Mission Walhalla
Russisch gesprochen haben, als sie ihn in die Kirche bugsierten. Um ihn in die Irre zu führen.»
«Verraten Sie mir wenigstens, ob sie in Ost- oder Westberlin wohnt.»
«In Westberlin. Die Franzosen haben mir einen Pass auf den Namen Sébastien Kléber ausgestellt. Sie können also überprüfen, dass ich den Checkpoint Alpha bei Helmstedt passiert habe und dann am Übergang Dreilinden in Westberlin eingereist bin. Aber nicht weiter nach Ostberlin.»
«Gut. Erzählen Sie mir, was es Neues über Erich Mielke gibt.»
«Meine Freundin Elisabeth hat gesagt, dass sie Mielkes Vater gesehen hat, Erich senior. Dass er noch lebt und sich guter Gesundheit erfreut. Er ist Anfang siebzig, hat sie gesagt. Sie sind zusammen Kaffee trinken gegangen, im Café Kranzler. Er hat ihr erzählt, dass er in der DDR gelebt, sich dort aber nicht wohlgefühlt hat. Der Fußball hat ihm gefehlt und sein altes Viertel. Als Elisabeth mir das erzählt hat, war mir sofort klar, dass sie keinen Schimmer davon hat, was Erich junior so getrieben hat. Wer und was er heute ist. Sie hat nur erwähnt, dass Erich seinen Vater ab und zu besucht und ihm Geld gibt. Und ich bin davon ausgegangen, dass er das in Anbetracht seiner Position heimlich machen muss.»
«Ab und zu, sagen Sie. Wie häufig ist das?»
«Regelmäßig. Einmal im Monat.»
«Wieso haben Sie das nicht gleich gesagt?»
«Hätte ich vielleicht, wenn Sie mir genug Zeit gegeben hätten.»
«Hat sie gesagt, wo Erich senior gewohnt hat? In der DDR ?»
«In Schönwalde, nordwestlich von Berlin. Sie meinte, er hätte dort ein ganz hübsches kleines Haus gehabt, aber Schönwalde hätte ihn gelangweilt. Muss ein ödes Nest sein. Natürlich wusste sie, dass Erich senior ein strammer Kommunist gewesen war, deshalb hat sie ihn gefragt, ob er jetzt, wo er im Westen wohnt, aus der Partei ausgetreten ist. Und er hat gesagt, er ist zu der Überzeugung gelangt, dass die Kommunisten mindestens genauso schlimm sind wie die Nazis.»
«Das soll er gesagt haben?»
«Ja.»
«Wir haben Ihre Angaben überprüft, konnten aber nirgendwo irgendeinen Beleg dafür finden, dass Erich Mielke senior in Westberlin lebt.»
«Mielke war ein uneheliches Kind, sein Vater heißt Erich Stellmacher. Aber den Namen Stellmacher benutzt er auch nicht.»
«Hat sie Ihnen erzählt, wie er sich nennt?»
«Nein.»
«Eine Adresse genannt?»
«So blöd ist Stellmacher nicht.»
«Aber irgendein Ass haben Sie im Ärmel. Irgendwas, was Sie uns als Tauschgeschäft anbieten wollen.»
«Ja. Stellmacher hat Elisabeth den Namen eines Restaurants genannt, in dem er jeden Samstag zu Mittag isst.»
«Und was genau wollen Sie für diese Information haben?»
«Auf dem Gebiet sind Sie der Fachmann, nicht ich, Chief. Ich war als Geheimdienstoffizier nie besonders gut. Ich hatte nicht die schmutzige Phantasie, die man braucht, um in eurer Welt wirklich erfolgreich zu sein. Als Polizist war ich besser, glaube ich. Besser darin, Schweinereien aufzudecken als welche zu verursachen.»
«Ich merke, Sie haben eine schlechte Meinung von der Geheimdienstbranche.»
«Nur von den Leuten, die darin arbeiten.»
«Uns eingeschlossen.»
«Sogar ganz besonders.»
«Sind Ihnen die Franzosen lieber?»
«Ich finde, ihre Heuchelei und Hochnäsigkeit haben was Ehrliches.»
«Was würden Sie als ehemaliger Berliner Kripobeamter vorschlagen?»
«Stellmacher von seinem Lieblingsrestaurant aus nach Hause verfolgen. Und Erich Mielke junior dort auflauern.»
«Riskant.»
«Stimmt», sagte ich. «Aber jetzt, wo ihr mich aufgegriffen habt, werdet ihr es trotzdem so machen. Euch bleibt keine andere Wahl, denn schließlich habt ihr durch diese Aktion die ganzen Fehlinformationen, die ich bei den Franzosen über Mielke lanciert habe, dass er euer Agent ist und davor ein Nazispion war, zum Teil untergraben. Ohne das Sahnehäubchen – dass ich für sie de Boudel identifiziere – finden sie die ganzen Lügen, die ich ihnen über Erich aufgetischt habe, vielleicht nicht mehr ganz so überzeugend.»
«Stimmt, wir würden Mielke gern zu fassen kriegen. Wenn wir den Vater in der Hinterhand behalten, könnten wir aus ihm vielleicht sogar tatsächlich den Spion machen, als den Sie ihn den Franzosen verkauft haben. Natürlich müssten wir dann Sie bei den Franzosen anschwärzen. Nur um sicherzugehen, dass sie ihren Eindruck von Mielke korrigieren. Dass er ein echtes Kommunistenschwein ist und immer war.»
«Irgendwie hab ich gewusst, dass Sie einen Plan in der
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