Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
noch der Idee nachgehangen hatte, ein professioneller Boxer zu werden. Die zerschmetterten Knochen mussten operativ wieder geflickt werden. Von Zeit zu Zeit bereitete ihm diese alte Verletzung immer noch Probleme.
Den ganzen Tag lang hatte er sich bemüht, eine Rechtfertigung für seine Entscheidung zu finden, Cains Angebot zu akzeptieren. Er versuchte sich einzureden, dass jemand anders den Job erledigen würde, wenn er ihn abgelehnt hätte, auch wenn die Person ihn möglicherweise nicht freiwillig angenommen hätte. Es wäre ihm sogar fast gelungen, sich davon zu überzeugen, dass sie etwas Gutes taten, wenn sie eine Frau aus einer zweifellos entsetzlichen Lage befreiten.
Aber keine dieser Ausflüchte stellte ihn wirklich zufrieden, weil sie eben genau das waren – Ausflüchte. Es war nicht die Wahrheit.
Was auch immer man Ihnen versprochen hat, ich hoffe, es ist diese Sache wert.
»Ja, verflucht, das hoffe ich auch«, sagte er und stieß sich von dem Sandsack ab. Für diese Nacht hatte er genug.
Ihr Flieger nach Alaska würde am nächsten Morgen um neun Uhr von der Andrews-Luftwaffenbasis starten. Bis zu ihrem Absprungpunkt blieben ihnen dann noch ein paar kostbare Stunden, um die Ausrüstung zu überprüfen, dem Plan den letzten Schliff zu geben und sich auf das vorzubereiten, was sie erwartete.
Morgen würde ein langer Tag werden, für sie alle. Aber heute Abend hatten sie noch jede Menge Zeit.
Drake kehrte dem Sandsack, der immer noch an dem Dachbalken in seiner Garage baumelte, den Rücken zu, schlurfte durch den Haushaltsraum in die Küche und zog dabei die schützenden Tapes von den Händen. Er bewohnte einen Drei-Zimmer-Bungalow in einem Vorort von Washing ton. Solche Häuser waren bei durchschnittlichen Regierungsangestellten und jungen Paaren beliebt, die zwar Familien planten, aber noch nicht ganz für den großen Sprung bereit waren. Es war kein schlechtes Haus; mit dem richtigen Händchen konnte man ein ganz anständiges Heim daraus machen. Drake allerdings hatte ganz eindeutig kein Händchen für so etwas.
Er wohnte hier seit drei Jahren, aber das Haus wirkte immer noch so chaotisch, als wäre er gerade erst eingezogen. Ein großer Teil seiner Habseligkeiten befand sich immer noch in den Umzugskartons in dem leeren Schlafzimmer, völlig vergessen und dazu verdammt, niemals geöffnet zu werden.
Es hatte den Anschein, als hielte er seine Anwesenheit immer noch für vorübergehend, als müsste er plötzlich alles zusammenpacken und am nächsten Tag verschwinden. Aber so war es nicht, und er hatte es auch nicht vor.
Sein Kontakt mit den Nachbarn ging nicht über ein flüchtiges Nicken hinaus. Manchmal fragte er sich, was sie wohl von diesem reservierten Engländer hielten, der manchmal für Wochen oder Monate verschwand. Er glaubte nicht, dass sie ihn sonderlich respektierten, aber das störte ihn nicht. Er war hier ebenso Außenseiter wie in der Agency.
Auf dem Küchentresen wartete eine Pizza auf ihn; er hatte sie auf dem Rückweg von Langley irgendwo gekauft. Er war zwar nicht hungrig, aber er musste etwas essen und hatte keine Lust zu kochen. In der Garage stapelte sich ein Berg von ähnlichen Pizzakartons.
Er öffnete den Deckel und nahm ein Stück Pizza heraus. Der geschmolzene Käse zog lange Fäden, als er es hochnahm und hineinbiss.
Sein Laptop stand neben dem Pizzakarton; das Kabel war mit dem Aufladegerät verbunden. Er schaltete ihn an, setzte sich dann auf einen Frühstückshocker und schlang die Pizza hinunter, während der Computer hochfuhr.
Dann ging er kurz zum Kühlschrank und kam mit einem Handtuch zurück, in das er Eis gewickelt hatte. Den improvisierten Eisbeutel drückte er auf seine schmerzende Hand. Sein Blick fiel auf die halb leere Flasche Talisker-Whisky am Ende des Küchentresens, als würde er davon magnetisch angezogen.
Gestern Abend war sie noch voll gewesen.
Sein Blick blieb noch ein paar Herzschläge daran hängen, bis der Windows-Jingle seine Aufmerksamkeit davon losriss.
Er loggte sich im Internet ein, klickte CNN .com an und überflog kurz die neusten Nachrichten des Tages. Seine Aufmerksamkeit galt vor allem dem Laufstreifen mit den Top News. Explosion im Irak fordert zwölf Todesopfer.
Er klickte den Link an, der ihn zu einem Video führte.
»Die Zahl der bestätigten Todesopfer liegt jetzt bei zwölf, weitere drei Personen werden vermisst, und etwa zwanzig wurden bei der Explosion verletzt«, sagte der CNN -Korrespondent im Irak. Die Miene seines
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