Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
nachzuholen.«
Seine Gereiztheit verschwand schlagartig. Wenn man sie jetzt ansah, hätte man fast vergessen können, was sie durchgemacht hatte.
»Wie sieht es denn so aus in der Welt?«, fragte er fast gegen seinen Willen.
»Ziemlich chaotisch«, antwortete sie. Sie wirkte sichtlich verärgert, als hätte sie das Schicksal der Welt in ihrer Abwesenheit jemandem anvertraut, der Mist gebaut hatte. »Wir sitzen immer noch in Afghanistan fest.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Vor zwanzig Jahren habe ich den Leuten dort gesagt, dass wir eines Tages zurückkehren würden, und jetzt sind wir da und führen einen Krieg, den wir niemals gewinnen können.«
»Wieso sind Sie sich da so sicher?«
»Die Mudschaheddin waren die tapfersten Soldaten, denen ich jemals begegnet bin. Sie waren zwar nicht gerade diszipliniert, kannten aber keinerlei Angst. Einen solchen Feind kann man nicht besiegen. Die Rote Armee hat es versucht und ist gescheitert. Wie hoch schätzen Sie da wohl unsere Chancen ein?«
Drake starrte sie an. Der zähe Guerillakrieg, den die afghanischen Freiheitskämpfer gegen die mächtige Sowjetarmee geführt hatten, war legendär. Deren demütigender Abzug nach einem fruchtlosen, zehnjährigen Konflikt hatte den Anfang vom Ende der Sowjetunion eingeläutet.
»Sie haben mit den Mudschaheddin gekämpft? Während der russischen Besatzung?«
»Das war in einem anderen Leben.« Sie zuckte die Achseln und tat die alten Erinnerungen ab, als hätten sie keinerlei Bedeutung mehr. »Jetzt … ist es eine andere Welt.«
Er schwieg eine Weile, während er über seine nächste Frage nachdachte. Schließlich konnte er sie sich nicht verkneifen. »Darf ich Sie etwas fragen?«
Sie hob ihre gefesselten Hände. »Wie es scheint, bin ich nicht gerade in der Position, mich zu weigern«, erwiderte sie mit einem ironischen Lächeln.
»Wieso haben Sie die Seiten gewechselt?«
Das Lächeln in ihrem Gesicht erlosch schlagartig. »Hat Cain Ihnen das erzählt?« Sein Schweigen war Antwort genug, und sie zuckte resigniert mit den Schultern. Es war eine müde, schmerzliche Geste, mit der sie ein altes Unrecht akzeptierte.
Als sie Drake wieder ansah, war ihr Blick härter geworden. »Ich möchte Sie auch etwas fragen, Ryan Drake. Glauben Sie an das, was Sie tun? Glauben Sie, dass Sie einer gerechten Sache dienen?«
Ihre Frage überrumpelte ihn, und er brauchte ein paar Sekunden für seine Antwort. »Das nehme ich doch an.«
»Das habe ich auch gedacht. Früher einmal.« Sie seufzte und lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. Dann hob sie erneut ihre gefesselten Hände. »Das hier ist meine Belohnung.«
Der zivile Jet landete im Unterschied zu den eher spartanisch ausgelegten Militärtransportern weich und problemlos in Andrews und wurde vom Bodenpersonal zu seinem Haltepunkt in einem der großen Hangars auf der Westseite des Flugfeldes dirigiert. Dort erwarteten sie bereits zwei schwarze Grand Cherokees 4x4. Daneben standen vier Beamte des Sicherheitsbüros der CIA , drei Männer und eine Frau. Sie alle trugen die typischen schwarzen Anzüge der Agency.
»Offensichtlich ist das Empfangskomitee bereits angetreten«, bemerkte Drake.
Dietrich, Frost und Keegan verließen vor ihm das Flugzeug. Sie hatten mit ihrer eigenen Rückkehr gewartet, um ihn auf dem Flug von Alaska hierher zu begleiten. Drake vermutete, dass nicht nur ihr berufliches Pflichtgefühl, sondern auch die Aussicht, mit einer Zivilmaschine fliegen zu können, ihre Entscheidung beeinflusst hatte. Trotzdem war er dankbar für ihre Gesellschaft.
Er warf einen Blick aus dem Fenster und sah, wie Keegan sich ausgiebig reckte und mit der Hand durch sein schütteres blondes Haar fuhr. Dietrich stand neben ihm und zündete sich eine Zigarette an.
»Kommen Sie, bringen wir es hinter uns«, sagte er, schob stützend seine Hand unter Anyas Arm und half ihr hoch. Sie schüttelte seinen Griff ab, entschlossen, das allein zu schaffen.
Sie verließ den Jet durch die vordere Tür, dicht gefolgt von Drake, der sie nicht aus den Augen ließ, und ging die Treppe hinunter. Sie hatten kaum den Betonboden des Hangars erreicht, als zwei Sicherheitsbeamte auf sie zutraten – einer der Männer und die Frau.
Die Frau näherte sich ihnen selbstsicher und entspannt und hielt ihren Ausweis hoch. »Guten Morgen, Sir. Mein Name ist Watts. Ich bin der verantwortliche Officer.«
Drake schüttelte ihr die Hand. Ihr kräftiger Händedruck überraschte ihn. Sie sah gut aus, war etwas
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