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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Enttäuschung in Grenzen, dass er mich angelogen haben könnte.»
    «Heute ist Ihr alter Freund stellvertretender Chef der ostdeutschen Geheimpolizei. Der Stasi. Haben Sie schon mal was von der Stasi gehört?»
    «Ich war fünf Jahre weg.»
    «Okay. Im letzten Jahr, kurz nach Stalins Tod, probten die Ostberliner Arbeiter den Aufstand, und der breitete sich dann über die ganze DDR aus. Eine halbe Million Menschen zogen durch die Straßen und forderten freie und gerechte Wahlen. Selbst Polizisten liefen zu den Demonstranten über. Das war die erste große Bewährungsprobe für die Stasi unter Mielke. Und er hat den Aufstand erfolgreich niedergeschlagen.»
    «Und wie!», warf der andere Ami ein.
    «Zuerst wurde das Kriegsrecht verhängt. Das Feuer auf die Demonstranten wurde eröffnet. Viele wurden getötet, Tausende verhaftet. Ein Teil sitzt noch immer im Gefängnis. Mielke persönlich verhaftete den Justizminister, der eine Strafverfolgung der Streikenden für illegal hielt. Seitdem hat Genosse Erich seine Position innerhalb der ostdeutschen Hierarchie gefestigt. Und er baut das Stasi-Netz aus Informanten und Spitzeln weiter aus, nach dem Vorbild des sowjetischen KGB , dem ehemaligen NKWD .»
    «Er ist ein Dreckshund», sagte ich. «Was soll ich Ihnen sonst noch sagen? Mehr weiß ich nicht über den Mann. An dem Tag in Johanngeorgenstadt hab ich ihn das letzte Mal gesehen.»
    «Sie könnten uns helfen, ihn zu schnappen.»
    «Klar. Mal sehen, was ich für Sie tun kann, bevor heute Abend meine Zelle verriegelt wird.»
    «Wir meinen es ernst.»
    «Ich habe Ihnen alles gesagt.»
    «Und es war auch sehr interessant. Das meiste jedenfalls.»
    «Glauben Sie nicht, wir wären Ihnen nicht dankbar, Gunther. Denn das sind wir.»
    «Könnte Ihre Dankbarkeit so weit gehen, mich laufenzulassen?»
    Die Fliege blickte die Pfeife an, die vage nickte, und sagte: «Wissen Sie was? Das könnte durchaus passieren. Wirklich. Vorausgesetzt, Sie sind bereit, für uns zu arbeiten.»
    «Oh.» Ich gähnte.
    «Was ist los, Bernie? Wollen Sie nun raus aus dem Knast oder nicht?»
    «Wir setzen Sie auf unsere Gehaltsliste. Wir können Ihnen sogar Ihr Geld wiederbeschaffen. Das Geld, das Sie dabeihatten, als die Küstenwache sie vor Guantánamo aufgegriffen hat.»
    «Das ist äußerst großzügig von Ihnen», sagte ich. «Aber ich hab genug von Kämpfen. Und ehrlich gesagt, leuchtet mir nicht ein, warum euer Kalter Krieg anders sein sollte als die letzten beiden Kriege, bei denen ich mit von der Partie war.»
    «Ich würde sagen, er könnte sich als der alles entscheidende Krieg entpuppen», sagte die Fliege. «Erst recht, wenn aus dem kalten ein heißer Krieg wird.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Ihr zwei seid zum Brüllen. Behandelt ihr die Leute, die ihr anheuern wollt, immer so?»
    «Wie denn?»
    «Vielleicht täusch ich mich ja. Aber neulich, mit Handschellen und einem Sack über dem Kopf, hatte ich den Eindruck, dass euch mein Gesicht nicht gefällt.»
    «Schnee von gestern.»
    «Jetzt behandeln wir Sie doch nicht schlecht, oder?»
    «Menschenskind, Gunther, Sie haben hier das beste Zimmer in ganz Landsberg. Zigaretten, Weinbrand. Sagen Sie, was Sie sonst noch brauchen, und wir sehen, ob wir es besorgen können.»
    «Was ich brauche, kriegt man nicht im Army-Laden.»
    «Und das wäre?»
    Ich schüttelte den Kopf und zündete mir eine Zigarette an. «Nichts. Ist nicht wichtig.»
    «Wir sind Ihre Freunde, Gunther.»
    «Wer braucht Feinde, wenn er amerikanische Freunde hat?» Ich verzog das Gesicht. «Hören Sie, Gentlemen, ich hatte schon mal amerikanische Freunde. In Wien. Keine schöne Erfahrung. Aber immerhin kannte ich ihre Namen. Und das sollte sich bei Leuten, die behaupten, meine Freunde zu sein, eigentlich von selbst verstehen.»
    «Sie nehmen das hier viel zu persönlich, Gunther.»
    «Es ist nichts kaputt, was sich nicht kitten lässt. Also schön. Ich bin Mr. Scheuer, und das ist Mr. Frei. Wie wir schon sagten, arbeiten wir für die CIA . In Pullach. Kennen Sie Pullach?»
    «Klar», sagte ich. «Das ist der amerikanische Teil von München. Wo ihr all die zahmen Deutschen Schäferhunde haltet, die in diesem Teil der Welt für euch die Herde hüten. General Gehlen und seine Kumpel.»
    «Leider gehen diese Hunde nicht mehr so schön bei Fuß wie früher», sagte Scheuer. Er war der mit der Pfeife. «Wir vermuten, dass Gehlen sich mit Kanzler Adenauer abgesprochen hat und die Deutschen von nun an ihr eigenes Ding durchziehen

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