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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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befallen. Sie wussten, was sie erwartete, aber sie waren zu geschwächt, um die Internationale anzustimmen.
    Es dauerte einige Minuten, bis alle Männer draußen versammelt waren und Aufstellung genommen hatten. Die ganze Zeit über dachte ich, dass unmöglich noch mehr Männer aus der Baracke kommen konnten, aber der Strom brach nicht ab, bis schließlich dreihundertfünfzig vor uns standen. Die Warteschlange vom Fegefeuer zur Hölle hätte nicht elender aussehen können. Ich stand vor diesen ausgemergelten, unrasierten Gesichtern, und mit jeder Sekunde wuchs in mir der Wunsch, Monsieur Anislikör und seinen fetten Gendarmen an die Kehle zu springen.
    Der Korse rief die Namen auf, und Bömelburg glich sie mit denen auf seiner Liste ab. Unterdessen schritt ich die Reihen entlang wie weiland der Kaiser, wenn er Eiserne Kreuze an die Tapfersten der Tapferen ausgab, und hielt Ausschau nach einem Mann, den ich seit neun Jahren nicht gesehen hatte. Aber ich entdeckte ihn nicht, und auch sein Name wurde nicht aufgerufen. Ich hatte es nicht anders erwartet. Nach allem, was ich in Heydrichs Akte über Mielke gelesen hatte, war er zu clever, um bei Verhaftung und Internierung seinen richtigen Namen anzugeben. Aber es gab andere, die nicht so geistesgegenwärtig gewesen waren wie der deutsche Komintern-Agent. Und diese Männer wurden jetzt identifiziert und anschließend von den Gendarmen zur Verwaltungsbaracke gebracht.
    «Er ist nicht dabei», erklärte ich schließlich.
    «Der Adjutant hier sagt, es gibt noch eine zweite rein deutsche Baracke», sagte Oltramare. «Hier sind nur die Internationalen Brigaden untergebracht, und es wäre naheliegend, wenn Mielke sich von denen fernhält, vor allem jetzt, wo Stalin sie ausgesperrt hat.»
    Die Männer von Baracke zweiunddreißig wurden wieder hineingetrieben, und wir wiederholten die ganze Prozedur mit den Männern von Baracke dreiunddreißig. Nach Aussage des gelbgesichtigen Korsen – seine Haut sah aus wie gegerbt – handelte es sich um Kommunisten, die aus Hitler-Deutschland geflohen waren, um dann als unerwünschte Personen festgenommen zu werden, als im September 1939 der Krieg erklärt wurde. Sie befanden sich daher in besserer Verfassung als ihre Genossen von den Internationalen Brigaden. Aber das war auch keine Kunst.
    Wieder schritt ich die Reihen der Gefangenen ab, während Bömelburg und der Korse die Namen abglichen. Diese Gesichter waren trotziger als die zuvor, und die meisten Männer blickten mir mit unverhohlenem Hass in die Augen. Manche sahen jüdisch, andere eher arisch aus. Dann und wann blieb ich stehen und musterte den einen oder anderen Mann genauer, aber ich identifizierte keinen der Gefangenen als Erich Mielke.
    Selbst dann nicht, als ich ihn erkannte.
    Als der Korse die letzten Namen aufgerufen hatte, ging ich zurück zu Bömelburg und schüttelte den Kopf.
    «Kein Glück?»
    «Nein. Er ist nicht hier.»
    «Sind Sie sicher? Ein paar von diesen Kerlen sind nur noch Schatten ihrer selbst. Ich glaube, nach sechs Monaten hier würde mich meine eigene Frau nicht wiedererkennen. Sehen Sie nochmal genau hin, Hauptsturmführer.»
    «Jawohl, Sturmbannführer.»
    Und während ich die Gefangenen noch einmal in Augenschein nahm, gab ich eine Erklärung ab, um bei Bömelburg Eindruck zu schinden.
    «Alle mal herhören», sagte ich. «Wir suchen nach einem Mann namens Erich Fritz Emil Mielke. Vielleicht kennt ihr ihn unter einem anderen Namen. Politik interessiert mich nicht. Er wird wegen des Mordes an zwei Berliner Polizisten im Jahre 1931 gesucht. Ich bin sicher, viele von euch haben damals in der Zeitung darüber gelesen. Der Mann ist dreiunddreißig Jahre alt, helles Haar, mittelgroß, braune Augen. Er ist ein Protestant aus Berlin. Dort hat er hat das Köllnische Gymnasium besucht. Spricht vermutlich recht gut Russisch und ein bisschen Spanisch. Möglicherweise ist er ein geschickter Handwerker. Sein Vater ist Holzarbeiter.»
    Während ich sprach, spürte ich Mielkes Blick auf mir. Er wusste, dass ich ihn erkannt hatte, genauso wie er mich erkannt hatte, und bestimmt fragte er sich, warum ich ihn nicht auf der Stelle mitnahm und was zum Teufel hier vor sich ging. Ich steckte meine Pistole ins Halfter und nahm meine Offiziersmütze ab, um etwas weniger wie ein Nazi auszusehen.
    «Männer, ich verspreche euch eines. Falls einer von euch Erich Mielke jetzt identifiziert, bitte ich persönlich den Lagerkommandeur um seine baldige Entlassung.»
    Das war so ein

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