Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Suchgebiet dürfte es fast unmöglich sein, sie aufzuspüren. Wir sind dabei, uns mit den lokalen Armee-Kommandeuren in Verbindung zu setzen, damit sie bei der Suche helfen, aber sie sind nicht sonderlich kooperativ.« Er verzog das Gesicht. »Offenbar sind sämtliche Einheiten für ›andere Operationen‹ eingeteilt, jedenfalls behaupten sie das.«
Das hatte Dietrich erwartet. »Was ist mit Khariri?«
»Wir haben ihn in ein Verhörzentrum nicht weit von hier gebracht. Er leugnet weiterhin jedwede Verbindung zu der Frau; er behauptet sogar, dass er sie nicht einmal gekannt hat.«
»Er hat ihnen etwas zu essen gegeben und Obdach geboten, und er hat ihnen bei der Flucht geholfen«, erinnerte Dietrich ihn. »Er muss etwas wissen.«
»Zweifellos, aber ich glaube nicht, dass er so schnell mürbe wird. Er ist ein ehemaliger Angehöriger der saudischen Armee. Er wurde dafür ausgebildet, bei Verhören nicht so schnell zusammenzubrechen.«
Wie Dietrich aus Erfahrung wusste, konnte jeder gebrochen werden. Man musste nur die richtigen Knöpfe finden und sie dann drücken.
»Wir haben doch noch seine Familie in Gewahrsam, stimmt’s?«
Er hatte eine Idee. Unter normalen Umständen wäre er dieser Idee nicht nachgegangen, aber im Moment fiel ihm nichts Besseres ein.
»Ja.«
Er sah den jüngeren Mann an, und seine Miene verhärtete sich. »Holen Sie sie her.«
60
Der starke Motor dröhnte, während sie auf dem Highway 50 nach Norden rasten; sie fuhren nie langsamer als siebzig Meilen pro Stunde. Um diese späte Stunde herrschte kaum noch Verkehr.
Drake sagte nichts, aber Anya spürte seinen stummen, bohrenden Zorn, als er seine verbrannte Hand bandagierte. Ihr war klar, dass er sich diese Verletzung bei dem Versuch zugezogen hatte, ihr das Leben zu retten. Sie hätte Frost zwar auch als menschlichen Schutzschild benutzen können, war jedoch froh, dass es nicht so weit gekommen war.
Drake war auch so schon wütend genug auf sie. Anya konnte ihn zwar verstehen, aber was sonst hätte sie tun sollen? Hätte sie nicht mit allen Mitteln gekämpft, um sich zu verteidigen, wären sie jetzt beide verhaftet oder vielleicht sogar tot.
Sie hatte den Blick in Dietrichs Augen gesehen, unmittelbar bevor Drake eingegriffen hatte. Der Mann hätte Frosts Leben ohne zu zögern aufs Spiel gesetzt, um Anya in die Finger zu bekommen.
»Wie geht es deiner Hand?«, fragte sie. Sie wollte sich auf etwas Praktisches konzentrieren, etwas, womit sie umgehen konnte. Und irgendwie schien es ihr passend, nach dem Kampf in der Garage bei dem Du zwischen ihnen zu bleiben.
Drake antwortete nicht.
»Hör zu, ich weiß, dass diese Leute deine Freunde sind.« Sie suchte nach den richtigen Worten. »Natürlich wolltest du nicht, dass sie verletzt werden, aber …«
»Erspar mir diesen Vortrag, ja?«, entgegnete er. »Dafür bin ich nicht in Stimmung.«
Sie verstummte. Irgendwie fühlte sie sich merkwürdig zerknirscht.
Sie überlegte, was sie sagen könnte, versuchte, einen Weg zu finden, ihn zu erreichen und sein Vertrauen zurückzugewinnen, aber ihr fiel einfach nichts ein. Sie war nicht daran gewöhnt, mit Menschen auf diese Art und Weise umzugehen.
Also starrte sie nur auf die Straße und fuhr weiter, während sie Meile um Meile hinter sich ließen. Ihre persönlichen Probleme mussten einstweilen zurückgestellt werden. Im Moment hatte ihr Überleben höchste Priorität.
Darin wenigstens war sie gut.
Ihr erstes Ziel musste sein, so viel Abstand wie möglich zwischen sich selbst und Hussams Haus zu bringen. Das Taktische Team war zweifellos durch ihre Flucht überrumpelt worden und irritiert, aber das würde nicht lange anhalten. Sie würden sich sehr schnell neu formieren und die Verfolgung fortsetzen.
Sie hoffte nur, dass es dem alten Mann gut ging. Er war ein großes Risiko eingegangen, als er ihr half. Und die saudische Polizei stand nicht gerade in dem Ruf, die Menschenrechte sonderlich zu achten.
Du darfst jetzt nicht darüber nachdenken, ermahnte sie sich. Konzentriere dich auf dich selbst und deine Mission. Nur das ist im Moment wichtig.
Das Schweigen wurde durch das Summen von Drakes Handy unterbrochen. Aber er machte keine Anstalten, das Gespräch anzunehmen.
»Das muss Munro sein. Willst du nicht rangehen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Scheiß auf ihn. Er soll warten.«
Die Sekunden verstrichen, und das Telefon summte unaufhörlich. Anya war kurz davor, selbst danach zu greifen, als Drake es endlich aus der Tasche
Weitere Kostenlose Bücher