Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
viel Überzeugung und Endgültigkeit mit, dass Drake an den Urteilsspruch eines Richters erinnert wurde. »Man hat Ihnen im Austausch etwas angeboten, stimmt’s? Deshalb sind Sie so scharf darauf, diesen Job zu erledigen. Worum handelt es sich? Eine Beförderung? Die nächste Sprosse auf der Karriereleiter?«
»Ich habe keine Zeit, mir dieses …«
»Dann schaufeln Sie sich die Zeit gefälligst frei!«, schnitt Dietrich ihm barsch das Wort ab. »Ich habe nämlich nicht vor, mein Leben zu riskieren, nur damit Sie in ein größeres Scheißbüro ziehen können. Sie haben meine Karriere bereits auf Ihrem Weg nach oben torpediert. Wollen Sie mir etwa jetzt den Rest geben?«
Drake hatte die Nase voll. »Wenn Sie nicht so ein arrogantes Arschloch gewesen wären, wären Sie immer noch Cas e Officer!«, fuhr er sein Gegenüber an. »Was denken Sie denn? Glauben Sie ernsthaft, ich hätte damals so gehandelt, weil ich scharf auf Ihren Job gewesen bin? Werden Sie erwachsen, Jonas! Sie hätten zwei unserer Leute beinahe über die Klinge springen lassen, weil Sie den ganzen Ruhm für sich wollten. Ich frage mich, das Leben wie vieler Mitarbeiter Sie im Lauf der Jahre wohl noch aufs Spiel gesetzt haben.«
Dietrich dachte gar nicht daran, den Köder zu schlucken, sondern saß nur da und betrachtete ihn, offenbar milde amüsiert. »Wissen Sie, als ich Sie das erste Mal getroffen habe, waren Sie nur ein dummer Junge, der direkt vom Militär kam. Und jetzt sehen Sie sich an.« Er wedelte mit der Hand durch das vollgestopfte Büro. »Sie sind König auf Ihrem eigenen kleinen Feldherrnhügel. Aber wenn Sie glauben, das wäre der Anfang von etwas Größerem und Besserem, irren Sie sich. Männer wie Cain werden Ihnen immer nur das erzählen, was Sie hören wollen – sie werden alles sagen, damit Sie tun, was diese Männer wollen. Und wenn sie dann keine Verwendung mehr für Sie haben, lassen sie Sie fallen wie ein Stück Dreck.«
Drake biss die Zähne zusammen und wich dem forschenden Blick des anderen Mannes aus. »Danke für diese moralische Lektion«, sagte er schließlich. »Und jetzt verpissen Sie sich und lassen mich weiterarbeiten.«
Dietrich stand auf, ging aber nicht hinaus. Stattdessen legte er die Hände auf den Schreibtisch, beugte sich ein wenig vor und sah Drake in die Augen.
»Was auch immer man Ihnen versprochen hat, ich hoffe, es ist diese Sache wert.«
Dann stieß er sich von der Schreibtischplatte ab, drehte sich um und verließ das Büro.
12
Keuchend tänzelte Drake um den schweren Sandsack herum und bearbeitete ihn mit einem Wirbel aus linken und rechten Haken. Sein T-Shirt war schweißnass, sein dunkles Haar klebte ihm am Schädel. Die Schläge fuhren ihm durch die Arme, schickten Schockwellen durch seine Knochen und Muskeln, aber er machte mit grimmiger Entschlossenheit weiter.
Dietrichs Worte klangen ihm noch in den Ohren.
Aber wenn Sie glauben, das wäre der Anfang von etwas Größerem und Besserem, irren Sie sich. Männer wie Cain werden Ihnen immer nur das erzählen, was Sie hören wollen – sie werden alles sagen, damit Sie tun, was diese Männer wollen.
Er knirschte mit den Zähnen, während er mit den Fäusten unaufhörlich auf das Leder einschlug. Der schwere Sandsack, an etlichen Stellen geflickt und mit Klebeband repariert, erzitterte unter den Schlägen und schwang hin und her.
Und wenn sie dann keine Verwendung mehr für Sie haben, lassen sie Sie fallen wie ein Stück Dreck.
Sein Herz hämmerte, und er atmete keuchend, während er um den Sandsack herumtanzte. Seine Muskeln brannten, und seine Beine fühlten sich bleischwer an. Doch die Wut loderte immer noch in ihm, ließ sich auch durch sein selbstquälerisches Workout nicht ersticken.
Seine Knöchel schmerzten von den Schlägen; das Blut von den Rissen in seiner Haut tränkte die Bänder und Bandagen um seine Hände, aber er ignorierte es. Er arbeitete wie ein Besessener, schlug immer wieder auf den Sandsack ein.
Dietrich war ein Arschloch, ein arroganter, verbitterter, eifersüchtiger Mistkerl. Aber trotz alldem konnte Drake die Tatsache nicht leugnen, dass der Mann mit seinen Worten absolut recht gehabt hatte.
Mit einem erschöpften Seufzer schlug er ein letztes Mal auf den Sack ein, bevor er sich dagegenlehnte und keuchend nach Atem rang.
Seine rechte Hand tat höllisch weh. Schmerzimpulse rasten über Millionen von Nervenenden bis in sein Gehirn. Er hatte sich die Hand vor etlichen Jahren bei einem Boxkampf gebrochen, als er
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