Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
sie das taten, konnte Munro Jessica als eine Art letzte Revanche mit Leichtigkeit exekutieren, oder aber sie kam bei dem Feuergefecht ums Leben. Oder aber Munro hatte ihr Telefon nach diesem Anruf sofort zerstört.
Furcht und Verwirrung vernebelten seine Gedanken. Er stellte sich vor, wie Jessica von kräftigen Männern in schwarzen Bomberjacken von hinten gepackt und in den Fond eines wartenden Vans gezerrt wurde. Sie war nicht in der Lage, sich gegen solche Leute zu wehren. Die waren zu allem fähig.
Dann sah er vor seinem inneren Auge, wie sie zu irgendeinem alten, verlassenen Gebäude gebracht wurde, wo man bereits alles für ihre Ankunft vorbereitet hatte. Dort konnten sie ganz ruhig mit ihrem verbrecherischen Tun fortfahren, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, dass sie vielleicht gestört würden …
»Ryan! Sind Sie fertig?«, rief Dietrich ihm aus dem zweiten Fahrzeug zu. »Wir fahren jetzt los, wenn es sein muss auch ohne Sie.«
Drake holte tief Luft, biss die Zähne zusammen und klappte das Telefon zu.
»Ja«, antwortete er und versuchte, seine Furcht zu verbergen, als er sich umdrehte. »Ja, ich bin fertig.«
31
Irgendetwas stimmte nicht, das sah Anya in dem Moment, als Drake sich neben sie auf den Rücksitz setzte. Seine angespannten Schultern, die zusammengebissenen Zähne, die Sorgenfalten auf der Stirn und vor allem der gehetzte, fast schon verzweifelte Ausdruck in seinen Augen.
Ihre Handschellen waren mit Stahlösen im Fußraum verbunden, was sie daran hinderte, sich allzu frei zu bewegen. Trotzdem beugte sie sich etwas zu ihm hinüber und senkte die Stimme. »Irgendwelche Probleme?«
Er schüttelte den Kopf.
Er log. Selbst wenn sie Körpersprache nicht so gut hätte entschlüsseln können, hätte sie gemerkt, dass er log.
»Sie wirken nervös.«
Ärger flammte in seinen Augen auf, aber er unterdrückte ihn rasch. »Wenn ich Ihre Meinung hören will, teile ich es Ihnen mit.«
Anya lehnte sich zurück, als sie aus dem Hangar rollten. Helles Sonnenlicht fiel durch die getönten Scheiben und schmerzte in ihren Augen, aber das störte sie nicht. Die Sonne zu sehen, die Wärme auf ihrer Haut zu spüren war ihr jede Unannehmlichkeit wert.
Sie hatte die Sonne während ihrer Gefangenschaft s chmerzlich vermisst, auch wenn sie nicht viel darüber nach gedacht hatte. Sie hatte diesen Wunsch aus ihrem Bewusstsein verbannt, um sich davor zu bewahren, in völlige Verzweiflung zu versinken.
Sie sehnte sich fast schmerzlich danach, draußen zu sein, den Wind in ihrem Haar und das Gras unter ihren Füßen zu spüren, den Duft von wilden Blumen zu riechen, auf dem Rücken liegend in den endlosen Himmel zu starren …
Nein. Sie unterdrückte diese Gedanken, auch wenn es ihr nicht leichtfiel. Sie durfte sich solchen Dingen nicht hingeben. Es war eine Schwäche, die sie nicht zulassen durfte. Noch nicht. Nicht, solange ihre Freiheit auf dem Spiel stand.
Wenn das alles vorbei war, wenn sie wirklich frei war, dann vielleicht konnte sie in ihrer Wachsamkeit ein wenig nachlassen. Dann vielleicht konnte sie den Teil ihres Verstandes öffnen, den sie so sorgfältig verschlossen hatte, den sie peinlichst vor dem Wüten der Welt um sie herum schützte.
Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihr Ziel und auf das, was passieren würde, sobald sie dort ankamen. Es war schon lange her, seit sie das letzte Mal in Langley gewesen war. Schon früher hatte sie diesen Ort nicht sonderlich gemocht und ihn möglichst gemieden.
Das CIA -Hauptquartier bereitete ihr Unbehagen, genau wie die meisten großen Gebäude, in denen es von Menschen wimmelte. Sie hasste die Konferenzzimmer, die sterilen Büros, die Computer und die ständig klingelnden Telefone. Dort herrschte nichts als Lärm, Chaos, Konfusion.
Sie hatte darauf bestanden, dass sie die meisten ihrer Befehle dort bekam und die Einsatzbesprechungen dort stattfanden, wo sie sich gerade aufhielt, und hatte fast ohne Pause eine Operation nach der anderen durchgeführt.
Früher einmal war Cain sogar mit ihr nach draußen gegangen, hatte sie persönlich über ihre Aufträge informiert. Damals waren sie beide jünger gewesen, abenteuerlustiger und optimistischer, was die Zukunft anging; sie hatten dieselbe Vision gehabt.
Seitdem hatte sich vieles geändert.
Sie passierten das Haupttor der Basis, fädelten sich auf dem Capital Beltway nach Westen ein und umfuhren die Stadt weiträumig, bevor sie schließlich nach Norden auf den Anacostia Freeway einbogen. Es
Weitere Kostenlose Bücher