Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
tief gebräunten Gesichts war ernst. »Die irakische Regierung hat zwar noch keine Stellungnahme abgegeben, aber Spekulationen zufolge handelt es sich um ein Selbstmordattentat.«
Dann zeigte das Video eine Luftaufnahme von einem Gebäude, dessen Flanke von einer sehr großen Detonation zerfetzt worden war. Aus den Trümmern stieg immer noch Rauch auf, während Rettungskräfte und Gerichtsmediziner darin nach Überlebenden suchten. Die Straßen um das Gebäude herum waren von Trümmern, zerschmetterten Fahrzeugen und anderen Wrackteilen übersät.
»Aus der Luft ist das Ausmaß der Vernichtung deutlich zu erkennen«, fuhr der Reporter fort. »Diese belebte Straße im Geschäftsviertel von Mosul war gerade voller Zivilisten, als sich die Explosion ereignete. Sie zerstörte ein Gebäude in unmittelbarer Nähe und verwandelte Ziegelsteine und Betontrümmer in tödliche Geschosse. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht klar, wodurch genau diese Explosion verursacht wurde. Deshalb wird allgemein vermutet, dass es ein Selbstmordattentat gewesen sein könnte. Eines jedoch ist sicher: Die Zahl der Todesopfer seit dem sogenannten ›Ende der Feindseligkeiten‹ im Irak hat sich um weitere zwölf erhöht, und ein Ende ist nicht abzusehen …«
Er hatte genug gesehen. Er schloss das Fenster und überflog ein paar Minuten lang verschiedene weniger interessante Artikel, dann loggte er sich in seine Hotmail ein und überprüfte seine persönlichen E-Mails.
In dem Wust der üblichen Mahnungen, Viagra-Werbung und den gefakten Aufforderungen, seine Bankdaten zu bestätigen, hatte nur eine E-Mail Bedeutung für ihn.
Sie kam von seiner Schwester Jessica aus England. Es war nur eine persönliche Mitteilung, die keinen Ärger erwarten ließ, und doch fiel es ihm unendlich schwer, sich ihr zu stellen.
Jessica war alles, was er nicht war – sensibel, organisiert, sie hatte einen guten Job, hatte ihr Leben im Griff, war glücklich verheiratet und hatte zwei Kinder. Sie war vollkommen im Reinen mit dem, was sie tat, wer sie war und wohin sie ging.
Er beneidete sie, weil er in seinem Innersten wusste, dass er niemals auch nur einen Teil von dem haben würde, was sie hatte. Er war für ein solches Leben nicht geschaffen.
Die Worte im Betreff der E-Mail sagten ihm bereits alles, was er wissen musste: Haben Sie meinen Bruder irgendwo gesehen???
Er wappnete sich gegen das Schlimmste und klickte die Mail an.
Hallo, großer Bruder!
Wie läuft’s? Ich habe seit Ewigkeiten nichts von dir gehört! Ich hoffe, da drüben geht alles gut, und du bist glücklich.
Chloe fragt ständig nach ihrem Onkel und will wissen, wann er wieder zu Besuch kommt. Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll, aber ich habe gehofft, ich könnte ihr versprechen, dass du noch vor Weihnachten vorbeischaust … Nächsten Monat hat sie übrigens Geburtstag. Natürlich ist mir klar, dass ich dich daran nicht erinnern muss, stimmt’s?!? :)
Melde dich doch bitte, Ry. Ich mache mir Sorgen, wenn ich länger als einen Monat nichts von dir gehört habe! Und denk daran, dass hier immer ein Zimmer für dich reserviert ist. (Bemerkst du den Wink mit dem Zaunpfahl?)
In Liebe
Jess
Drake atmete aus und rieb sich die Nasenwurzel. Jessica gab sich immer viel Mühe mit ihm, versuchte ständig, den Kontakt aufrechtzuerhalten, schickte ihm aufmunternde kleine Nachrichten und nahm sich sogar die Zeit, mit ihm zu telefonieren. Sie wusste nicht genau, welcher Arbeit er eigentlich nachging, und sie war sensibel genug, nicht zu viele Fragen zu stellen. Aber sie war auch nicht dumm. Sie wusste genug, um sich Sorgen um ihn zu machen.
Er legte die Hände auf die Tastatur, um ihr eine Antwort zu schreiben.
Nichts passierte.
Sein Kopf war plötzlich wie leer gefegt. Wie um alles in der Welt hätte er ihr erklären können, dass er den letzten Monat damit verbracht hatte, einen Operative der Agency zu suchen, der während seiner Nachforschungen über einen serbischen Waffenschmugglerring verschwunden war? Sollte er ihr schreiben, dass er den Mann schließlich gefunden hatte, wenn auch in mehrere Teile zerlegt, verscharrt in einem Wald östlich von Laznica? Er wollte nicht einmal selbst daran denken.
Natürlich hatte man ihm einen getürkten Background verpasst. Dafür hatte die Agency gesorgt. Jeder, der sich die Mühe machte nachzufragen, erfuhr, dass Drake für eine Sicherheitsfirma arbeitete, die für große internationale Konzerne die mögliche Gefahrenlage in bestimmten Ländern
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