Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Summen seines Handys unterbrochen. Munro war dran.
Drake sah Hussam an. »Entschuldigen Sie. Aber ich muss dieses Gespräch annehmen.«
Der alte Mann nickte verständnisvoll. »Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie wollen.« Er machte eine kleine Pause. »Aber denken Sie an Ihr Versprechen.«
Drake nickte. Als Hussam weiterging, drückte er auf den Empfangsknopf. »Ich höre.«
»Schön, mal wieder mit Ihnen zu sprechen, Drake«, begann Munro. »Ich hoffe, mein Anruf kommt nicht ungelegen?«
»Würde das eine Rolle spielen?«
»Nicht wirklich.«
»Ich will mit meiner Schwester sprechen«, erklärte Drake. »Ich muss wissen, ob es ihr gut geht.«
»Zuerst bringen Sie mich auf den neuesten Stand. Sie hatten drei Tage. Ich hoffe um Ihretwillen, dass Sie diese Zeit nicht vergeudet haben.«
Drake seufzte und biss sich auf die Lippe. »Wir haben Kontakt mit Anyas Quelle. Er ist bereit, uns zu treffen.«
»Wo?«
»Im Irak. Er wird uns weitere Informationen geben, sobald wir im Land sind.«
»Verstehe.«
»Wirklich? Gut. Dann holen Sie jetzt meine Schwester ans Telefon.«
»Sagen Sie bitte.«
Drake knirschte mit den Zähnen und riss sich zusammen, um seine Wut zu beherrschen. »Bitte«, presste er schließlich heraus.
Einen Moment lang hörte er gedämpftes Murmeln, dann drang eine andere Stimme aus dem Lautsprecher. »Ryan.«
Sie klang ruhiger als zuvor, was ihn nicht wirklich überraschte. Jessica war noch nie sonderlich hysterisch gewesen. Sie konnte alles ebenso gut bewältigen wie er. Vielleicht sogar besser. Denn sie lief vor Problemen nicht davon.
»Jess.« Seine Stimme klang leise und heiser. »Geht es dir gut? Hat man … Hat man dir wehgetan?«
»Nein. Sie haben versprochen, mich gut zu behandeln, wenn ich kooperiere. Sollte ich aber etwas Dummes versuchen, dann würden sie … Sie sagten, sie würden sich erst Scott und dann die Kinder vornehmen«, setzte sie hinzu. Ihre Stimme klang brüchig vor Sorge. Dass man ihr Leben bedrohte, damit kam sie klar, aber bei ihrer Familie war das etwas vollkommen anderes.
»Himmel, Jess, du musst mir glauben, ich hatte keine Ahnung …«
»Ist schon gut, Ryan«, versicherte sie ihm. »Alles ist gut. Es war nicht deine Schuld.«
»Nein. Es ist nicht alles gut. Ich habe dich im Stich gelassen«, sagte er und stellte sich endlich der Wahrheit. »Ich habe dich belogen. Ich habe dir nie gesagt, wie meine Arbeit wirklich aussieht; ich habe dir nichts von der Welt erzählt, zu der ich gehöre. Von den Leuten, mit denen ich zu tun hatte.«
»Ryan, hör mir zu.« Sie sprach in dem gleichen strengen, gebieterischen Ton, den sie auch ihren beiden Kindern gegenüber anschlug. »Das war nicht deine Schuld. Du hast es nicht verursacht. Ich … ich gebe dir keine Schuld daran. Das musst du mir glauben.«
Er schluckte schwer. Ihre ruhige Akzeptanz und ihr Verständnis waren mehr, als er ertragen konnte. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie wütend auf ihn gewesen wäre. Er wollte , dass sie wütend auf ihn war.
Das war sie aber nicht. Sie verstand ihn, so wie sie ihn immer verstanden hatte. Trotz allem akzeptierte sie ihn so, wie er war.
Was seine Schuldgefühle allerdings nicht minderte.
»Ich hole dich da raus. Das verspreche ich«, sagte er ruhig und leise. »Du hast mich nie im Stich gelassen. Ich werde dich auch nicht aufgeben, niemals. Ich werde dich finden.«
Bevor sie antworten konnte, wurden die Geräusche am anderen Ende wieder dumpfer.
»Rührend, Drake. Wirklich rührend«, drang dann Munros höhnische Stimme aus dem Lautsprecher. »Ich war fast versucht, Sie noch etwas weiterreden zu lassen. Was hätten Sie wohl sonst noch alles zugegeben?«
Drake knirschte mit den Zähnen. »Sie sind ein widerliches Stück Scheiße, Munro. Sie sollten beten, dass ich Ihnen nicht begegne, wenn Sie sich nicht mehr hinter einer Frau verstecken können.«
Der andere Mann lachte leise. »Wenigstens sind Sie ehrlich. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie Sie bis jetzt noch nicht getötet hat.«
»Wovon reden Sie?«
»Wachen Sie auf, Mann. Glauben Sie wirklich, dass Anya Ihnen hilft, weil sie so ein gutes Herz hat? Sie sind nur ein Werkzeug, das sie benutzt und danach wegwirft. Sicher, sie redet Ihnen ein, dass sie Ihnen vertraut, dass Sie ihr etwas bedeuten. Vielleicht sorgt sie sogar dafür, dass Sie etwas für sie empfinden. Aber glauben Sie mir, früher oder später wird sich Ihr Nutzen für sie erschöpft
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