Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Lächeln erlosch, als die Tür aufging und ein Mann den Raum betrat. Es war keiner von den Verhörspezialisten der saudischen Polizei. Der hier war ein Weißer. Er war groß und schlank, hatte dunkles Haar und ein strenges Gesicht. Erbarmungslose graue Augen musterten Hussam von Kopf bis Fuß.
Hinter ihm stellte ein anderer Mann einen Laptop auf den Metalltisch und klappte ihn auf. Hussam runzelte die Stirn und fragte sich, was sie wohl vorhatten.
»Mr. Khariri, ich weiß, dass Sie Englisch sprechen, also beleidigen Sie mich nicht, indem Sie Unwissenheit vortäuschen«, sagte der Weiße. »Ich will wissen, wohin die beiden Flüchtlinge, denen Sie heute Nacht Zuflucht gewährt haben, gehen wollten. Wenn Sie mir die Informationen geben, die ich haben will, werde ich dafür sorgen, dass Sie anständig behandelt werden.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, erwiderte Hussam.
Der Mann war unbeeindruckt. »Ich hatte so ein Gefühl, dass Sie genau das sagen würden.«
Er trat zur Seite und gewährte Hussam einen Blick auf den Laptop, auf dessen Bildschirm eine Livecam-Videoübertragung zu sehen war.
Hussam riss vor Schreck und Entsetzen über das, was er sah, die Augen auf. »Nein!«, schrie er und zerrte an seinen Fesseln.
Seine Frau, seine Tochter und sein Sohn saßen nebeneinander auf Stühlen, geknebelt und gefesselt und umringt von mehreren Bewaffneten mit schwarzen Masken. Er konnte das abgrundtiefe Entsetzen in ihren Augen erkennen.
»Gut. Sie sind im Bilde«, sagte der Weiße. »Sagen Sie mir, was ich wissen will, sonst werden Sie dabei zusehen, wie ein Familienmitglied nach dem anderen stirbt. Ihr Sohn ist der Erste.«
»Ich … Ich weiß nichts!«
»Unsinn!«, schnarrte er. »Verraten Sie mir, was ich wissen will, sonst stirbt Ihr Sohn!«
In dem Beobachtungszimmer auf der anderen Seite des Spiegels verfolgte Frost mit wachsendem Unbehagen diese Szene. Dietrich drohte damit, unschuldige Zivilisten zu exekutieren.
Er hatte ihr nicht verraten, was er vorhatte, sondern nur gesagt, dass er Khariri hart rannehmen würde und sie sich unter gar keinen Umständen einmischen durften. Jetzt wusste sie, warum.
S ie hatten ebenfalls einen Laptop, auf dem derselbe Video stream lief wie der, den der Saudi im Verhörzimmer sah. Sie musste sich zwingen, auf den Bildschirm zu blicken.
»Jesus Christus, das geht einfach zu weit!«
»Er weiß genau, was er tut«, versicherte Rahul ihr.
Genau davor hatte sie Angst. »Fick dich! Ich bin nicht in die Agency eingetreten, um zuzusehen, wie Frauen und Kinder exekutiert werden!«
»Wollen Sie das wirklich zulassen, Mann?«, fragte Keegan.
»Haben Sie Geduld!«, drängte der saudische Offizier die beiden. »Khariri wird nachgeben.«
»Ach ja? Und wenn nicht?«
Der junge Lieutenant reagierte nicht, sondern starrte nur stumm auf den Bildschirm.
»Das hier ist Ihre letzte Chance!«, schrie Dietrich Hussam ins Gesicht. »Verraten Sie mir auf der Stelle, was ich wissen will. Zwingen Sie mich nicht dazu, so etwas zu tun!«
Der alte Mann hatte Tränen in den Augen. »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nichts weiß!«
»Also gut.« Er hatte seine Chance gehabt. Dietrich griff nach seinem Funkgerät und blaffte ohne zu zögern einen Befehl hinein. »Tötet den Jungen!«
»Nein!«, schrie Hussam und starrte entsetzt auf den Bildschirm. Die Kamera war jetzt auf seinen Sohn Amir gerichtet, der seine Augen vor Angst weit aufgerissen hatte, als einer der Bewaffneten seinen Stuhl mit einem Tritt umkippte, gelassen eine Pistole zog und drei Kugeln in den Körper des Jungen feuerte.
Im Beobachtungszimmer erstarb abrupt jegliches Gespräch. Frost starrte auf den Bildschirm des Laptops, auf die kleine Gestalt, die schlaff und regungslos am Boden lag. Sie hatte Tränen in den Augen.
»Oh Himmel …«
Ihr war speiübel.
Er hatte es getan. Er hatte es tatsächlich getan.
Und sie hatte nichts dagegen unternommen.
Hussam hatte den Kopf gesenkt. Tränen liefen ihm über die Wangen.
Dietrich beugte sich vor. »Ihr Sohn ist tot, Mr. Khariri«, sagte er leise. »Daran können Sie jetzt nichts mehr ändern, aber Sie können Ihre Frau und Ihre Tochter noch retten. Ich werde Sie zwingen, die beiden sterben zu sehen. Glauben Sie mir das.«
Der alte Mann hob den Kopf. Unversöhnlicher Hass brannte in seinen Augen. »Sie haben meinen Sohn getötet! Dafür werden Sie sterben!«
Dietrichs Miene blieb regungslos. »Aber Ihre Frau und Ihre Tochter werden zuerst sterben. Sagen Sie mir, wohin
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