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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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es dem Abwehrdienst gelungen ist, Mielkes Spur wieder aufzunehmen, nachdem Sie und Heller ihn haben entwischen lassen», sagte er. «Walter. Bringen Sie den Oberinspektor doch bitte auf den neuesten Stand, was wir über Mielke haben.»
    «Mit Vergnügen, Obergruppenführer», sagte Schellenberg. «Wir wissen, dass Mielke in Moskau unter dem Namen Walter Scheuer die Lenin-Schule besucht hat. Dann nahm er den Namen Paul Bach an, und wir vermuten, dass es derselbe Paul Bach war, der nach der Stalin’schen Säuberungsaktion im Hotel Lux vom Mai 1935 gegen einige deutsche kommunistische Kader ausgesagt hat. Selbstverständlich überwachte die Gestapo während dieser Zeit die Wohnung der Familie Mielke. Kurz nach den Morden an Anlauf und Lenck war die Familie von der Stettiner Straße in ein Haus in der Grüntaler Straße gezogen. Dort traf im September 1936 eine Postkarte aus Madrid ein, die an Mielkes jüngere Schwester Gertrud adressiert war. Das bestätigte, was wir bereits vermuteten, dass Mielke nämlich nach Spanien gegangen war, als Tschekist. Während des Bürgerkrieges agierte er als Hauptmann Fritz Leissner und war einem General Gomez zugeteilt, alias Wilhelm Zaisser, ein weiterer deutscher Kommunist. Anscheinend haben diese Schweinehunde mehr Republikaner als Francisten getötet. Und es ist kein Zufall, dass die 13. Internationale Brigade, auch bekannt als Dombrowski-Brigade, kurz nach der Schlacht von Brunete im Juli 1937 meuterte, weil sie aufgrund der Inkompetenz ihrer Offiziere schreckliche Verluste erlitten hatte.
    Nach der Niederlage der Republikaner im Januar 1939 floh Mielke wie tausende andere über die Grenze nach Frankreich, wo er unverzüglich interniert wurde. Im Oktober 1939 lernte einer unserer Agenten, der sich als Mitglied der französischen KP ausgab – die wurden nämlich in denselben Lagern interniert wie die deutschen Kommunisten –, in einem Stadion südlich von Paris, das als provisorisches Lager für unerwünschte Subjekte diente, einen Mann kennen, auf den Mielkes Beschreibung passte. Mielke habe ihm erzählt, er sei von einem anderen provisorischen Lager dorthin verlegt worden. Kurz darauf kam Mielke in ein dauerhafteres Internierungslager in Südfrankreich: entweder ins Lager Le Vernet in der Ariège bei Toulouse oder nach Gurs, das im Département Aquitaine liegt. Wir glauben, dass er sich noch immer in einem der beiden Lager aufhält. Er weiß, dass wir nach ihm suchen, also wird er natürlich einen falschen Namen benutzen. Und auch wenn die Bedingungen in diesen Lagern im Allgemeinen als hundsmiserabel gelten, könnte er dort dennoch am sichersten sein, seit die Russen den Nichtangriffspakt unterschrieben haben. Stalin hat schon etliche deutsche Kommunisten an uns ausgeliefert, um dem Führer seinen guten Willen zu beweisen. Für Mielke würde er kaum eine Ausnahme machen. Aber da nun auch Frankreich in deutscher Hand ist, haben wir erstmals seit fast zehn Jahren eine reelle Chance, ihn zu schnappen.»
    «Und da Sie der Einzige in der Sipo sind, der je das Vergnügen hatte, seine Bekanntschaft zu machen», sagte Heydrich, «sind Sie eindeutig am besten geeignet, nach Frankreich zu reisen und ihn festzunehmen. Die Franzosen haben sich in dieser Hinsicht bereits als äußerst kooperativ erwiesen. Sie sind ebenso erpicht darauf, einige ihrer unbeliebten deutschen Gäste loszuwerden, wie wir erpicht darauf sind, sie zu erwischen. Sie sind also keineswegs der einzige Polizeibeamte, der dorthin reist, um jemanden festzunehmen, der vor der deutschen Justiz geflüchtet ist. Allerdings ist Ihr Flüchtling der wichtigste von allen. Denn eines sollten Sie sich klarmachen, Gunther, Erich Mielke steht auf unserer Fahndungsliste ganz weit oben.»
    «Ich würde da gern noch ein paar Punkte klären, Obergruppenführer», sagte ich.
    Heydrich nickte.
    «Zunächst einmal, ich spreche kein Französisch.»
    «Das ist überhaupt kein Problem. In Paris werden Sie sich bei Hauptsturmführer Paul Kestner melden. Ich glaube, Sie beide kennen sich aus Ihrer gemeinsamen Zeit bei der Kripo. Kestner stammt aus dem Elsass und spricht fließend Französisch. Er hat Befehl, Sie in jeglicher Hinsicht zu unterstützen. Sie beide werden meinem Stellvertreter, General Werner Best von der Gestapo, Bericht erstatten. Gemeinsam mit Helmut Knochen, dem Befehlshaber der Sipo in Paris, wird er Ihnen zur Unterstützung ein paar französische Polizisten zur Seite stellen. Ihr Einsatz trägt den Codenamen FAFNER

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