Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:

    Ich nickte. «Fafner, das ist gut. Ich bin froh, dass Sie nicht Hagen gesagt haben.»
    Heydrich blickte mich verwirrt an, was nicht oft vorkam.
    «In der Götterdämmerung», erklärte ich, «tötet Hagen Gunther.»
    Heydrich schmunzelte. «Tja, und ich töte Sie, falls Sie Mielke nicht aufspüren», sagte er. «Verstanden?»
    Es beruhigte mich nicht, dass er dabei lächelte. «Jawohl, Obergruppenführer.»
    «Er wird eine Uniform brauchen», sagte Schellenberg.
    «Haben Sie eine Uniform, Gunther?»
    «Nein, Obergruppenführer. Noch nicht.»
    «Dachte ich mir. Gut. Das gibt uns Gelegenheit für ein Gespräch unter vier Augen. Kommen Sie. Und nehmen Sie Mielkes Akte mit. Sie werden sie brauchen.»
    Er stand auf, nahm seine Mütze und ging zur Tür. Ich folgte ihm ins Vorzimmer, wo er Bettina bereits anwies, seinen Wagen kommen zu lassen, und sich von Schellenberg eine Aktentasche geben ließ. Er nahm mir die Akte aus der Hand und schob sie in die Tasche.
    «Wohin fahren wir?», fragte ich.
    «Zu meinem Schneider», sagte er und schritt auf die riesige Marmortreppe zu.
    Als wir aus dem Gebäude traten, nahmen die Wachen in der Prinz-Albrecht-Straße Haltung an, während wir auf den Wagen warteten. Heydrich ließ sich von mir Feuer geben und übergab mir dann die Aktentasche.
    «In dieser Tasche ist alles, was Sie für die Operation Fafner brauchen», sagte er. «Geld, Pässe, Reisepapiere und noch mehr. Sehr viel mehr. Deshalb wollte ich unter vier Augen mit Ihnen reden.» Er drehte sich zu den beiden SS -Wachen um, als wollte er sichergehen, dass sie außer Hörweite waren, und dann sagte er etwas Verwunderliches: «Wissen Sie, Gunther, Sie und ich, wir haben etwas gemeinsam. Vor Jahren wurden wir beide als Mischlinge denunziert, weil wir angeblich einen jüdischen Großelternteil haben. Das ist selbstverständlich Unsinn. Hängt aber irgendwie mit dem zusammen, was ich Ihnen neulich erzählt habe.»
    «Sie meinen, dass jemand versucht, Sie umzubringen.»
    «Richtig. Es ist Himmler nicht gelungen, den Führer davon zu überzeugen, dass diese boshaften Unterstellungen der Wahrheit entsprechen. Ich habe natürlich alle möglichen Vorkehrungen getroffen. Gewisse Aufzeichnungen, die die Vergangenheit meiner Familie in Halle betreffen und die möglicherweise fehlinterpretiert werden könnten, wurden entfernt. Und die Person, die mich denunziert hat – ein Marinekadett, den ich von der Kadettenschule in Kiel kannte –, dieser Mensch ist bei einem tragischen Unglücksfall ums Leben gekommen. Er wurde getötet, als republikanische Flugzeuge bei einem Angriff auf den Hafen von Ibiza das Panzerschiff
Deutschland
bombardierten. So lautet jedenfalls die offizielle Version. Nun, da seine Intrige gescheitert ist, hegt Himmler zweifellos die Absicht, mich ermorden zu lassen.»
    Der Wagen fuhr vor. Es war ein großer offener schwarzer Mercedes. Der Fahrer, ein SS -Scharführer, sprang heraus und grüßte. Dann öffnete er die große Selbstmördertür und klappte den Vordersitz vor.
    «Wieso hat das so lange gedauert, Klein?», fragte Heydrich.
    «Verzeihung, Obergruppenführer, aber ich war gerade dabei, den Wagen zu tanken, als Sie mich rufen ließen. Wo soll es bitte hingehen?»
    «Schneiderei Holters, Tauentzienstraße 16.»
    «Jawohl, Obergruppenführer.»
    Wir fuhren bis zur Ecke Bülowstraße und dann weiter in westlicher Richtung.
    «Die Aktentasche, die ich Ihnen gegeben habe», sagte Heydrich, «enthält auch Dokumente über den Mann, der Sie denunziert hat. Sie werden sogar feststellen, dass seine Akte in einem gewissen Zusammenhang zur Akte Mielke steht. Wissen Sie, es war Hauptsturmführer Paul Kestner, der Sie angeschwärzt hat. Ihr ehemaliger Schulkamerad und Kripo-Kollege.»
    «Kestner.» Ich nickte. «Ich hab immer gedacht, es wäre jemand anderes gewesen. Diese junge Dame, die ich mal kannte.»
    «Aber es überrascht Sie nicht, dass es Kestner war.»
    «Nein, das kann ich nicht behaupten, Obergruppenführer.»
    «Er war Mitglied der KPD , ehe er sich auf die Seite der Nazis schlug. Wussten Sie das?»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Kestner war es, der seinen KPD -Freunden verraten hat, dass Sie und er vorhatten, nach Hamburg zu fahren, um Mielke zu verhaften. Als Sie die Kripo verließen, sah er das als willkommene Gelegenheit, den Verdacht von sich selbst abzulenken, indem er andeutete, Sie hätten Mielke gewarnt. Und das wäre Ihnen leichter anzuhängen gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, dass Sie

Weitere Kostenlose Bücher