Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Auswirkungen ihre Einkerkerung letztlich auf ihre Gesundheit gehabt hatte.
»Zudem gibt es neben den Beweisen für diese Misshandlungen auch Anzeichen für sexuellen Missbrauch, und zwar über einen ziemlich langen Zeitraum«, fuhr Cooper fort. Sein Tonfall hatte sich ein wenig verändert, war kälter und klinischer geworden. »Sie hat nur zögernd eingewilligt, sich von uns untersuchen zu lassen, was durchaus verständlich ist. Deshalb können wir das Ausmaß möglicher innerer Verletzungen nicht beurteilen. Ein erster HIV -Test ist negativ verlaufen, aber wir können die Möglichkeit anderer Geschlechtskrankheiten oder Infektionen nicht ausschließen.«
»Wie können wir ihr helfen?«, erkundigte sich Cain.
Er starrte Maras mit zusammengebissenen Zähnen an. Seine Miene war finster, und die Sorgenfalten auf seinem Gesicht traten deutlich hervor. Zum ersten Mal, seit Franklin ihn kannte, sah er so alt aus, wie er tatsächlich war, wenn nicht sogar älter.
Aber es war dieser Ausdruck in seinen Augen, der Franklin überraschte. Er sah Trauer in ihnen; sie wirkten wie tiefe Brunnen des Unglücks, Schmerzes und Grams.
»Wir haben bereits angefangen, sie mit Antibiotika und Vitaminen zu behandeln, um die Defizite in ihrem Mineralhaushalt auszugleichen. Außerdem setzen wir sie auf eine kalorienreiche und nährstoffreiche Diät, damit ihr Körper wieder auf sein Normalgewicht kommt. Aber in Fällen wie dem ihren darf man nicht zu schnell vorgehen. Es kann passieren, dass der Körper gegen eine zu radikale Veränderung in der Nahrungsaufnahme rebelliert. Man muss die Ums tellung schrittweise vornehmen. Außerdem braucht sie ein e zusätzliche Therapie, um mit dem Sonnenlicht fertigzuwerden. Ihre Haut ist seit Jahren keiner ultravioletten Strahlung ausgesetzt gewesen. Und vor allem benötigt sie Zeit, um sich auszuruhen und zu erholen.«
»Wie ist es um ihren mentalen Zustand bestellt?«, fragte Franklin und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Maras. Die Frau saß am Tisch wie eine Statue. Sie hatte während des ganzen Gesprächs keinen Muskel gerührt.
»Da bin ich überfragt, Sir«, gab Cooper zu. »Ich kann ihre körperlichen Verletzungen behandeln, aber eine psychiatrische Langzeitbehandlung ist ein vollkommen anderes Thema.« Er atmete langsam aus. »Wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen, würde ich sagen, dass wir es hier mit einem ernsthaften posttraumatischen Stresssyndrom zu tun haben. Sehr wahrscheinlich gibt es auch noch andere Langzeitfolgen, wie zum Beispiel Angst vor freien Flächen, Depressionen, Vertrauensstörungen und Angst vor Autorität. Das hängt von ihrer psychischen Gesamtkonstitution ab. Patienten, die derartige Erfahrungen überlebt haben, brauchen häufig Monate oder sogar Jahre, um sich wieder an das normale Leben zu gewöhnen.«
»So viel Zeit haben wir nicht«, erklärte Cain.
»Sir, ich glaube, Sie verstehen mich nicht«, protestierte der Arzt. »Diese Patientin hat so viel durchgemacht …«
»Sie hat schon Schlimmeres überstanden«, versicherte ihm Cain und wandte sich an Franklin. »Dan, ich möchte, dass Sie da hineingehen und mit ihr reden. Wir müssen sie so schnell wie möglich informieren.«
Franklin runzelte die Stirn. »Ich? Sollten nicht Sie ihr die Lage erklären?«
Cain schüttelte den Kopf. Normalerweise war er ruhig und gelassen und strahlte eine natürliche Autorität aus, der sich andere beinahe instinktiv beugten. Jetzt jedoch wirkte er nervös und aufgeregt.
»Zwischen uns ist zu viel vorgefallen. Sie muss sich jetzt ausschließlich auf die Gegenwart konzentrieren.«
»Und wenn sie sich nach Ihnen erkundigt?«
Cain sah kurz zur Seite. »Sagen Sie ihr, ich wäre vor zwei Jahren aus der CIA ausgeschieden. Aus gesundheitlichen Gründen. Und behaupten Sie, Sie wären jetzt der Direktor der Abteilung.«
Franklin zögerte. Ihm gefiel nicht, wie sich die Dinge entwickelten. Andererseits wusste er ebenso gut wie Cain, was auf dem Spiel stand. Sollten sie versagen, wären die Konsequenzen verheerend.
»Haben Sie damit ein Problem?«, fragte Cain herausfordernd.
Franklin hob entschlossen das Kinn und rückte seine Krawatte gerade. »Nein. Das ist kein Problem.«
Mason war nach einer zweistündigen Operation, bei der s eine zerschmetterte Schulter wieder zusammengeflickt wo rden war, aus dem Operationssaal gerollt und in ein Einzelzimmer gebracht worden, wo er in Ruhe aufwachen sollte. Drake gelang es, den Chirurgen aufzuspüren, der die Operation
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