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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Diamanten. Die viermotorige Maschine kippte nach unten, beschrieb einen weiten Bogen über dem Wasser, richtete sich dann aus für den Anflug auf den Flughafen, und ich konnte jetzt den schmalen Streifen des Highways sehen, der von Key West nach Miami führt, die Kokospalmen entlang den Stränden, die Lagunen voller Segelboote und Jachten, den Riementang, der in der Unterströmung wogte, die Brecher, die an den Enden der Außenpiers gischtend hochschäumten, und dann plötzlich die baumbestandenen, neonerleuchteten Straßen von Key West im letzten blassen Abendglühen der untergehenden Sonne.
    Es war die Stadt der Feigen, der Meeresfrüchte, der Mahagoni- und Schirmbäume, Kokos- und Königspalmen, der Hängegeranien, des Südstaatenjasmin und der Bougainvillea, die in strahlendem Blutrot erblühten. Die Stadt war auf Sand und Korallen gebaut, umgeben von Wasser, die Holzhäuser farblos und grau von der Salzluft. In früherer Zeit war sie die Heimstatt von Indianern, Jean Lafittes Piraten, Strandräubern, die Handelsschiffe auf die Riffe lockten und die Wracks dann ausschlachteten, James Audubon, Rumschmugglern, kubanischen Exilpolitikern, Malern, Homosexuellen, Rauschgiftschmugglern und ausgebrannten Obdachlosen, die auf dem Kontinent so weit gedrückt worden waren, daß sie nirgendwo anders mehr hin konnten.
    Es war eine Stadt aus Pappmaché und hinter Laubhecken versteckten Bierkneipen, Lokalen, in denen man rohe Austern aß, Restaurants, die nach frittierten Muscheln, gekochten Krebsen und scharf gebratenen Schwertfischen rochen, offenen Plätzen zwischen den Pinien, wo Fischer ihre Hummerfallen aufbewahrten, ziegelroten Warenhäusern und Waffenmagazinen der Regierung aus dem neunzehnten Jahrhundert, schattigen Straßen, gesäumt von farblosen, windschiefen Häusern mit Holzläden vor den Fenstern und abgesunkenen Veranden. Die Touristen waren wegen der Sommerhitze abgereist und die Straßen im Zwielicht fast menschenleer; die Stadt hatte sich in sich zurückgezogen. Der Taxifahrer mußte auf dem Weg zum Hotel tanken, und ich schaute aus dem Fenster auf eine Gruppe alter Schwarzer, die auf Holzkisten vor einem winzigen Gemüseladen saßen, auf die Feigenwurzeln, die auf den Bürgersteigen den Beton aufsprengten, auf das purpurne Dämmerlicht auf dem Ziegelpflaster der Straße und die dunklen Bäume, und einen flüchtigen Augenblick war mir, als hätte ich New Iberia nie verlassen, als wäre ich nicht einen Schritt weitergegangen, tiefer hinein in meine Probleme. Doch das war ich.
    Ich mietete mich in einem Motel an der Südspitze der Insel ein und ließ mir einen Liter Jim Beam und einen kleinen Kübel Eis aufs Zimmer bringen. Ich trank ein paar auf die Schnelle, mit Wasser verdünnt, duschte danach und zog mich an. Durch mein Fenster konnte ich die Palmen sehen, die auf dem verlassenen Strand vom Wind gepeitscht wurden, und das schwindende Abendlicht am Horizont. Das Wasser hatte jetzt eine burgunderdunkle Farbe angenommen, und Wellen schäumten hoch an einem Korallenriff, das für ein halbes Dutzend Segelboote einen kleinen Hafen bildete. Ich öffnete die Glaslamellen weit, um die kühle Brise ins Zimmer zu lassen, machte mich dann auf den Weg zur Duval Street in der Innenstadt und zum Restaurant meines Freundes, wo Robin als Kellnerin arbeitete.
    Aber mein Stoffwechsel lief trocken, noch bevor ich es bis zur Duval Street geschafft hatte. Ich machte im Sloppy Joe’s halt, nahm an der Bar einen Drink und versuchte, all meine vagen Gedanken und merkwürdigen Unternehmungen des Tages noch einmal genau durchzugehen. Richtig, nicht alles, was ich getan hatte, war übereilt gewesen. Noch immer war Robin die beste Verbindung zu jener Ansammlung hirnloser Typen in New Orleans, die im Dienst von Bubba Rocque standen, und ich hatte mit meinem Freund ein Ferngespräch geführt, um sicherzugehen, daß sie noch im Restaurant arbeitete. Doch ich hätte sie auch am Telefon fragen können oder es zumindest versuchen, bevor ich mich dazu entschloß, nach Key West zu fliegen.
    Was mich, jedenfalls vorübergehend, den wirklichen Grund begreifen ließ, weswegen ich hier war: Es ist ein lausiges Gefühl, allein zu sein, besonders dann, wenn man nichts richtig auf die Reihe bekommt, besonders, wenn man besoffen ist und drauf und dran, wieder einmal sein Leben zu versauen, und diesmal in ganz großem Maßstab. Vor allem aber, weil irgendwer »Baby Love« in der Musikbox gedrückt hatte.
    »Warum nehmen Sie nicht ein paar Platten in

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