Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Dienststelle angekündigt, daß Sie sich verspäten. Legen Sie jetzt auf.«
Ein paar Minuten später beobachtete ich, wie er seinen Dienstwagen aus dem Fuhrpark der US-Regierung auf der Zufahrt vor meinem Haus ausrollen ließ. Er schlug die Autotür zu und machte lange Schritte um die Schlammpfützen. Seine Slipper waren blankgeputzt, die Kammgarnhosen messerscharf gebügelt, sein hübsches, helles Gesicht glänzte von einer scharfen Naßrasur. Den polierten braunen Hosengürtel hatte er hoch über die Hüfte gezogen, was ihn noch größer wirken ließ, als er war.
»Haben Sie eine Tasse Kaffee für mich?« sagte er.
»Was wollen Sie von mir, Minos?« Ich hielt ihm die Fliegendrahttür auf, kann mir aber vorstellen, daß meine Miene und mein Tonfall nicht gerade einladend waren.
Er kam herein und schaute auf Alafairs Malbuch auf dem Fußboden.
»Vielleicht will ich gar nichts. Vielleicht will ich Ihnen nur helfen«, sagte er. »Warum versuchen Sie nicht mal, etwas weniger empfindlich zu sein? Jedesmal wenn ich mich mit Ihnen unterhalte, sind Sie wegen irgendwas völlig ausgerastet.«
»Sie sind bei mir zu Hause. Sie sind auf meinem Spielfeld. Hilfe habe ich von Ihnen bisher nicht bekommen. Also lassen Sie den Schmus.«
»Na schön. Sie haben ja recht. Ich habe Ihnen gesagt, wir würden die Angelegenheit in die Hand nehmen. Haben wir nicht. So läuft das eben manchmal. Sie wissen das. Soll ich jetzt nach Luft japsen?«
»Kommen Sie in die Küche. Ich mache mir Studentenfutter mit Erdbeeren. Möchten Sie auch was?«
»Hört sich gut an.«
Ich goß ihm eine Tasse Kaffee und heiße Milch ein. Das Licht im Hinterhof war bläulich.
»Ich habe auf der Beerdigung nicht mit Ihnen gesprochen. Beileidsbezeigungen liegen mir nicht. Aber ich wollte Ihnen sagen, daß es mir leid tut«, sagte er.
»Ich hab’ Sie gar nicht gesehen.«
»Ich bin nicht auf den Friedhof gekommen. Ich finde, der ist nur was für die Angehörigen. Ich glaube, Sie sind ein Stehertyp.«
Ich füllte zwei Schüsseln mit Studentenfutter, Erdbeeren und Bananenscheiben und stellte sie auf den Tisch. Er schob einen Löffel voll in den Mund, und Milch tropfte von seinen Lippen. Im Licht der Deckenlampe schimmerte die Kopfhaut unter den kurzgeschnittenen Haaren.
»Das ist genau das Richtige, oder«, sagte er.
»Was ist der Grund, weswegen ich heute zu spät zur Arbeit komme?« Ich setzte mich zu ihm an den Tisch.
»Eine dieser Patronenhülsen, die Sie aufgelesen haben, trug einen wunderschönen Daumenabdruck. Raten Sie mal, wen die Polizei von New Orleans in ihrer Kartei gefunden hat.«
»Sagen Sie’s mir, Minos.«
»Victor Romereo schießt auf Sie, Partner. Ich bin überrascht, daß er Sie nicht erwischt hat. Er ist in Vietnam Scharfschütze gewesen. Ich hab’ gehört, daß Sie sein Auto total zusammengeschossen haben.«
»Woher wissen Sie, daß New Orleans seinen Abdruck gefunden hat? Ich hab’ noch nichts drüber erfahren.«
»Wir haben ihn uns schon lange vor Ihnen reserviert. Die Städter kontaktieren uns jedesmal, wenn sein Name auftaucht.«
»Ich möchte, daß Sie mir ohne jedes Drumherumgerede eins ganz offen sagen: Glauben Sie, daß die Regierung bei dieser Sache die Hand im Spiel haben könnte?«
»Bleiben Sie auf dem Teppich.«
»Soll ich’s noch mal sagen?«
»Sie sind ein guter Cop. Fallen Sie nicht auf diese Verschwörungsphantasien rein. Das ist nicht Ihr Stil«, sagte er.
»Ich bin zur Einwanderungsbehörde in New Orleans gegangen. Dieser Monroe plagt sich offenbar mit ganz persönlichen Schuldgefühlen.«
»Was hat er Ihnen erzählt?« Seine Augen schauten mich mit neu erwachtem Interesse an.
»Er ist einer von den Typen, die ein reines Gewissen brauchen. Ich hab’s ihm nicht gegeben.«
»Das heißt, Sie glauben wirklich, daß jemand von der Regierung Sie umlegen lassen will?«
»Ich weiß nicht. Aber ganz gleich, von welcher Seite man stochert, es ist Scheiße, was bei denen zum Himmel stinkt.«
»Aber sehen Sie mal, die Regierung legt doch nicht ihre eigenen Bürger um. Sie verirren sich da in lauter Sackgassen. Das führt zu nichts.«
»So? Dann versuchen Sie’s damit: Was sind das wohl für Amerikaner, die die Regierung da unten in Mittelamerika einsetzt? Pfadfinder? Burschen wie Sie?«
»Das ist nicht hier bei uns.«
»Victor Romereo ist ganz sicher hier.«
Er holte tief Luft.
»Na schön. Vielleicht können wir ihnen das anhängen«, sagte er.
»Wann haben Sie zum letzenmal davon gehört, daß
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