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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sorgen. Ich hab’ volles Verständnis. Mach dir auch keine Gedanken drüber, was du mir erzählen mußt. Mommy sorgt schon lange für sich. Ich hatte bloß diesen unwiderstehlichen Drang, mal für neununddreißig Dollar mit Kamikaze-Airlines zu fliegen.«
    »Was ist in Key West passiert?‹
    »Ich hab’ die Stelle gewechselt, und das hat nicht so recht geklappt.«
    »Wie das?«
    Sie mied meinen Blick und schaute hinaus in den heißen Schatten der Pecanobäume.
    »Ich hab’s einfach nicht mehr ausgehalten, Tag für Tag irgendwelche Bauernlackel aus Iowa mit Pommes abzufüttern. Und dann hab’ ich diesen Kerl kennengelernt, der auf der andern Seite der Insel ’ne Disco hat. Angeblich ein Klasseschuppen, lauter Leute, die massenhaft Trinkgeld geben. Aber jetzt rat mal, was da wirklich läuft. Ich komm’ drauf, daß die Hütte voller Schwuchteln steckt und der Typ und sein erster Barkeeper ihre Kunden zu später Stunde auf die ganz Schlaue leimen. Ein Tourist gerät da rein, ein Kerl, der irgendwo Frau und Kinder hocken hat, und wenn er dann hübsch angesäuselt ist und irgendein Jüngelchen betatscht, nehmen die seine Mastercard, setzen ihm ein paar Magnumflaschen Sekt zu dreißig Dollar das Stück auf die Rechnung und machen später die Unterschrift nach. Wenn er einen Monat danach die Abrechnung kriegt, hält er schön die Klappe, weil er entweder nicht mehr weiß, was er gemacht hat, oder niemand erfahren soll, daß er sich mit der Firma vom andern Ufer eingelassen hat.
    Eines Nachts also hab’ ich dem Besitzer und seinem Barkeeper kurz nach Ladenschluß gesagt, daß ich sie für ein Paar Drecksäcke halte. Der Besitzer hockt auf dem Stuhl neben mir, grinst mich verständnisvoll an, als wär’ ich grade vom Viehwaggon abgestiegen, und grapscht mir mit der Hand am Bein rum. Und die ganze Zeit schaut er mir in die Augen, weil er weiß, daß Mommy kein Geld hat, daß Mommy keinen andern Job hat, daß Mommy keinen einzigen Freund hat. Bloß daß ich grade ’n Kaffee trinke, der so heiß ist, daß man damit den Lack von ’nem Schlachtschiff abwaschen könnte, und den kipp’ ich ihm mitten auf die Eier.
    Am nächsten Tag hab’ ich gehört, daß er rumläuft, als wär’ er mit dem Sack in ’ne Mausefalle geraten. Aber –« sie schnalzte mit der Zunge und warf die Haare zurück – »ich hab’ genau noch hundertzwölf Eier, Streak, und keinerlei Aussicht auf Abfindung, weil der Kerl und sein Barkeeper dem Arbeitsamt erzählen, ich hätte Drinks nicht eingebont und in die eigene Tasche gewirtschaftet.«
    Ich rieb ihr mit der Hand über den Nacken und ergriff ihre Koffer.
    »Wir haben ein großes Haus. Tagsüber wird’s manchmal ein bißchen heiß, aber nachts ist es kühl. Ich glaube, hier wird’s dir gefallen«, sagte ich und öffnete ihr die Fliegendrahttür. »Ich brauch’ auch jemand, der mir unten an der Anlegestelle hilft.«
    Und dabei dachte ich: O Gott, steh mir bei.
    »Du meinst, Würmer und all das Zeug verkaufen?« fragte sie.
    »Klar.«
    »Wow! Würmer! Bleib mir bloß damit weg, Streak.«
    »Dann sind da noch ein kleines Mädchen und ein Babysitter, die bei mir leben. Aber hinten ist ein Zimmer, das wir nicht benutzen. Ich stell’ ein Klappbett rein und bau’ einen Ventilator ans Fenster.«
    »Oh.«
    »Ich schlaf hier vorn auf der Couch, Robin.«
    »Ja, verstehe.«
    »Schlaflosigkeit und so. Ich seh’ mir jeden Abend noch den Spätfilm an, bis ich wegsacke.«
    Ich sah, wie ihr Blick zu dem Vorhängeschloß an meiner Schlafzimmertür schweifte.
    »Macht ’n großartigen Eindruck, dein Haus. Bist du hier aufgewachsen?« fragte sie.
    »Ja.«
    Sie setzte sich auf die Couch, und jetzt merkte man ihr die Erschöpfung an. Sie drückte ihre Zigarette in der leeren Zuckerdose auf dem Kaffeetisch aus.
    »Du rauchst nicht, wie? Vermutlich verstänker’ ich dir die ganze Hütte«, sagte sie.
    »Mach dir deswegen keine Gedanken.«
    »Dave, ich weiß, ich mache dir Umstände. Hatte ich nicht vor. Aber manchmal steht man als Mädchen mit dem Rücken an der Wand. Weißt du, für mich heißt das, daß ich entweder dir zur Last falle oder wieder auf die Fleischbeschau gehe. Aber das bring’ ich einfach nicht mehr.«
    Ich setzte mich neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter. Ich spürte, daß sie sich zunächst sträubte, dann lehnte sie sich an meine Brust. Ich strich ihr mit dem Finger über Wange und Mund und küßte sie auf die Stirn. Ich versuchte mir einzureden, ich wolle ihr nur ein Freund

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