Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
müssen, war sie eine attraktive Frau geblieben.
Drake schob diese Gedanken beiseite und hatte fast Gewissensbisse, weil er sie überhaupt zugelassen hatte. Er war hier, um mit ihr etwas zu besprechen, nicht, um sie anzuglotzen.
»Hallo, Anya«, sagte er und setzte sich an den Tisch, ohne um Erlaubnis zu fragen.
Jetzt sah sie ihn überrascht an, obwohl sie ihre Reaktion schnell unterdrückte. »Es ist schon lange her, dass ich diesen Namen gehört habe.«
Drake zuckte mit den Schultern. »Cain war so freundlich, mich in ein paar Einzelheiten einzuweihen.«
Anyas Miene veränderte sich nicht. Nur ihre Augen verrieten ihre Gefühle. Was Drake nicht entging.
Sie blieb einige Sekunden lang stumm, und auch er sagte nichts, gab sich damit zufrieden, das Schweigen andauern zu lassen. Er hatte die Aufnahme von Franklins ungeschicktem Versuch gesehen, sie zu überreden, und hatte ein paar ihrer Tricks erkannt. Sie war eine Soldatin, darauf trainiert, die Schwäche ihres Feindes herauszufinden und sie für ihre Zwecke zu nutzen. Der arme Dan war leichte Beute für sie gewesen.
»Was wollen Sie, Drake?«, fragte sie schließlich. Ein Hauch von Gereiztheit lag in ihrer Stimme.
»Was ich will?«, wiederholte er. »Ich will nach Hause fliegen und so gut wie möglich versuchen, diesen Mist zu vergessen. Aber wir bekommen nicht immer, was wir wollen, stimmt’s? Ich bin hier, um Ihnen eine Botschaft zu übermitteln.«
Er griff in seine Tasche, zog ein gefaltetes Stück Papier heraus und schob es ihr über den Tisch zu. Sie runzelte die Stirn, öffnete es und las es. Der Blick ihrer eisblauen Augen glitt rasch über die Seite.
»Ich kann Ihnen gern verraten, was da steht. Es ist eine vom Präsidenten unterschriebene Amnestie, die Ihnen volle Immunität vor jeder Art von gerichtlicher Verfolgung zusichert und zudem garantiert, dass Sie frei sind, wenn das hier vorbei ist. Die Amnestie wurde bereits vom Justizminister bestätigt. Sie können ein neues Leben anfangen, sich ein Haus und einen Hund kaufen … Sie können tun, was auch immer Sie wollen.«
Ihr Blick zuckte zu ihm zurück. Zitterten etwa ihre Hände?
»Ich nehme an, es gibt Bedingungen?«
Er nickte. »Die Agency will Ihre Hilfe.«
»Wobei?«
Drake lehnte sich zurück. Das war der kritische Moment. »Sagt Ihnen der Name Dominic Munro etwas?«
Das Aufblitzen ihrer Augen verriet ihm alles, was er wissen musste. Trotzdem blieb sie etliche Sekunden lang stumm.
Als ihr klar wurde, dass Drake nicht weitersprechen würde, wenn er keine Antwort bekam, nickte sie. »Er war mein Schüler. Unsere Beziehung nahm ein übles Ende.«
»Davon habe ich gehört«, erwiderte Drake. »Offenbar hegt unser Freund Dominic einen Groll gegen Sie. Er ist aus dem Gefängnis entflohen und hat vor drei Tagen eine Predator-Drohne in seine Gewalt bekommen. Damit hat er einen Haufen unschuldiger Zivilisten im Irak getötet, und jetzt erpresst er uns, damit wir Sie ihm ausliefern.«
Einer ihrer Mundwinkel hob sich zu einem schiefen Lächeln. »Verstehe. Sie haben mich nur aus dem Gefängnis befreit, um mich einem Terroristen auszuliefern? Eine Amnestie ist nicht viel wert, wenn man nicht mehr lebt, um davon Gebrauch zu machen, nicht einmal, wenn sie die Unterschrift des Präsidenten trägt.«
»Die Agency will Ihre Hilfe, um ihn zu finden, das ist alles. Man erwartet von Ihnen nicht, dass Sie ihn selbst ausliefern«, erklärte Drake. »Sie haben Munro alles beigebracht, was er weiß, jedenfalls behauptet Cain das. Sie können ihn überlisten.« Er hob eine Braue. »Wenn Sie allerdings glauben, dass Sie das nicht hinbekommen …«
Der Ausdruck in ihren Augen ließ ihn innehalten, aber es dauerte eine Weile, bis ihre Wut und Empörung verebbten. »Würden Sie ein solches Ansinnen akzeptieren, wenn Sie in meiner Lage wären?«
»Mir ist scheißegal, was Sie tun. Ich bin nur der Laufbursche, der die Nachricht überbringt«, erwiderte er grob. »Aber falls Ihnen das etwas bedeutet … Wir haben immerhin unser Leben riskiert, um Sie aus diesem Loch herauszuholen. Es wäre eine Schande, wenn das alles umsonst gewesen wäre.«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und beobachtete schweigend ihre Reaktion. Der Deal war vielleicht mies, aber sie hatte kaum eine andere Möglichkeit. Sie brauchte nur etwas Zeit, um das zu begreifen.
Es dauerte nicht lange.
»Wenn ich zustimme, stelle ich selbst ebenfalls einige Bedingungen«, erklärte Anya.
»Als da wären?«
Die Frau beugte sich vor und
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