Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
kleiner Tisch, der in der Mitte der Zelle festgeschraubt war. Eine Wand wurde von einem Spiegel beherrscht, der eindeutig mehr war als nur ein Spiegel. Cain saß auf der anderen Seite und beobachtete jede von Franklins Bewegungen. Der Gedanke daran war nicht sonderlich beruhigend.
Das Licht war gedämpft, und ihr Gesicht blieb halb im Schatten verborgen. Ihre Augen reagierten immer noch sehr empfindlich auf helles Licht, und es würde einige Zeit brauchen, bis sie sich daran gewöhnt hatte.
Maras blieb sitzen, als er hereinkam, und sah auch nicht hoch. Sie bewegte nicht einmal einen Muskel. Sie saß einfach nur da, ohne darauf zu achten, was passierte. Dennoch strahlte sie selbst im Sitzen eine stetige düstere Bedrohung aus. Es war offensichtlich, dass sie sehr genau registrierte, was um sie herum vor sich ging.
Er spürte, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten, als er sich ihr näherte.
»Guten Tag«, begann er.
Sie reagierte nicht.
»Mein Name ist Franklin. Ich bin für Sie zuständig.« Ihr gegenüber am Tisch stand ein Stuhl. Er räusperte sich und deutete darauf. »Etwas dagegen, wenn ich mich setze?«
Sie sagte immer noch nichts.
Er nahm ihr Schweigen als Einwilligung und setzte sich. Er bemühte sich, sich weder sein Unbehagen noch seine gesundheitlichen Probleme anmerken zu lassen. Seine verknoteten Rückenmuskeln schmerzten höllisch.
»Mir ist klar, dass Sie viel durchgemacht haben. Das hier muss alles ziemlich schwierig für Sie sein, also, falls Sie während dieses ganzen Eingewöhnungsprozesses irgendetwas brauchen, lassen Sie es mich einfach …?«
»Alles, was ich brauche?« Sie hob plötzlich den Blick von der tristen Tischplatte und sah ihn an.
»Richtig.«
Der Blick ihrer scharfen blauen Augen wurde härter, und er bemerkte, wie die Muskeln an ihren Schultern sich anspannten. »Wie wäre es mit vier Jahren meines Lebens? Können Sie mir die zurückgeben, Franklin?«
Er schluckte und wandte einen Moment den Blick ab. Er hatte das Gefühl, als brenne sie ihm mit ihrem Blick Löcher in die Haut.
»Was Ihnen zugestoßen ist, ist … bedauerlich.« Er wusste, wie erbärmlich diese Worte klingen mussten. »Aber jetzt ist es vorbei. Sie können all das hinter sich lassen. Wir werden dafür sorgen, dass Sie jede nur erdenkliche Hilfe bekommen.«
Er rutschte auf dem harten Plastikstuhl hin und her, als er versuchte, eine erträglichere Sitzposition zu finden. Die Frau blieb regungslos sitzen und betrachtete ihn auf eine Weise, wie ein Raubtier ein altersschwaches Tier beobachten mochte, das hinter der Herde zurückblieb.
»Es ist viel passiert, seit Sie weg waren. Wir haben nicht viel Zeit, also lassen Sie uns …«
»Was machen Sie, Franklin?«, unterbrach sie ihn.
Er runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
Der Anflug eines Lächelns erhellte ihr Gesicht. »Was machen Sie? Ich meine, bei der Agency. Sie arbeiten doch für sie, richtig?«
»Ich bin … der Direktor der Special Activities Division.« Er hatte einen Moment zu lange gezögert, das wusste er.
»Dafür sind Sie eigentlich noch ein bisschen jung, oder etwa nicht? Wie alt sind Sie – fünfunddreißig, sechsunddreißig?«
»Achtunddreißig«, verbesserte er sie. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich wie ein Teenager, der zum ersten Mal in seinem Leben Schnaps kaufen wollte. Er war nervös und unsicher.
Wieder lächelte sie wissend. »Was ist mit Marcus Cain passiert?«
»Er ist ausgeschieden.«
»Warum?«
»Aus gesundheitlichen Gründen.«
»Was für Gründe waren das?«, hakte sie nach. Sie genoss sein Unbehagen. Auf jede Antwort folgte prompt eine neue Frage. Sie stellte ihn auf die Probe, wollte ihn zum Schwitzen bringen.
Es funktionierte.
»Ein Herzinfarkt; es kam nicht besonders überraschend, wenn man sein Alter und den Arbeitsstress bedenkt. Die Ärzte hatten ihn gewarnt, dass er innerhalb eines Jahres sterben würde, wenn er den Dienst nicht quittiert. Schließlich hat er auf sie gehört. Ich habe einen Monat mit ihm zusammengearbeitet, bevor er ausgeschieden ist. Er war ein guter Mann.« Er erzählte ihr die Geschichte, die er sich zuvor eingeprägt hatte. »Wenn Sie jetzt genug über Cains Lebensgeschichte gehört haben, könnten wir vielleicht zu den wichtigeren Themen kommen …«
»Warum sitze ich in einer Arrestzelle?«, fuhr sie fort.
Er seufzte gereizt. »Aus Gründen der Sicherheit.«
»Ihrer oder meiner?« Sie ließ die Frage in der Luft schweben. Als er nicht antwortete, blickte sie auf
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