Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
den Spiegel starrte.
»Komm heraus, du Feigling!«, schnarrte sie, holte mit der Faust aus und hämmerte so wuchtig gegen das Glas, dass der Knall den ganzen Raum erfüllte. »Komm raus und sieh mir in die Augen!«
Eine halbe Sekunde später flog die Zellentür auf, und die beiden Militärpolizisten stürmten mit schussbereiten Waffen in den Raum. Maras wirbelte mit geballten Fäusten zu ihnen herum und duckte sich in eine Verteidigungsstellung. Sie war unbewaffnet, schwach und ausgemergelt, aber das kümmerte sie nicht. Sie war mit bloßen Händen immer noch gefährlicher als mancher schwerbewaffnete Soldat.
»Halt!«, schrie Franklin und hob eine Hand, um die beiden Männer aufzuhalten. Tot nützte Maras ihnen nichts.
Sie machte keine Anstalten, die Soldaten anzugreifen, aber sie wich auch nicht zurück. Sie beobachtete und wartete.
»Es hat uns eine Menge Mühe gekostet, Sie aus Khatyrgan herauszuholen«, sagte Franklin, der sich bemühte, gelassen zu klingen. »Sie verdanken uns Ihr Leben.«
»Ihnen verdanke ich gar nichts, Franklin!«, spie sie aus. »Sie haben mich nicht aus dem Gefängnis geholt. Sie haben nicht Ihr Leben riskiert, um mich nach Hause zu bringen. Verschwinden Sie und lassen Sie sich nicht noch einmal hier blicken!«
Franklin hatte genug gehört. Sie würde nicht kooperieren. Er drehte sich auf dem Absatz herum und verließ den Raum. Er hatte nicht bemerkt, wie schnell sein Herz schlug, und auch nicht, dass er schwitzte.
»Verflucht!«, zischte er leise und lockerte den Krawattenknoten, als die Tür hinter ihm mit einem Knall zuschlug.
Cain wartete mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf ihn, als er in den Beobachtungsraum neben der Zelle zurückkehrte. »Tja. Es ist ziemlich genau so gelaufen, wie ich es erwartet habe.«
»Was soll das heißen?«
»Sie sind kein richtiger Soldat – deshalb respektiert sie Sie nicht«, erklärte er vollkommen sachlich. »Und Sie haben sie angelogen. Das ist ein absolutes Tabu. Sie entschlüsselt Körpersprache besser als jeder andere, den ich kenne, und sie kann einen Lügner ebenso schnell erkennen wie unsere besten Verhörspezialisten.«
Franklin starrte ihn ungläubig an. »Das alles haben Sie vorher gewusst? Und trotzdem haben Sie mich da hineingeschickt?«
»Ich musste ihr jemanden vorwerfen, an dem sie ihren Ärger auslassen konnte, damit sie denkt, dass sie uns übel zugesetzt hat.«
»Es gefällt mir nicht sonderlich, wenn man mich derart beleidigt«, erklärte Franklin erheblich hitziger, als er beabsichtigt hatte.
Cain zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Kaffee. »Wir spielen ein schmutziges Spiel, Dan. Manchmal muss man etwas für das Team einstecken. Reißen Sie sich zusammen und nehmen Sie es wie ein Mann.«
Franklin warf einen Blick durch den Spiegel in die Zelle. Maras war zu ihrem Stuhl zurückgekehrt, als wäre nichts passiert, aber die beiden Militärpolizisten waren in dem Raum neben der Tür stehen geblieben, die Hände an ihren Waffen. Sie würdigte sie keines Blickes.
»Was machen wir jetzt?«
»Ich will Ihnen etwas zeigen.« Cain drehte sich zu seinem Laptop herum, der auf dem Tisch stand, öffnete eine Videodatei und spielte sie ab.
Was er sah, war die Aufnahme einer Weitwinkelkamera und zeigte das Innere eines Flugzeuges. Franklin brauchte eine Sekunde, bis ihm klar wurde, dass es der Chinook-Helikopter war, der Drakes Team aus Russland zurückgebracht hatte. Cain hatte offenbar verborgene Kameras installieren lassen, sodass er alles sehen und hören konnte, was dort passierte.
Das Bild zoomte auf Maras, die auf einer Bank am Ende des Hubschraubers saß. Drake war neben ihr.
»Wie gesagt, wir sind hier, um Ihnen zu helfen.« Seine Stimme klang ein bisschen verrauscht wegen der Hintergrundgeräusche, aber er war gut zu verstehen. »Sie müssen uns nicht vertrauen, aber bedrohen Sie keinen meiner Leute mehr. Wir versuchen, Ihnen den Weg zurück so bequem wie möglich zu machen. Wenn Sie etwas brauchen, fragen Sie einfach. Okay?«
Er wandte sich von ihr ab, als sie das Wort ergriff.
»Wie heißen Sie?«
»Drake. Ryan Drake.«
Die Frau blieb ein paar Sekunden lang stumm, dann sah Franklin, wie sie nickte. Es war keine große Geste, aber ein ehrlicher Ausdruck des Dankes, weil man ihr Respekt entgegenbrachte. Etwas, das sie ihm gegenüber nicht einmal annähernd gezeigt hatte.
»Danke, Drake.«
Cain schloss die Videodatei und drehte sich zu dem jüngeren Mann herum. »Wir müssen uns wohl mit Mister
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