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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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weggeputzt ist. Jetzt raten Sie mal, was passiert? Er sucht sich genau das falsche Haus aus. Ein holländischer Geschäftsmann verdrückt grade ein Dutzend Schnecken, als unser guter Sergeant sein halbes Gesicht auf der Bluse von seiner Frau verteilt.«
    »Ich geb’ Ihnen einen guten Rat, Minos: Scheißen Sie auf Vietnam. Streichen Sie das ein für allemal aus Ihrem Leben.«
    »Ich red’ gar nicht von Vietnam. Ich rede von Ihnen und mir, Partner. Wir stecken beide in einem hinterfotzigen Scheißspiel.«
    »Hören Sie, bestellen Sie sich was zu essen, und dann komm’ ich zu Ihnen raus.«
    »Es gibt da ein paar Regierungsleute, die mit Romero einen Deal machen wollen.«
    »Was?«
    »Er weiß haufenweise Scheiße über eine Menge Leute. Für uns ist er sehr wertvoll. Jedenfalls für irgend jemand.«
    Ich spürte, wie meine Hand sich am Hörer verkrampfte. Der Holzstuhl, auf dem ich saß, drückte hart gegen meine nackten Schenkel und am Rücken.
    »Ist das schon abgemachte Sache?« fragte ich. »Ihre Leute reden wirklich mit Romero? Die wissen, wo er sich aufhält?«
    »Sagen Sie nicht ›meine Leute‹. Er hat anderen Bundesagenten in New Orleans eine Nachricht zukommen lassen. Die wissen nicht, wo er steckt, aber er sagt, wenn der Deal nicht steht, kommt er aus der Deckung. Wissen Sie, was ich denen gesagt habe?«
    Mein Atem pfiff in den Löchern der Sprechmuschel.
    »Ich hab’ denen gesagt: Ihr könnt mit ihm aushandeln, was ihr wollt, aber Robicheaux spielt da nie mit«, sagte er. »Ich muß sagen, ich hatte ein richtig gutes Gefühl dabei.«
    »In welcher Bar sind Sie jetzt?«
    »Vergessen Sie’s einfach. Aber ich hatte doch recht, oder? Sie machen bei dem Deal nicht mit.«
    »Ich möchte morgen mit Ihnen reden.«
    »Verdammt, nein. Was Sie hier und heute hören, ist alles, was Sie je bekommen werden. Jetzt möchte ich aber auch, daß Sie mir ganz offen und ehrlich was erzählen. Sie müssen gar nichts zugeben. Sagen Sie mir nur, daß ich mich irre. Sie haben den Toyota gefunden, Sie haben sich Keats geschnappt, Sie haben ihn mit zum Wasser genommen, ihm eine 45er zwischen die Rippen gesetzt und ihm die Lunge aus dem Leib geblasen. Richtig?«
    »Falsch.«
    »Jetzt kommen Sie schon, Robicheaux. Sie sind bei dem Haitianer in New Orleans aufgetaucht, kurz nachdem die Cops da waren. Wie stehen die Chancen, daß Sie da bloß reingestolpert sind? Dann taucht ein anderer Kerl, den Sie hassen, jemand, dem Sie die Nase mit einem Billardstock zu Brei geschlagen haben, mausetot im Henderson-See auf. Keats stammt aus Brooklyn. Er kennt sich in der Gegend hier überhaupt nicht aus. Dasselbe gilt für Romero. Aber Sie haben Ihr ganzes Leben lang in diesen Sümpfen geangelt. Wenn andere Leute als diese Hinterwäldlerbullen den Fall in die Hand bekommen hätten, säßen Sie jetzt im Gefängnis.«
    »Nehmen Sie zwei Pillen Vitamin B und vier Aspirin, bevor Sie zu Bett gehen«, sagte ich. »Morgen werden Sie die Meile zwar nicht in vier Minuten laufen, aber wenigstens kriechen keine Schlangen um ihr Bett.«
    »Ich bin also stockvoll, wie?«
    »Sie haben’s erfaßt. Ich mach’ jetzt Schluß. Ich hoffe, man dreht Sie nicht durch die Mangel. Für einen Regierungsmenschen sind Sie ein ganz guter Kerl, Dunkenstein.«
    Er redete noch weiter, als ich den Hörer wieder auf die Gabel legte. Draußen auf den Feldern konnte ich Nachtvögel schreien hören.
    An diesem Tag führte ich Robin und Alafair nach der Arbeit zum Essen nach Cypremort Point aus. Wir aßen in einem baufälligen, mit einem Windschutz umgebenen Restaurant an der Bucht Krabben und Bluepoint-Austern, und im malvenfarbenen Zwielicht wirkte das Wasser flach und grau, wo es sich nicht unter einer leichten Brise kräuselte wie Runzeln auf einer Farbschicht, und im Westen hoben sich weit entfernt Schilfinseln vor dem letzten roten Glühen der Sonne am Horizont ab. Hinter uns konnte ich die lange, zweispurige Straße sehen, die bis zur Spitze der Landzunge führte, die toten Zypressen, die nun im Schatten lagen, die auf hohen Pfählen über versunkenen Wäldern thronenden Anglerhütten, die an den Stützpfeilern vertäuten Einbäume, die Teppiche aus blühenden Wasserlilien auf den Kanälen, die kleinen weißen Reiher, die mit ausgebreiteten Schwingen in den lavendelfarbenen Himmel stiegen wie ein geflüstertes Gedicht.
    Die großen elektrischen Ventilatoren im Restaurant vibrierten, die Holztische waren mit Krebsschalen übersät, Käfer klatschten gegen den Fliegendraht,

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