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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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in absehbarer Zeit eine Atombombe bauen würden.
    Nach etwa einem Monat wurde mir gesagt, ich sollte mich im Bergwerksbüro melden. Es befand sich in einem grauen Steingebäude neben dem Förderturm. Ich ging in den ersten Stock und wartete. Durch die offene Bürotür konnte ich zwei NKWD -Offiziere sehen. Ich bekam auch Gesprächsfetzen mit und vermutete, dass es zwei der Deutschen waren, vor denen Obergruppenführer Klause uns gewarnt hatte.
    Als sie mich bemerkten, winkten sie mich herein und schlossen die Tür hinter mir. Ich warf einen Blick auf die Wanduhr. Elf Uhr. Auf dem Tisch stand ein Mikrophon, und ich vermutete, dass es wahrscheinlich mit einem Tonbandgerät verbunden war, das jedes meiner Worte aufzeichnen würde. Neben dem Mikro stand eine Lampe, die nicht eingeschaltet war, noch nicht. Sie baten mich, an einem Schreibtisch ihnen gegenüber Platz zu nehmen.
    «Als ich das zuletzt gemacht hab, wurden mir fünfundzwanzig Jahre Zwangsarbeit aufgebrummt», sagte ich. «Daher verzeihen Sie mir bitte, aber ich habe wirklich nichts zu sagen.»
    «Wenn Sie möchten», sagte einer der Offiziere, «können Sie Berufung einlegen. Das haben Sie sicher vor Gericht erfahren?»
    «Nein. Vor Gericht hab ich lediglich erfahren, dass die Sowjets genauso dumm und brutal sind wie die Nazis.»
    «Interessant, dass Sie das sagen.»
    Ich antwortete nicht.
    «Das bestärkt uns in der Meinung, die wir von Ihnen haben, Hauptmann Gunther. Dass Sie nämlich kein Nazi sind.»
    Unterdessen hatte der andere Offizier zum Telefon gegriffen und sagte irgendwas auf Russisch, das ich nicht verstehen konnte.
    «Ich bin Major Weltz», sagte der erste. Er sah den Mann an, der jetzt den Hörer wieder auflegte. «Und das ist Leutnant Rascher.»
    Ich schnaubte.
    «Ich komme aus Berlin, genau wie Sie», sagte Weltz. «Ich war gerade letztes Wochenende da. Ich fürchte, Sie würden es kaum wiedererkennen. Unglaublich, welche Zerstörung Hitler mit seiner Weigerung zur Kapitulation über die Stadt gebracht hat.» Er schob ein Päckchen Zigaretten über den Tisch. «Bitte bedienen Sie sich. Leider sind es russische, aber besser als nichts.»
    Ich nahm mir eine.
    «Moment», sagte er, kam um den Schreibtisch und ließ ein Feuerzeug aufschnippen. «Ich gebe Ihnen Feuer.»
    Er setzte sich auf die Tischkante und sah mir beim Rauchen zu. Dann ging die Tür auf, und ein
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kam mit einem Blatt Papier herein. Er legte es auf den Tisch neben die Zigaretten und verließ den Raum, ohne ein Wort zu sagen.
    Weltz warf einen kurzen Blick auf das Blatt, dann wandte er sich wieder mir zu.
    «Ihr Berufungsantrag», sagte er.
    Meine Augen huschten über die kyrillischen Buchstaben.
    «Möchten Sie, dass ich ihn für Sie übersetze?»
    «Das wird nicht nötig sein. Ich kann Russisch lesen und sprechen.»
    «Und offenbar sehr gut, nach allem, was man hört.» Er reichte mir einen Füllfederhalter und wartete darauf, dass ich den Antrag unterschrieb. «Gibt’s ein Problem?»
    «Was soll das bringen?», fragte ich dumpf.
    «Sehr viel. Die Regierung der Sowjetunion hat ihre Formulare und Formalitäten wie jedes andere Land auch. Ohne ein Stück Papier passiert hier gar nichts. War in Deutschland doch auch so, oder? Für jede Sache ein offizielles Formular.»
    Ich zögerte noch immer.
    «Sie wollen doch wieder nach Hause, oder? Zurück nach Berlin. Und Sie können nicht nach Hause, wenn Sie nicht freigelassen werden, und Sie können nicht freigelassen werden, wenn Sie nicht zuerst Berufung gegen Ihr Urteil einlegen. So einfach ist das. Ich kann Ihnen natürlich nichts versprechen. Aber dieses Formular setzt das Verfahren in Gang. Sie müssen sich das so vorstellen wie den Förderturm da draußen. Dieses Stück Papier bringt die Räder zum Laufen.»
    Ich las den Antrag vorwärts und rückwärts durch (manches in der Sowjetunion und ihrer Besatzungszone ergab mehr Sinn, wenn man es rückwärtslas).
    Ich unterschrieb, und Major Weltz nahm das Blatt an sich.
    «So, jetzt wissen wir also, dass Sie hier rauswollen», sagte er. «Nach Hause. Wo das geklärt ist, müssen wir nur noch einen Weg finden, damit es auch dazu kommt. Will sagen: damit es so früh wie möglich dazu kommt. Nicht erst in fünfundzwanzig Jahren. Vorausgesetzt, Sie überleben die Arbeit hier, die ja bekanntlich nicht ganz ungefährlich ist. Mir persönlich behagt es schon nicht, überhaupt in der Nähe eines so großen Uranvorkommens zu sein. Angeblich wird das Zeug in ein gelbes Pulver verwandelt,

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