Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Munro.
»Sie bluffen.« Er versuchte verzweifelt, seine Stimme zu kontrollieren.
»Tatsächlich?«
Es knisterte kurz in der Leitung, und er hörte einen gedämpften Wortwechsel im Hintergrund.
Im nächsten Moment drang eine andere Stimme aus dem Lautsprecher.
»Ryan?«
Ihm blieb fast das Herz stehen, das Blut rauschte in seinen Ohren, und seine Eingeweide zogen sich so fest zusammen, dass ihm fast übel wurde.
Sie war es. Da bestand kein Zweifel. Sie klang erschüttert, verängstigt, bestürzt, aber ihre Stimme war unverwechselbar. Es war seine Schwester.
»Jess, wo bist du?«
»Ich soll dir sagen, dass sie das Gespräch mithören. Zwei Männer, sie … sie haben mich überwältigt, als ich gestern Abend nach der Arbeit zu meinem Auto ging.« Ihre Stimme zitterte. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. »Sie wollen mich töten, wenn du nicht tust, was sie sagen …«
»Oh Himmel!«, zischte er leise. »Jess, hör mir zu. Ich regele das. Ich hole dich da raus, das verspreche ich dir. Ich …«
Plötzlich gab es Geräusche am anderen Ende der Leitung, dann meldete sich Munro wieder. »Sie sind jetzt im Bilde, Drake. Tun Sie, was ich Ihnen sage, oder der kleinen Jessica passieren schlimme Sachen. Und, glauben Sie mir, ich meine schlimme Sachen.«
Drake hatte das Gefühl, als würde man ihm ein Messer in den Bauch rammen. »Sie verfluchtes …«
»Vorsicht, Ryan! Wir wollen uns doch hier nicht im Ton vergreifen.«
Es kostete Drake ungeheure Willensanstrengung, sich zu beruhigen. Aber auch wenn er schrie und brüllte, brachte ihn das nicht weiter. Er musste ruhig bleiben und logisch denken.
»Was wollen Sie?«
»Sie haben in letzter Zeit den Laufburschen für Cain gespielt. Jetzt dürfen Sie etwas für mich erledigen. Sie sind gerade dabei, Anya nach Langley zu bringen. Ich will, dass Sie sie entführen.«
Das war Wahnsinn. »Wir wollten sie Ihnen doch ohnehin ausliefern.«
»Sie glauben tatsächlich, dass Cain sie so einfach aufgeben würde?« Munro kicherte amüsiert. »Nein. Stattdessen will er sie benutzen, um mich zur Strecke zu bringen. Meine alte Mentorin, die mich alles gelehrt hat, was ich weiß, und dieser ganze Mist … Er will mich dazu bringen, sein Spiel zu spielen. Die einzige Möglichkeit, ihn zu schlagen, besteht für mich darin, die Regeln zu ändern.«
Drake konnte nicht glauben, was er da hörte.
»Haben Sie völlig den Verstand verloren?«, zischte er. Zu seinem Glück übertönte das Dröhnen eines startenden Jets seine Worte, sodass Watts und die anderen ihn nicht hören konnten. »Sie sitzt in einem gepanzerten Wagen und ist von bewaffneten CIA -Mitarbeitern umringt. Das ist vollkommen unmöglich.«
»So wie es auch unmöglich war, sie aus diesem russischen Gefängnis zu holen?«, konterte Munro. »Kommen Sie, Ryan. Sie haben mehr drauf. Finden Sie eine Möglichkeit. Wenn nicht … treten Regeln eins und zwei in Kraft.«
Es kostete Drake sämtliche Selbstbeherrschung, derer er fähig war, seine nächsten Worte nicht aus voller Kehle hinauszuschreien. »Wenn Sie ihr etwas antun, dann schwöre ich bei Gott …«
»Ich bin kein Monster, Ryan, trotz allem, was Sie vielleicht über mich gehört haben«, fiel Munro ihm ins Wort. Seine Stimme klang scharf vor Ärger. »Wenn es so weit ist, müssen Sie schnell reagieren. Ich kann Ihnen helfen, aber nur, wenn Sie auf mich hören. Setzen Sie die Agenten in Ihrem Wagen schachmatt, bringen Sie Anya in Ihre Gewalt. Dann gebe ich Ihnen weitere Instruktionen.«
»Woher weiß ich, wann es so weit ist?«
»Ich rufe Sie an. Sobald Ihr Telefon klingelt, müssen Sie handeln. Wenn Sie versuchen, jemanden zu warnen, stirbt Ihre Schwester. Wenn Sie scheitern und erwischt werden, stirbt Ihre Schwester. Wenn ich der Meinung bin, dass Sie nicht Ihr Bestmögliches versucht haben, stirbt Ihre Schwester. Sie werden sich anstrengen müssen, um sie am Leben zu halten, also empfehle ich Ihnen, keinen Mist zu bauen. Viel Glück.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Eine Weile rührte Drake sich nicht. Er stand einfach wie angewurzelt in dem riesigen Hangar, während sein Verstand auf Hochtouren arbeitete. Konnte er jemanden warnen? Aber wie?
Das Telefon! Munro hatte mit Jessicas Handy telefoniert.
Es zurückzuverfolgen war für die Agency ein Klacks. Telefone waren für die Satellitenüberwachung wie Leuchtfeuer. Wenn sie das Telefon finden konnten, konnten sie auch ein Eingreif-Team hinschicken …
Aber selbst wenn
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