die seine Korpulenz und sein Alter Lügen strafte. Er sprang förmlich die Treppe hinunter und nahm zwei Stufen auf einmal. Die beiden hatten Mühe, ihm zu folgen.
Am Fuß der Treppe wandte er sich nach links, packte eins der Holzpaneele unter der Treppe und riss es herunter. Dahinter kam ein Durchgang zum Vorschein, von dessen Existenz sie bislang nichts bemerkt hatten. Hinter der dunklen Öffnung lag eine erkennbar uralte Steintreppe, die in ein Untergeschoss oder einen Keller hinabführte.
An der Geheimtür war innen eine Taschenlampe befestigt. Hussam nahm sie, schaltete sie an und ging die Treppe hinab. Diesmal bewegte er sich langsamer und vorsichtiger. Die Stufen waren schmal und ausgetreten. Drake und Anya folgten ihm.
Sie gelangten in einen kleinen Raum mit Steinwänden, der vielleicht drei Meter breit und zweimal so lang war. Die Luft war kalt und trocken und schmeckte nach Staub und Alter. An einer Wand standen Kisten, dunkelgrün lackiert und mit kyrillischen Schriftzeichen bedeckt. Drake erkannte sie sofort. Waffenkisten. Unwillkürlich fragte er sich, wie viele AK -47 wohl noch hier lagerten.
»Hierher«, befahl der Saudi und richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf das andere Ende des Raumes. Dort befand sich eine weitere Tür, die von innen mit schweren Riegeln gesichert war. »Mein letztes Geschenk an dich. Es bringt euch in das alte Kanalisationssystem. Folge dem Tunnel etwa dreihundert Schritte, dann halte Ausschau nach meinem Zeichen. Jetzt geht!«
Anya warf einen Blick auf die Tür und sah dann den alten Mann wieder an. »Komm mit uns.«
Er lächelte ihr bedauernd zu. »Ich bin zu alt für solche Spielchen, mein Kind. Ich werde sie so lange hinhalten, wie ich kann. Wenn es Allah gefällt, werden wir uns wiedersehen.«
Drake trat an die Tür und entriegelte sie. Sie schwang in rostigen Angeln auf und gab den Blick auf einen feuchten Gang frei, der vielleicht ein Meter fünfzig hoch war. Es roch nicht nach menschlichen Fäkalien, weil man diese Tunnel schon lange aufgegeben hatte. Aber es stank penetrant nach Schimmel und Feuchtigkeit.
»Anya! Wir müssen gehen!«
Anya sah den alten Mann erneut an. In ihrem Blick lag aufrichtige Dankbarkeit. »Ich stehe in deiner Schuld.«
»Meine Ameera«, sagte er, hob die Hand und streichelte sanft ihre Wange. »Die Schuld war immer auf meiner Seite. Viel Glück, mein Kind.«
Sie hob den Arm, packte Hussam und zog ihn in einer seltenen Zurschaustellung von Zuneigung fest an sich. Einen Moment später ließ sie ihn los, nahm die Taschenlampe und lief zur Tür, ohne zurückzublicken.
Die Haustür war abgeschlossen und verriegelt. Zwei Schüsse mit einer Mossberg-Breacher-Shotgun änderten das. Dietrich trat die zerschmetterten Reste der Tür zur Seite und stürmte hinein. Keegan, Rahul und Frost schwärmten aus, um ihn zu decken. Vier weitere Operatives in Kampfanzügen waren bei ihnen. Sie hielten die Waffen schussbereit im Anschlag, während sie das Haus durchkämmten.
Überall war Lärm. Das Wummern der Rotoren des Black Hawk, das Krachen der Türen, die aufgetreten wurden, die Kommandos seiner Teammitglieder, das Knistern des Funkgeräts in seinem Ohr, das panische Kreischen, als Frauen und Kinder sich plötzlich maskierten Männern mit Gewehren gegenübersahen.
Plötzlich flog die Tür neben ihm auf, und er stand einem Hünen von Mann gegenüber. Er schien die ganze Öffnung auszufüllen. Dietrich sah, wie etwas Metallisches durch die Luft auf ihn zuschoss, und
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