Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
haben.«
Drake blickte über die Wüstenlandschaft, die sich bis zum Horizont erstreckte, wo sie sich mit dem tiefblauen Himmel traf. Er hätte Munro niederschreien sollen, ihm sagen sollen, er solle sich verpissen, aber irgendetwas hielt ihn zurück.
»Sie ist ein Killer, Drake«, fuhr Munro fort. »Kein Bedauern, kein Zögern, keine Reue. Solche Gefühle empfindet sie nicht mehr. Sie ist niemandem und nichts anderem gegenüber loyal als nur sich selbst.«
»War das der Vorwand für Ihren Versuch, sie zu ermorden?«, konterte Drake.
»Sie hat es Ihnen also gesagt, was? Das habe ich mir gedacht.« Er klang nicht sonderlich besorgt. »Sie würde alles tun, um mir die Schuld an dem zuzuschieben, was passiert ist.«
»Sie haben versucht, Ihren direkten Vorgesetzten zu ermorden und eine Meuterei anzuzetteln«, erinnerte Drake ihn. »Ich kenne die ganze Geschichte. Sie sind ein verdammter Feigling, Munro. Mehr nicht.«
»Was Sie nicht wissen – und was sie Ihnen auch niemals erzählt hätte –, ist, dass sie geplant hatte, zu desertieren und die ganze Taskforce mitzunehmen! Sie war diejenige, die die Meuterei geplant hat, nicht ich!« Seine Stimme zitterte vor Wut. »Deshalb habe ich das Einzige getan, was mir blieb. Und das gebe ich auch zu. Ich habe versucht, sie umzubringen. Ich habe versucht, sie aufzuhalten, als noch Zeit war.«
Er seufzte, und in seine Stimme mischte sich ein trauriger und bedauernder Unterton, als er weitersprach. »Aber ich habe versagt. Sie hat überlebt. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat, aber dieses Miststück hat überlebt, und sie hat alle exekutiert, die versuchten, sie aufzuhalten. Meine Männer, meine Waffenbrüder, sie hat sie alle hingerichtet. Kein Bedauern, kein Zögern. Sie ist eine verfluchte Mörderin, Drake.«
Bei Munros Worten war ihm, als würde man ihm ein Messer in den Bauch bohren. Er versuchte, sich einzureden, dass Munro log, dass dieser Mann alles tun würde, um ihn, Drake, zu verunsichern, aber tief in seinem Inneren musste er unaufhörlich an diese Nacht in Khatyrgan denken, als er zusehen musste, wie Anya diesen Wärter brutal ermordet hatte. Niemals in seinem Leben würde er den Blick in ihren Augen vergessen.
Es lauerte tatsächlich ein Killer in ihr. Manchmal war er tief in ihrem Innersten versteckt, aber er war trotzdem da.
»Wenn Sie Mitleid erwarten, dann reden Sie mit dem Falschen«, sagte er schließlich, nachdem er allen Trotz zusammengerafft hatte.
»Ausgerechnet Sie sollten wissen, wie es sich anfühlt, für einen Fehler verurteilt zu werden«, konterte Munro. »Aus diesem Grund arbeiten Sie doch für die Agency, hab ich recht?«
Drakes Herz hämmerte, und sein Magen schien sich zu verkrampfen. »Und was wissen Sie darüber?«
»Klingelt es bei Ihnen, wenn ich die Operation Hydra erwähne?«
Drake stand da wie betäubt, während der Wüstenwind an ihm zupfte.
»Dachte ich mir doch, dass ich damit Ihre Aufmerksamkeit wecken kann.«
»Was wissen Sie über Hydra?«, stieß Drake hervor.
»Ich weiß, dass hinter Ihrer Entlassung mehr steckt, als man auf den ersten Blick vermuten könnte.« Er genoss jeden Moment dieses Gesprächs. »Sie haben eine ziemlich bemerkenswerte Geschichte, Drake. Da fühle ich mich fast ein bisschen besser, was meine eigene angeht.« Er lachte amüsiert. »Ich frage mich, wie Ihre neue Freundin es wohl aufnehmen würde, wenn sie erführe, was für ein Mensch Sie tatsächlich sind.«
Er ließ diese versteckte Drohung eine Weile in der Luft schweben, bevor er erneut das Wort ergriff. »Die Zeit wird knapp. Für Sie und Ihre Schwester. Ich melde mich wieder.«
Dann war die Leitung tot.
57
Seufzend lehnte sich Anya auf dem Stuhl zurück, erleichtert, wenigstens kurz den Blick von der Karte nehmen zu können, über der sie jetzt seit fast zwanzig Minuten brütete. Sie machte sich Sorgen wegen der Grenzüberquerung am nächsten Tag, und zwar nicht wegen dem, was hinter der Grenze lag, sondern weil sie keine aktuellen Informationen über diese Gegend hatte. Vor vier Jahren hätte sie jeden i rakischen Beobachtungsposten und jede Route der Patro uillen mit der Hand einzeichnen können, aber jetzt war sie kaum schlauer als ein verirrter Tourist.
Lärm von draußen lenkte ihre Gedanken wieder auf die Gegenwart zurück. Sie trat zum Fenster, von wo aus sie einen Blick auf den kleinen Hof hinter Hussams Haus werfen konnte. Seine beiden kleinen Kinder spielten irgendein Spiel, bei dem es um viel Gerenne und noch mehr
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